Skandal
darüber verständigt worden, daß die Musiker eine Liste der Stücke fordern, die ich auf der Soiree besonders gern gespielt haben möchte. Ich versuche gerade, mich zu entscheiden. Haben Sie irgendwelche Vorschläge?«
»Halte dich an Mozart, meine Liebe«, sagte Araminta, während sie ihre Teetasse hinstellte und aufstand. »Mit Mozart kann man nie etwas falsch machen. Ein derart gepflegter Komponist.«
»Ja, ja, Sie haben natürlich recht«, stimmte Emily ihr augenblicklich zu. »Ich will unbedingt, daß die Musikstücke gepflegt klingen. Schließlich weiß jeder, daß Blade ein Mann von Welt ist. Die Leute werden Musik erwarten, die seinen Ansprüchen genügt.«
»Wir wollen doch unter gar keinen Umständen, daß sein Image leidet, oder?« Araminta lächelte Simon vergnügt an, als sie Emily aus der Bibliothek folgte.
Simon stand allein in dem leeren Raum und fragte sich wieder einmal, warum er nicht den berauschenden Triumph und die Befriedigung auskosten konnte, genau die Gefühle, die dem heutigen Tag angemessen gewesen wären.
Es war wirklich zuviel verlangt, wenn eine Frau sich mit einem Erpresser befassen und gleichzeitig eine Soiree organisieren mußte, entschied Emily am folgenden Tag grimmig, als sie widerstrebend das Haus verließ, um sich zu Lady Turnbulls literarischem Salon zu begeben.
Als die Kutsche durch die Straßen holperte und wankte, zermarterte sie sich ein letztes Mal rasend das Gehirn, weil sie eine Alternative zu ihrem Plan suchte, den sie mit Crofton hatte. Aber in ihrem tiefsten Innern wußte sie, daß es nur eine sichere Methode gab, mit einem Erpresser umzugehen, nur eine sichere Methode, Blade zu beschützen. In dem Moment, in dem Emily in den vollen Salon geführt wurde und Croftons gemeinen und spöttischen Blick sah,
faßte Emily ein für allemal ihren Entschluß. Wenn sie Crofton nicht dazu überreden konnte, seine Pläne aufzugeben, würde sie drastische Maßnahmen ergreifen müssen. Sie würde einen Weg finden, um ihn derart einzuschüchtern, daß er nie mehr zurückkommen würde.
Emily schluckte schwer und sah Crofton so ruhig wie möglich in die Augen. Er wartete, bis das Gespräch lebhaft zu werden begann, ehe er sie zur Seite nahm. Sie stellten sich gemeinsam ans Fenster. Niemand schenkte ihnen auch nur die geringste Beachtung.
»Nun, Lady Blade? Haben Sie Ihren Entschluß gefaßt?« Crofton trank von seinem Bordeaux und sah sie unter hängenden Lidern an. Sein grausamer Mund war vor freudiger Erwartung leicht verzogen.
»Seien Sie morgen um Mitternacht in der Gasse auf der anderen Seite von Blades Gartenmauer, Mr. Crofton. Ich werde Ihnen den Drachen bringen.«
»Die Gasse ist etwas zu nah am Haus, und auf den Straßen werden sich die Kutschen Ihrer Gäste drängen«, murmelte Crofton.
Emily reckte das Kinn in die Luft. »Die Tatsache, daß es im Haus und auf den Straßen der Umgebung von Menschen wimmeln wird, sollte sich zu Ihrem Vorteil auswirken. Niemand wird einen Mann mehr oder weniger bemerken, der dort herumläuft. Ich habe die Vorbereitungen getroffen, Mr. Crofton, und ich habe die Absicht, mich an meine bisherigen Vorstellungen zu halten. Ich möchte, daß diese Geschichte erledigt und aus der Welt geschafft wird.«
Crofton zuckte die Achseln. »Wie Sie wünschen, Madam. Dann treffen wir uns also in der Gasse. Es spielt keine große Rolle, wo wir uns treffen. Ich werde mich an einem sicheren Ort verborgen halten und Sie beobachten. Falls Sie versuchen sollten, jemanden mitzubringen - beispielsweise einen Ihrer Brüder-, dann werde ich mich nicht zeigen. Und beim nächsten Mal werden meine Forderungen beträchtlich höher sein.«
»Ich werde allein kommen. Aber ich will Ihren Eid darauf haben, daß die ganze Geschichte damit ein Ende findet. Ich will Sie nie Wiedersehen, Mr. Crofton. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
»Selbstverständlich. Einer von Blades Drachen sollte mehr als genug sein, um den unbezahlten Anteil der Schulden Ihres Vaters zu decken. Ich werde aus Ihrem Leben verschwinden, meine Liebe.«
Emily sah ihm mitten in das widerliche Gesicht und wußte, daß er log. Crofton hatte die Absicht, sich wieder und immer wieder an sie zu wenden. Er hatte vor, sie auszubluten, und die Bedrohung für Simon würde ständig über ihrem Haupt schweben. Blade würde niemals in Sicherheit sein.
»Dann bis später, Madam.« Crofton neigte mit spöttischer Galanterie den Kopf und schlenderte durch den Salon, um sich Ashbrook und einer
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