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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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Junge?“
    Peinlichst berührt sagte Lord Seton: „Onkel, das ist ein Missverständnis. Leider ist Lady Chester mit meinem Bruder verlobt, nicht mit mir.“
    „Elyot? Das viele Geld für dich? Du bist doch nicht auch in der Klemme, oder? Als ich in deinem Alter war …“
    „Danke, Colonel, für Ihre finanziellen Ratschläge“, sagte Lord Elyot, „doch sie sind unnötig, versichere ich Ihnen. Lady Chesters pekuniären Verhältnisse gehen niemanden außer ihr selbst etwas an.“ Er hakte Amelie unter und führte sie fort. „Gehen wir hinüber? Himmel, Dorna“, flüsterte er seiner sichtlich verlegenen Schwester zu, „warum hast du diesen grässlichen alten Schwätzer eingeladen? Du kennst ihn doch!“
    „Er hat sich selbst eingeladen!“ Sie beugte sich zu Amelie. „Ach, bitte, beachten Sie ihn einfach nicht. Er meint es nicht böse.“
    Amelie lächelte nur. Leute vom Schlag des Colonels hatte sie schon oft genug getroffen. „Ich bin nicht beleidigt. Goldfasan ist ja ein recht harmloser Ausdruck.“ Allerdings sah sie sich forschend um. Ob Caterina das alles mitbekommen hatte? Doch deren Aufmerksamkeit gehörte ganz einem jungen, gut aussehenden Dandy mit hellbraunen, modisch zerzausten Locken, dem die Kragenspitzen bis über die Ohren reichten.
    „Das ist Tamworth“, erklärte Lord Elyot, „wir nennen ihn alle Tam. Sir Chads jüngerer Bruder. Und das da drüben“, er wies unauffällig auf eine junge Dame in Amelies Alter, „ist Hannah, seine Schwester. Sie ist eher gesetzt, ganz anders als Tam.“
    „Ich möchte sie gern kennenlernen“, meinte Amelie.
    Doch es gab vordringlichere Begrüßungen zu absolvieren, als da waren Lady Appelton, ebenfalls eine Schwester Sir Chads, und deren hochnäsiger Gatte, der die ganze Veranstaltung gelangweilt ertrug. Seine geschwätzige Gemahlin äußerte weitschweifige Begeisterung darüber, dass Lord Elyot den Ehestand nun ernstlich ins Auge fasste, und konnte sich mit indiskreten Fragen nicht genugtun. Amelie überließ die Antworten ihrem Begleiter und nahm erfreut zur Kenntnis, dass er die Kunst der höflichen, doch nichtssagenden Konversation hervorragend beherrschte.
    Während des Dinners erfolgte nach und nach die Übergabe der Geschenke, die Amelie ein wenig bedrückt erwartet hatte. Das alles ging jedoch ebenso laut und heiter vonstatten wie zuvor die Begrüßung. Die zweifelhafte Teeapparatur erntete amüsiertes Staunen und mehrere scherzhafte Vorschläge zu ihrer Verwendung, doch Adorna verkündete, als Erinnerung daran, dass ihre Brüder nicht immer ihren Geburtstag vergäßen, werde sie dem Ungetüm einen Ehrenplatz in einer verspiegelten Nische einräumen, wo seine Scheußlichkeit vervielfacht werde.
    Als Lord Elyot Amelies betretene Miene wahrnahm, zog er wissend eine Braue hoch, was ihr zeigte, dass er den Grund für ihre Wahl des Geschenks sehr wohl verstanden hatte.
    Sie wandte sich nach rechts, wo seine Schwägerin Hannah saß und ihn, wie Amelie glaubte, mit kaum verhüllter, schmerzlicher Anbetung anschaute.
    Wie Amelie war Hannah kein junges Mädchen mehr. Sie war nett und durchaus anziehend, doch nicht, was man landläufig schön nannte. Hellhaarig und hellhäutig, wirkte sie mit ihrer gelassenen Art wenig auffällig, sodass der grobschlächtige Colonel sie für fade und geistlos hielt. Mehrfach warf er ihr über den Tisch hinweg plumpe, unfeine Bemerkungen zu, sodass sie wiederholt errötete. Amelies Herz flog ihr sofort zu, doch sie hielt die Einladung, die ihr auf der Zunge lag, zurück, die, falls Hannah tatsächlich Lord Elyot liebte, nur taktlos wäre und zu Komplikationen führen konnte.
    Zwischen den einzelnen Gängen wurden weitere Geschenke ausgepackt, unter anderem Amelies Gabe, ein Aquarell, das sie selbst für eines ihrer besten hielt. Es stellte ein Beet violetter Iris dar.
    „Guter Gott“, rief Lord Appleton herablassend, „Sie können wirklich malen! Ungewöhnlich gut getroffen für einen Amateur!“
    „Ich wusste nicht, dass du ein Fachmann bist, Appleton“, sagte Lord Elyot trocken. „Du hältst es übrigens verkehrt herum.“
    Stirnrunzelnd beeilte er sich, es umzudrehen, und stammelte: „Äh … ja … Angeln ist, glaube ich, mehr mein Metier.“
    „Dann bleib auch besser dabei, alter Knabe. Dieses Stück wurde letztes Jahr in der Royal Academy ausgestellt.“
    „Oh, ja? Mein Gott!“, sagte Lord Appleton beschämt und gab das Bild rasch weiter, wobei er Amelie forschend ansah.
    Das Werk wurde gebührend gelobt,

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