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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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sonst? Caterinas letzter Brief klang so besorgniserregend, dass ich mich lieber selbst überzeugen wollte, wie es um sie steht. Ich bin froh, dass ich euch überhaupt gefunden habe.“
    „Du warst zuerst in Richmond?“
    „Natürlich, erst dort erfuhr ich, dass ihr in Bath seid. Komm, Amelie, setz dich, erzähl mir alles. Offensichtlich reden wir ja aneinander vorbei.“
    Erst jetzt schaute sie den lieben alten Freund und Schwager richtig an, dessen Güte ihr nach dem Tode ihres Gatten Halt gegeben hatte. Wie sein älterer Bruder war er hochgewachsen und schlank, doch weniger gesetzt. Sein dunkles rötliches Haar lichtete sich bereits. Seine sonst so heiteren braunen Augen blickten nun sehr besorgt, während er Amelie forschend musterte.
    Seine Miene verdüsterte sich zusehends, als er nun nach und nach von Caterinas angespanntem Verhältnis zu Lord Seton und Tamworth Elwick erfuhr. Während Amelie das alles erzählte, wurde ihr erst bewusst, in welchem Gefühlsaufruhr sich ihre Nichte befinden musste. Dazu kamen all die Aufregungen der neuen Lebensumstände: in eine fremde Umgebung versetzt, zu entdecken, dass man eine bemerkenswerte Stimme besitzt, und sich jäh aus einer unscheinbaren Larve in einen bunten Schmetterling zu verwandeln, nur um feststellen zu müssen, dass all das nicht genügte, den begehrten Mann zu erringen! Und sie selbst, Amelie, war ihr auch kein gutes Vorbild gewesen, indem sie sich so überstürzt verlobte, denn die unerfahrene Caterina musste angenommen haben, diese Form der Brautwerbung sei nicht ungewöhnlich.
    „Es tut mir so leid, Stephen“, flüsterte sie. „Ich schäme mich so, euch beide enttäuscht zu haben. Ach, wo kann sie nur sein?“
    „Sprich nicht von Enttäuschen. Ich habe dir eine Verpflichtung auferlegt, ohne daran zu denken, dass du dein eigenes Leben hast. Aber Caterina brauchte die Hand einer Frau. Sara inzwischen auch.“
    „Ich weiß, Stephen, ich weiß. Und ich war auch froh, sie hier zu haben. Ich war … bin … gern mit ihr zusammen, und mittlerweile hat sie viele nützliche Kontakte geschlossen. Heute sollte sie vorsingen, bei einem weltberühmten Gesangslehrer. Möglicherweise fällt das nun aus. Aber vielleicht wollte sie es eigentlich gar nicht und fühlte sich von mir gedrängt …“
    „Weißt du, Amelie, nach allem, was ich gehört habe, drängt es mich jedenfalls, mir diesen jungen Elwick vorzuknöpfen“, sagte Stephen mit einem Anflug von Zorn. „Wo wohnt der Bursche?“
    Abwehrend sagte Amelie: „Nein, Stephen, nein! Tam würde ihr bestimmt nichts Schlechtes wünschen, das kann ich nicht glauben. Mag sein, dass er sie mit dieser Droge vertraut gemacht hat, aber aus reinem Leichtsinn. Nicht, um …“
    Unerwartet wütend wirbelte er zu ihr herum. „Um was nicht zu tun? Er ist ein Schuft. Vor ein paar Tagen erst hat sein Schwager ihn niedergeschlagen, den er als Rivalen betrachtet. Meinst du, das hätte er vergeben und vergessen? Welcher Mann würde das? Er wurde vor den Augen dreier Frauen gedemütigt. Jetzt hat er sich gerächt!“
    „An Caterina?“
    „Nein, durch Caterina an Lord Seton. Amelie, du siehst wieder einmal durch die Brille der Menschenfreundin! Das war immer schon dein Fehler. Und dass du dich mit dieser speziellen Richmonder Familie eingelassen hast, um Caterina Zugang zu der Gesellschaft zu verschaffen … also, sogar ein Blinder kann sehen, worum es da geht. Selbst in Buxton machen Elyots Weibergeschichten die Runde! Und nun hast du, seit er sich vor einer Woche nach London abgesetzt hat, kein Wort mehr von ihm gehört! Hah!“
    „Ah, sag nur, was du wirklich denkst! Du musst dich nicht aus Nettigkeit zurückhalten, Stephen“, fauchte Amelie. „Du hältst das Ganze für einen Schwindel! Ja, du hast recht! Ist es auch. So verblendet bin ich nicht, dass ich nicht merke, wenn man mich benutzt. Aber Caterina hat in Richmond einen überwältigenden Eindruck hinterlassen, das musst selbst du zugeben, und in London wird es nicht anders sein, wenn ich die Verlobung so lange aufrechterhalten kann.“
    Entsetzt sah Stephen sie an. „Dir ist das bewusst? Und du lässt dich um Caterinas willen benutzen? Amelie, das ist nicht wahr! So hatte ich mir das nicht vorgestellt.“
    „Das weiß ich, aber ich kann es dennoch nicht abstreiten. Ich bin Lord Elyots Verlobte, bis erreicht ist, was ich für Caterina zu tun versprach. Und wenn das bedeutet, sein Bett zu teilen, so ist das nur der Preis für den Erfolg, hier wie überall! So, und

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