Skandal
sich gerade für die Theatervorstellung an, als Simon in ihr | Schlafzimmer kam. Sie zuckte bei seinem Anblick ein wenig zusammen, und dann bewerkstelligte sie ein mattes Lächeln.
»Danke, Lizzie. Das wäre im Moment alles.«
»Ja, Ma’am.« Lizzie machte einen Knicks und ging.
Emily sah Simons Augen im Spiegel. Dann wandte sie eilig den Blick ab. Er war in seiner strengen Abendkleidung so mächtig und gebieterisch. »Du gehst aus?«
»Ich werde heute abend in meinem Club essen, während du mit Lady Northcote und ihrer Tochter ins Theater gehst.« Simons Blick war wachsam. »Aber ich werde dich später bei den Bridgetons treffen.«
Emily nickte wortlos, und die Federn in ihrem Haar hüpften auf und ab. Sie war nervös, und sie wußte, daß sie sich vorsehen mußte, denn sonst würde Simon auffallen, daß etwas nicht stimmte. »Dann sehen wir uns dort. Habe ich dir schon das neue Opernglas gezeigt, das ich gestern gekauft habe?« Sie griff nach ihrer Handtasche und fing an, emsig darin herumzuwühlen. Sie hätte alles getan, um nicht diesem allzu aufmerksamen Blick begegnen zu müssen.
»Sehr hübsch.« Simon nickte beifällig, als er das kleine Opernglas sah.
»Damit kann man wunderbar sehen. Vorhin habe ich es benutzt, um einen Vogel vor dem Fenster zu beobachten, und ich konnte sein Gefieder bis ins kleinste sehen«, sagte Emily, die tapfer darum rang, sich begeistert zu zeigen.
»Ich bin sicher, daß dieses Opernglas ganz ausgezeichnet gearbeitet ist, meine Liebe.«
Emily gefiel der spekulative Blick nicht, der neuerdings in Simons Augen stand. »Celeste und ihre Mutter haben mir erzählt, daß die Produktion von Othello, die wir heute abend sehen werden, eine der besten ist, die je inszeniert worden ist.«
»Das dürfte ja recht aufregend werden.«
»Ja, ich bin ganz sicher, daß es spannend wird. Habe ich dir schon gesagt, daß ich heute ein langes Gespräch mit Smoke über das Menü geführt habe, das bei der Soiree auf dem Büffet aufgebaut wird?«
»Nein, das hast du noch nicht erwähnt, Emily, stimmt etwas nicht?«
»Nein, nein, es ist alles in Ordnung.« Sie zauberte ein strahlendes Lächeln hervor und brachte es fertig, ihm im Spiegel kurz in die Augen zu sehen. »Ich bin nur aufgeregt, weil ich ins Theater gehe.«
»Emily...«
»Was ich gerade sagen wollte, Smoke sträubt sich sehr dagegen, für unsere Gäste die übliche Kost zuzubereiten. Er sagt, du ziehst seine östlichen Gerichte vor, und mir ist durchaus bewußt, daß sie sehr schmackhaft sind, aber ich fürchte, unseren Gästen werden sie seltsam erscheinen.«
»Smoke wird alles zubereiten, was du ihm vorschreibst, oder er kann sich eine neue Stellung suchen«, sagte Simon beiläufig. Er trat vor und legte seine kräftigen Hände auf Emilys Schultern und zwang sie anscheinend mit Willenskraft, ihm wieder in die Augen zu sehen. »Reg dich wegen des Büffets nicht auf, meine Liebe. Sag mir, weshalb du heute abend so besorgt bist.«
Sie saß ganz still da und sah mit einem traurigen Gesichtsausdruck in den Spiegel. »Simon, ich kann es dir nicht sagen.«
Simons Mund verzog sich ein wenig. »Ich fürchte, ich muß darauf beharren. Wir kommunizieren auf einer höheren Ebene miteinander, und daher weiß ich bereits, daß mit dir etwas nicht stimmt, meine Liebe. Wenn du mir nicht die Wahrheit sagst, werde ich mich den ganzen Abend damit herumquälen. Willst du, daß ich so sehr leide?«
Das Schuldbewußtsein versetzte Emily einen Stich. »Natürlich nicht, Simon. Es ist nur so, daß es um ein... ein persönliches Problem geht, und ich möchte dich damit nicht belästigen.« Sie seufzte und fügte noch hinzu: »So oder so läßt sich ohnehin nichts machen. Das Schicksal hat sein letztes Blatt verteilt.«
Aber schon während sie diese tragische Bemerkung von sich gab, spiegelte sich ein Hoffnungsschimmer in ihren Augen, und sie wußte, daß Simon ihn gesehen hatte. Kurz umspannten seine Finger ihre Schultern fester.
»Das klingt ganz so, als redeten wir von einem Kartenspiel«, sagte Simon sachte. »Ist das der Fall?«
»Ich fürchte, über mehrere Kartenspiele«, gestand Emily. »Und das letzte war eine Katastrophe. O Simon, es ist alles so furchtbar entsetzlich, und ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weiß, daß ich dich in dieser Angelegenheit nicht um Hilfe bitten darf.«
Simon zog die Augenbrauen hoch. »Solltest du zufällig in etwas hineingeraten sein? Mir ist bewußt, daß die Damen ab und zu ganz unter sich ein
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