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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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gegenüber, dem Ratschlag seines Bruders gemäß, sehr herrisch gab, zeigte die junge Dame ihm schmollend die kalte Schulter. Lord Nicholas Elyot wiederum war sehr nachdenklich, da er gerade entdeckt hatte, welches Bedürfnis seiner Verlobten unerfüllt war. Durch die Scheibe in der Tür zu dem Müttertrakt hatte er beobachtet, wie schmerzlich zögernd sie den Säugling seiner Mutter zurückgegeben hatte, und er hätte sie am liebsten in seine Arme gezogen und ihr gegeben, wonach sie so sehnlich verlangte. Hier hatte er auch die Erklärung dafür gefunden, dass sie so übereifrig für die sogenannten gefallenen Frauen eintrat. Erstaunlicherweise irritierte ihn diese Entdeckung weniger als erwartet. Bei seinen Mätressen hatte die Gefahr, einen Bastard aufziehen zu müssen, oft genug sein Feuer erlöschen lassen. Diese Frau stiftete ziemliche Verwirrung in seinen Gefühlen.
    Zurück in der Paradise Road, hob er Amelie aus dem Sattel und hielt sie sanft am Arm fest, als sie versuchte, sich ebenso schnell zurückzuziehen, wie Miss Chester sich von seinem bei ihr in Ungnade gefallenen Bruder entfernt hatte. „Bitte“, sagte er, „ich muss mit Ihnen sprechen. Unter vier Augen.“ Über die Schulter rief er Seton zu: „Reite schon vor, ich hole dich gleich ein.“ Gemeinsam mit Lady Chester betrat er das Haus.
    Eine Flügeltür trennte den Salon im Erdgeschoss vom Speisezimmer, doch Lord Elyot zweifelte nicht, dass beide Räume in den Farbtönen – zartes Blau, Weiß und Gold – aufeinander abgestimmt waren; der Boden bestand aus glänzendem Eichenparkett, und eine große Wedgewood-Vase, mit rotem und goldenem Laub gefüllt, setzte warme Akzente. Die Frau hatte wirklich Stil.
    Nun stand sie, den Rücken ihm halb zugewandt, wie ein aufgeschrecktes Reh vor ihm, bereit sich zu verteidigen. „Fragen Sie nichts“, sagte sie mit rauer Stimme. „Ich kann es nicht erklären. Sie würden es nicht verstehen. Bitte, gehen Sie doch, meine Gesellschaft kann eben jetzt nicht sehr anregend sein.“
    Er beobachtete sie, wie sie sich nervös die Handschuhe von den Fingern zerrte und sie mit einem heftigen Ruck quer durch den Raum schleuderte.
    „Ich werde Sie gleich allein lassen, Madam, doch zuvor wollte ich Ihnen sagen, dass ich Sie nur aus einem Grund heute in das Arbeitshaus führte, nämlich um Ihnen zu zeigen, dass Sie, was die Wohlfahrt der Mütter und Kinder dort angeht, ganz beruhigt sein können. Ich hatte nicht beabsichtigt, Ihnen Ungemach zu bereiten. Sie sollten nur mit eigenen Augen sehen, wie ernst der Magistrat dieses Problem nimmt. Ich erkenne sehr wohl, was Sie quält.“
    „Das glaube ich nicht!“, versetzte sie ärgerlich.
    „Doch“, widersprach er schroff. „Wenn nicht, müsste ich blind sein.“
    „Das geht Sie nichts an“, flüsterte sie.
    „Doch, Amelie, sehr viel sogar, ebenso wie Sie mich etwas angehen.“ Er hielt einen Augenblick inne, aber als sie nicht widersprach oder auf die vertrauliche Anrede reagierte, fuhr er schließlich leichthin fort: „Ich habe übrigens zwei Einladungen für Sie. Möchten Sie hören, um was es sich handelt? Die eine kommt von meiner Schwester, anlässlich ihres Geburtstages gibt sie auf Mortlake eine Dinnergesellschaft.“
    „Wann?“ Jäh ein wenig besorgt wandte Amelie sich um.
    „Morgen Abend.“
    „Das geht nicht … nein … unmöglich! Ihre Eltern werden da sein.“
    „Nein, sie haben zurzeit bei Hofe Pflichten zu erfüllen. Es werden nur Familienmitglieder und Freunde meiner Schwester da sein. Miss Chester wird unter jungen Leuten sein können. Meine Schwester freut sich besonders, Sie, Amelie, kennenzulernen.“
    Zum ersten Mal, seit sie das Arbeitshaus verlassen hatten, sah Amelie ihm in die Augen, und Nick wusste, ihr fester Blick sagte das, was sie mit Worten zu sagen nicht über sich brachte: Sie würde als seine neueste Eroberung Spießruten laufen müssen, man würde über sie reden, über sie urteilen und sie mit seinen vorherigen Flammen vergleichen, und sie hatte keine Vorstellung, wie sie diese Rolle ausfüllen sollte, noch verspürte sie die Neigung dazu.
    „Es werden nur Freunde da sein. Alle werden uns Glück wünschen.“
    „Also ist Ihre Schwester nicht wie die Marchioness?“ Auf dem Heimweg hatte sie sich Gedanken über den Handarbeitszirkel, den Mutter und Tochter leiteten, gemacht, in dem Kleider für die unglücklichen Frauen gemacht wurden, die zumindest eine der beiden Damen so gründlich missbilligte. Es war Amelie ein

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