Skandal
Charles.« Emily setzte sich auf den anderen Ohrensessel und schaute besorgt ihren attraktiven Bruder an. »Ich mußte kommen.«
»Dev hätte dich niemals hierherbringen dürfen.« Charles sprang abrupt auf und begann, unruhig in dem kleinen Zimmer umherzulaufen. »Das ist nicht deine Sache.«
»Ich mußte sie einfach holen.« Devlin lief durch das Zimmer, um sich einen Drink einzuschenken. Er kippte ihn hinunter. »Sie hat ein Recht darauf, sich von dir zu verabschieden.«
»Verdammt noch mal, wer sagt denn, daß ich übermorgen ins Gras beißen werde? Es kann ebenso gut sein, daß ich Grayley den Rest gebe.« Charles schaute erst seinen Bruder und dann Emily finster an. »Du hättest nicht herkommen sollen, Em. Ich weiß, daß du glaubst, du könntest es mir ausreden, aber das kommt überhaupt nicht in Frage.«
»Warum, um alles in der Welt, hast du diesen Grayley zum Duell herausgefordert?« fragte Emily liebevoll. »Ging es um ein Kartenspiel?«
»Das wäre ja noch blöder«, murrte Devlin und schenkte sich den nächsten Drink ein. Er legte eine dramatische Pause ein. »Es war wegen einer Frau.«
Emily traute ihren Ohren nicht. Sie richtete einen entgeisterten Blick auf Charles. »Du gedenkst, wegen einer Frau ein Duell auszutragen? Was ist das für eine Frau?«
»Ihr Name darf nicht genannt werden«, verkündete Charles in einem feierlichen Tonfall. »Es genügt zu sagen, daß sie so unschuldig und rein wie ein neugeborenes Lamm ist, und sie ist grob beleidigt worden. Mir bleibt nichts anderes übrig, als Genugtuung zu verlangen.«
»Ach, du meine Güte«, murmelte Emily und ließ sich tiefer in den Sessel sinken. Sie zwang sich, klar zu denken. »Bist du in diese Frau verliebt?«
»Ja, das bin ich. Und wenn ich das Duell überlebe, habe ich die Absicht, um ihre Hand anzuhalten.«
»Das wird dir nicht viel nutzen«, sagte Devlin, der in der Nähe des Fensters stand. »Es spricht sich bereits herum, daß unsere Tage gezählt sind. Alle behaupten, Blade hätte uns den Geldhahn zugedreht, und schon bald hätten wir Gläubiger auf den Fersen, du, ich und Vater.«
»Maryann wird mich sogar dann heiraten, wenn ich erledigt bin. Sie liebt mich.«
»Tja, aber ihre Mama und ihr Papa lieben dich nicht«, sagte Devlin schonungslos.
Charles warf seinem Bruder einen wütenden Blick zu. »Darüber werde ich mir später Sorgen machen. Emily wird ihrer Familie schließlich nicht ewig den Rücken zukehren, oder, Em? Vater sagt, du wirst dich früher oder später um diese verfahrenen Geschäftsangelegenheiten kümmern. Was auch geschieht, du bist immer noch eine von uns. Du bist eine Faringdon, bei Gott.«
»Deine finanzielle Lage sollte im Moment deine geringste Sorge sein«, sagte Emily eilig. »Wir müssen einen Weg finden, dieses Duell zu unterbinden. Du kannst dich schlicht und einfach nicht mit diesem Grayley duellieren, Charles.«
»Ich habe keine andere Wahl«, sagte Charles mit größter Entschiedenheit. »Schließlich steht hier die Ehre einer Dame auf dem Spiel.«
»Aber, Charles, es könnte gut sein, daß dich dieser scheußliche Mann totschießt.« Emily spürte, wie die Verzweiflung einsetzte, als ihr klar wurde, wie sehr ihr Bruder zu diesem gefährlichen Vorgehen entschlossen war. »So oder so sind Duelle ungesetzlich.«
»Das weiß doch jeder, Em«, sagte Devlin gereizt. »Das spielt keine Rolle. Die Ehre eines Gentleman zählt mehr als das Gesetz.«
Emily schaute von einem Bruder zum anderen, und ihr Herz sank. »Du hast vor, es zu tun, Charles?«
»Mir bleibt nichts anderes übrig.«
»Erzähl mir das nicht immer wieder«, gab Emily zurück. »Dir bleibt etwas anderes übrig. Du kannst dich doch sicher bei diesem Grayley entschuldigen oder irgend so etwas.«
»Gütiger Gott. Du solltest mir gar nicht erst vorschlagen, mich zu entschuldigen.« Charles schien wirklich schockiert zu sein. »Ein Gentleman muß tun, was sich gehört, wenn es um die Ehre einer Dame geht.«
»Verdammt und zum Teufel«, sagte Emily angewidert. Sie stand auf und ging auf die Tür zu. »Ich sehe, daß es zwecklos ist, mit dir darüber zu reden.«
»Warte, Emily«, sagte Devlin und lief hinter ihr her. »Wohin gehst du?«
»Nach Hause.«
»Leb wohl, Em«, sagte Charles ganz leise hinter ihrem Rücken.
Sie blieb stehen und drehte sich noch einmal zu ihm um. »Charles, sag das nicht. Es wird schon alles gutgehen.«
Charles bedachte sie mit dem sorglosen, charmanten Lächeln der Faringdons. »Ja, aber nur für den
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