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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Spielchen machen, aber ich hätte mir niemals vorgestellt, daß du zu denen gehörst, die sich in Schulden stürzen.«
    »Ich bin hier nicht diejenige, der die Gläubiger zusetzen«, sprudelte Emily heraus. »Es ist mein Vater. O Simon, er hat mir heute eine Nachricht geschickt, in der steht, daß er alles und noch mehr verloren hat.«
    Simon rührte sich nicht vom Fleck, aber im Spiegel loderten seine Augen plötzlich auf. Seine großen Hände klammerten sich um Emilys nackte Schultern. »Ach, wirklich? Ja, natürlich. Ich hätte es mir denken können. Es war selbstverständlich nur eine Zeitfrage, aber ich hätte doch erwartet, daß er es etwas länger durchhält.«
    Emily sah die barbarische Zufriedenheit in seinem Gesicht, und in ihrer Magengrube schrumpfte etwas und starb ab. In dem Moment wußte sie, daß sie irgendwo in ihrem Innern entgegen jeder Vernunft gehofft hatte, daß, wenn das Unvermeidliche kommen würde, sich Simon ihrem Vater gegenüber erweichen ließe, so wie bei ihren Brüdern, Northcote, Canonbury und Peppington.
    »Simon?« flüsterte sie hilflos.
    »Du hast ganz recht, meine Liebe«, murmelte er. »Diesmal kannst du mich nicht um Hilfe bitten. Ich habe zu lange auf diesen Augenblick gewartet.« Seine Hände fielen von ihren Schultern. Er schaute nach unten und sah sich stirnrunzelnd die roten Abdrücke an, die er auf ihrer zarten weißen Haut hinterlassen hatte. Er legte sachte einen Finger auf einen Abdruck und wandte sich dann zur Tür um. »Ich sehe dich dann später bei den Bridgetons.« Er blieb noch einen Moment lang mit der Hand auf dem Türgriff stehen. »Emily?« »Ja?«
    »Denk immer daran, daß du keine Faringdon mehr bist.«
    Die Tür schloß sich leise hinter ihm.
    Emily saß da, ballte die Hände auf dem Schoß und sagte sich, daß sie sich den Tränen nicht wieder anheimgeben durfte.
    Aber die Wahrheit war, daß sie sich seit dem Tag, an dem ihre Mutter gestorben war und ihr die gesamte finanzielle Verantwortung für ihren Vater und ihre Brüder überlassen hatte, nicht mehr so hilflos und in der Falle gefühlt hatte.
    In Covent Garden wimmelte es von ausgelassenen Theaterbesuchern aus verschiedenen Gesellschaftsschichten. Die Hautevolee prunkte in den Logen und promenierte in den Foyers. Gewöhnlichere Sterbliche füllten die Ränge und das Parkett. Alle waren ausgelassen und jetzt schon darauf aus, den Schauspielern in aller Deutlichkeit zu zeigen, was sie von der Vorstellung hielten. Viele hatten Obstschalen, Glöckchen und die verschiedensten Krachmacher mitgebracht, die sie dabei unterstützen sollten, ihre Meinung zu bekunden.
    »Hast du dein neues Opernglas mitgebracht?« fragte Celeste, als sich das kleine Grüppchen einen Weg durch das volle Foyer bahnte. Lady Northcote war kurz stehengeblieben, um mit einer Freundin zu reden.
    »Ja, ich habe es bei mir.« Emily schaute blind um sich, da sie die Brille in ihrer Handtasche verstaut hatte. Sie konnte lediglich verschwommene Farben und Bewegungen erkennen.
    Sie und Celeste wurden ständig angerempelt, und Emily wollte gerade schon ihre Brille aufsetzen, um sich besser wehren zu können, als sie die Hand eines Mannes auf ihrem Arm fühlte.
    »Was auf Erden...« Emily wirbelte herum und sah einen verschwommenen Heiligenschein aus blondem Haar. Ihr sank das Herz. Sie konnte Celestes Neugier deutlich spüren. »Papa! Was tust du denn hier?«
    »Ich habe zufällig die Vorstellung besucht und dich entdeckt, als du ins Foyer gekommen bist«, sagte Broderick Faringdon mit aufgesetzter Jovialität. »Wie geht es dir, meine Liebe?«
    »Mir geht es gut, Papa. Erlaube mir, daß ich dir meine Freundin vorstelle.« Emily brachte die Förmlichkeiten schnell hinter sich und betete nur, Lady Northcote möge zurückkehren und sie schleunigst in ihre Loge entführen.
    Broderick reagierte mit dem gewohnten Charme der Faringdons darauf, daß ihm Celeste vorgestellt wurde. Dann zog er fest an Emilys Arm. »Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gern ein paar Worte unter vier Augen mit dir wechseln, meine Liebe. Wir haben uns seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.«
    »Ich kann Celeste nicht allein lassen«, sagte Emily in ihrer Verzweiflung.
    »Mach dir um mich keine Sorgen, Emily«, sagte Celeste unbekümmert. »Ich werde mich Mutter anschließen. Dein Vater kann dich dann zu unserer Loge begleiten.«
    »Ja, selbstverständlich«, sagte Emily, die wußte, daß es kein Entkommen gab. Sie sammelte sich, als Celeste in der Menge verschwand.

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