Skandal um Lady Amelie
Rätsel.
„Nein, gar nicht. Sie werden einander mögen, ganz bestimmt. Alle werden Sie mögen.“
„Und die andere Einladung?“
„Ist ebenso angenehm. Eine musikalische Soiree in Ham House. Interessante Leute, Künstler, Dichter. Es wird Ihnen Freude machen. Das ist übermorgen. Natürlich ist Caterina ebenfalls eingeladen. Sie wird Aufsehen erregen.“
Wieder las er in ihren ausdrucksvollen Augen, was in ihr vorging – dass vermutlich sie selbst Aufsehen erregen würde, dass er sie wie einen Siegespreis vorzeigen wollte. Er spürte ihren inneren Widerstreit, die Erregung, von einem Mann begehrt zu werden, ihr Zögern, diese neue Rolle anzunehmen und ihr Leben in die Hand eines noch vollkommen Fremden zu legen. In seine.
„Ich verstehe Sie nicht“, sagte sie schließlich. „Warum tun Sie das? Sie müssen doch einfachere Methode kennen, eine Frau für sich zu gewinnen.“
„Eine Frau wie Sie, Madam? Wohl kaum. Vielleicht hatte ich ja bisher immer zu leichtes Spiel. Vielleicht muss ich mir mehr Mühe geben. Vielleicht waren meine früheren Verbindungen auch deshalb von so kurzer Dauer, weil es keinerlei Anreiz gab, sie länger fortzuführen. Jedenfalls habe ich mich noch nie zuvor erboten, ein siebzehnjähriges Mädchen in Schlepptau zu nehmen.“
„Dann muss ich mich geschmeichelt fühlen, Sir, und natürlich dankbar sein.“
„Nicht dass ich wüsste. Aber ich weiß eines – dass kein Mann weit und breit, der mich mit Ihnen sieht, sich über die eilige Verlobung wundern wird. Er wird sich allenfalls fragen, wie es mir gelingen konnte, und mich unendlich beneiden. Vielleicht beantwortete das ja Ihre Frage, warum ich Sie nicht aus der Hand lasse. Nennen Sie es meinetwegen Stolz. Stolz darauf, die Beste gefunden zu haben, ohne dass sie mir wieder entwischen kann.“
Während er gelassen diese ein wenig fragwürdigen Komplimente von sich gab, die umso glaubwürdiger waren, als sie unerwartet kamen, hatte sie mit gesenktem Kopf und erhitzen Wangen verharrt.
„Gefangen genommen oder gekauft?“, sagte sie leise. „Mir scheint nicht, dass Sie beim Einfangen sehr viel Mühe hatten, es fiel Ihnen wohl eher in den Schoß, Mylord.“
Trügerisch langsam schlenderte er zu ihr hinüber, doch sein Griff um ihren Arm war schmerzhaft fest. „Ich bezog mich darauf, die Beute zu behalten, nicht auf den Fang, wie Sie sehr gut wissen, Mylady. Und ich werde Sie nicht in absehbarer Zeit freigeben. Glauben Sie mir das.“
„Bis all die Leichen in meinem Keller nicht länger versteckt werden können, meinen Sie natürlich.“
Forschend sah er ihr ins Gesicht. „Noch mehr Leichen? Was wollen Sie damit sagen? Hurst? War er doch Ihr Geliebter?“
In aufflammender Wut versuchte sie sich loszureißen. „Ich hätte wissen müssen, dass Sie mir nicht glauben“, rief sie erbittert. „Noch einmal, laut und deutlich: Ich hatte nie einen Geliebten! So, glauben Sie das oder nicht!“
„Sehr schön. Und da wir gerade dabei sind, sage auch ich Ihnen etwas: Meine Dame, ich will Sie in meinem Bett und an meiner Tafel, und je eher wir die Probe aufs Exempel machen, desto besser für uns beide. Und falls Sie vorhatten, dieses Vergnügen hinauszuzögern, dann haben Sie sich verrechnet. Ich stimmte zu, nichts zu überstürzen, doch ich werde nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten.“
Seine nicht sehr zärtliche Miene und der zynische Klang des Wortes „Vergnügen“ riefen nicht unbedingt herzliche Empfindungen in ihr hervor. Sie flüsterte nur: „Sie tun mir weh.“
„Verzeihen Sie.“ Er ergriff ihre Hand, zog sie an seine Lippen und hauchte einen zarten Kuss in die Innenfläche, ehe er ihre Finger darüber schloss. „Ich will Sie nicht erschrecken, Amelie. Habe ich Sie erschreckt?“
Einen Moment zögerte sie, dann sagte sie: „Sir, Sie haben heute eine große Sorge von mir genommen, die mich gequält hat, seit ich hierher zog. Es erleichtert mich unendlich. Könnten nur meine anderen Sorgen ebenso einfach beseitigt werden. Verglichen damit macht es nicht viel, Ihre mannhaft ausgesprochene Absicht zu vernehmen. Nein, Sie haben mich nicht erschreckt, aber ich werde nicht Hals über Kopf in Ihrem Bett landen, nur um eine Rechnung mit Ihnen zu begleichen. Ich habe es nicht darauf angelegt, in Ihrer Schuld zu stehen, ich habe den Einsatz nicht gewählt, und ich werde nicht auf der Stelle zahlen, nur weil Sie nicht warten mögen. Es tut mir leid, Mylord, aber Sie sollten wissen, wie es steht.“
„Bravo!“, sagte
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