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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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Ausfahrten in die Umgebung entdeckt; andernfalls hätte sie ihren Wohnsitz wahrscheinlich hier anstatt in Richmond aufgeschlagen, so gut gefiel er ihr.
    „Irgendwann sollten wir einmal per Boot herkommen“, sagte Lord Elyot, als die Kutsche in die Auffahrt nach Elwick Lodge einschwenkte. „Vom Fluss aus bietet sich ein ganz herrlicher Blick auf das Haus.“
    Das Anwesen breitete sich inmitten weiter, terrassenartig zur Themse abfallender Rasenflächen aus. Dreigeschossig, mit rosenüberrankten Mauern und von gewaltigen Lindenbäumen umgeben, bot es einen wahrhaft beeindruckenden Anblick, und der glitzernde, von Booten gesäumte Flusslauf vervollständigte das Bild.
    Über die von Säulen eingefasste breite Freitreppe eilten dienstfertige Lakaien der Kutsche entgegen, und eine Meute schwarzer Labradorwelpen sprang die Stufen hinab, gefolgt von zwei Kindern mit der Kinderfrau im Schlepptau.
    Wie wenn man einen Korken aus einer Flasche zog, so quoll das Haus plötzlich über von heiteren Menschen, alle eifrig bedacht, die Gäste zu begrüßen. Jeder Zweifel Amelies, ob sie wohl freundlich aufgenommen werde, wurde angesichts der ausgedehnten Elwick-Sippe zerstreut, die sie sogleich in ihre Mitte zog, als hätte sie immer schon dazugehört. Caterina, die schon einmal zu Besuch gewesen war, wurde wie eine lange vermisste Cousine begrüßt, und Kinderfrau und Mutter konnten sie nur um ein Haar vor vier eifrig grapschenden Kinderhänden bewahren.
    In dem allgemeinen Aufruhr war kaum eine korrekte Vorstellung möglich, sondern die gesamte Gesellschaft wurde durch das breite Portal in eine riesige, von Säulen flankierte, mit Marmor ausgelegte Halle geschwemmt, von deren hohem, kunstvoll geziertem Gewölbe bunte Bänder flatterten.
    „Guck, das ist, weil Mama Geburtstag hat“, rief das kleine blonde Mädchen mit heller Stimme. „Guck doch, Onkel Nick!“
    Amelie, die bisher eine gewisse Zurückhaltung hatte walten lassen, gestand sich ein, dass sie ihre Vorstellungen von Lord Elyots kritischer Verwandtschaft revidieren musste, denn diese Szene passte nun gar nicht in das Bild. Natürlich wusste sie nicht, ob Adorna Elwick nun regelmäßig Lord Elyots jeweiligen Anhang empfing oder ob sie die Ausnahme war. Jedenfalls lächelte die junge Frau ebenso echt und herzlich wie ihre Kinderchen. „Bitte, Sie müssen Dorna zu mir sagen“, verkündete sie sofort. „Wissen Sie, die Namen werden seit Generationen in der Familie weitergegeben, wir können dem nicht entkommen.“
    „Dorna, darf ich Ihnen die herzlichsten Glückwünsche aussprechen?“, sagte Amelie.
    „Gern, ich danke Ihnen.“ Adorna beäugte die große Kiste, die ein Hausknecht hereingebracht hatte. „Wenn das von euch beiden ist“, sagte sie zu ihren Brüdern, „ist es das erste Geschenk, das ich rechtzeitig bekomme.“ In ihrer kultivierten Stimme klang Zuneigung mit, und ihre blaugrauen Augen blitzten vor Lachen. Anders als ihre Geschwister war sie blond und hellhäutig und trotz ihrer Mutterschaft mädchenhaft schlank. Voller Selbstbewusstsein trug sie ein modisches Gewand aus hauchfeinem Musselin, der so durchscheinend war, dass kein Detail ihres Körpers der Vorstellungskraft überlassen blieb.
    Sie besaß eine liebenswürdige Unbekümmertheit, die sie, wie Amelie fand, befähigte, auch einen äußerst hässlichen Teekocher gelassen entgegenzunehmen und ihn sogar Freunden als einen großen Spaß zu verkaufen. Trotzdem wünschte Amelie nun, dass sie neulich bei der Auswahl ihrem Ärger nicht nachgegeben hätte, denn sie mochte Adorna schon jetzt.
    Eigentlich musste man die ganze Familie mögen, vom dem gemütlichen, ein wenig lethargischen Sir Chad bis hin zu dessen Eltern und diversen Schwägerinnen und Schwägern.
    Ganz anders Colonel Tate, ein Nachbar und alter Freund der Familie, der die unangenehme Angewohnheit hatte, auszusprechen, was ihm gerade durch den Kopf ging. Das brachte ihm oft genug Gelächter ein, ebenso oft aber auch peinliches Schweigen. Als er Amelie vorgestellt wurde, rückte er mit einer Hand seine altmodische Perücke zurecht, hob mit der anderen sein Einglas. Nachdem er die Perlenschnur, die sie trug, ausgiebig betrachtet hatte, ließ er das Glas mit einem verblüfften Grunzen fallen. „Na, Bürschchen“, sagte er, seine blutunterlaufenen Augen auf Lord Seton richtend, „hast dir ja einen hübschen Goldfasan ausgesucht! Wie viel ist sie wert? Na, die wird dich wieder flüssig machen, wenn du es schaffst, sie zu halten! Was,

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