Skandal
ich in etwas hineingezogen worden bin, ziehe ich es vor, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ich werde euch aus den Parkanlagen begleiten und euch persönlich in die Kutsche setzen.«
»Aber, Simon, du wirst mich dabei brauchen.«
»Das ist Männersache.«
»Wir reden hier schließlich über meinen Bruder«, sagte sie verzweifelt.
»Du hast mir die Lösung des Problems anvertraut.«
Emily ignorierte seine Worte und holte zu einer detaillierten Erklärung aus, warum sie ihn schlicht und einfach begleiten mußte, wenn er sich ans Werk machte, Charles zu retten, aber sie hätte ebensogut gegen eine Backsteinwand reden können. Simon war unnachgiebig und unbeirrbar.
Ein paar Minuten später hatte Simon die beiden Frauen in seine Kutsche gepackt. Er erteilte seinem Kutscher strikte Anweisungen, geradewegs nach Hause zu fahren. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und lief in die Nacht hinaus, ohne sich auch nur noch einmal umzusehen.
»Verdammt und zum Teufel.« Emily ließ sich verärgert auf dem Sitz zurückfallen und kapitulierte dann mit einem kleinen Seufzer vor dem Unvermeidlichen.
Einen Moment später lächelte sie erleichtert. Jetzt würde alles gut ausgehen. Der Drache hatte die Dinge in die Hand genommen.
Simon schritt die Stufen zu der Unterkunft, die die Faringdon-Zwillinge gemeinsam bewohnten, mit gemischten Gefühlen hinauf. Er pochte an die Tür. Sie wurde fast im selben Augenblick von einem der Zwillinge geöffnet, der ihn verwundert anstarrte.
»Ich glaube, Sie sind Devlin. Stimmt das?« fragte Simon lakonisch.
Devlin faßte sich wieder. »Ja, Mylord. Was, zum Teufel, haben Sie hier zu suchen, Blade?«
»Eine ganz ausgezeichnete Frage. Eine, die ich mir tatsächlich immer noch selbst stelle. Darf ich reinkommen?«
»Ja, sicher, ich denke, schon.« Devlin trat widerstrebend aus der Tür, um ihn einzulassen.
»Danke«, sagte Simon trocken. Er betrat das Zimmer und warf seinen Hut, den Umhang und die Handschuhe dem Kammerdiener zu.
Charles Faringdon merkte erst jetzt, wer zu Besuch gekommen war. Er erhob sich halbwegs aus dem Stuhl vor dem Feuer.
»Blade. Warum, in Gottes Namen, sind Sie um diese Uhrzeit hergekommen?«
»Emily hat mir erzählt, daß Sie ein Duell mit Grayley austragen sollen.« Simon trat vor das Feuer, um sich die Hände zu wärmen.
Charles warf seinem Zwillingsbruder einen vernichtenden Blick zu. »Ich habe dir doch gesagt, daß du sie heute niemals hättest herholen dürfen. Sie hatte nichts Eiligeres zu tun, als die ganze Geschichte auszuquatschen, und damit zu ihm zu laufen.«
»Ich mußte ihr die Gelegenheit geben, sich von dir zu verabschieden«, wandte Devlin ein. »Mir ist nichts anderes übriggeblieben.«
»Du hättest nie auch nur ein Wort sagen sollen, verdammt noch mal. Das hier ist eine Privatangelegenheit.« Charles ließ sich wieder auf den Sessel fallen.
»Ich stimme Ihnen darin zu, daß es in jeder Hinsicht wesentlich praktischer gewesen wäre, wenn Sie es schlichtweg fertiggebracht hätten, sich einfach umlegen zu lassen«, pflichtete ihm Simon zu. »Aber da Sie Emily in die Geschichte hineingezogen haben, ist mir nichts anderes übriggeblieben, als mich auch darauf einzulassen.«
»Das geht Sie alles gar nichts an«, murrte Charles und starrte grüblerisch in die Flammen.
»Oh, doch. Sie haben Emily alarmiert und sie vollständig aus der Fassung gebracht. Das kann ich nicht zulassen; daher muß ich irgendwie mit der Situation umgehen.« Simon richtete einen grimmigen Blick auf Charles. »Und jetzt schlage ich vor, daß Sie mir die ganze Geschichte erzählen.«
»Es ist eine Ehrensache«, brummte Charles und warf einen Seitenblick auf Simon. »Es geht um die Ehre einer Frau.«
»Seit wann ist es Ihnen ein überwältigendes Anliegen, die Ehre einer Frau zu wahren?«
Es herrschte Todesstille, ehe Charles langsam sagte: »Devlin und ich haben seit dem Tag, an dem Sie uns in Ihrer Bibliothek zusammengeschlagen haben, über einiges nachgedacht.«
»Ach, tatsächlich?« Simon schaute in die Flammen.
»Es stimmt, Sir«, sagte Devlin mit ruhiger Stimme. »Wir haben ausgiebig über die ganze Angelegenheit diskutiert. Sie hatten recht. Wir hätten Ashbrook herausfordern müssen, nachdem er mit unserer Schwester ausgerissen ist.«
Simon dachte darüber nach. »Genaugenommen wäre das die Aufgabe Ihres Vaters gewesen.«
»Ja, sicher, aber wie dem auch sei, jedenfalls kam es uns damals schon nicht richtig vor, nichts zu unternehmen, aber Vater hat
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