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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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    Emily blieb noch ein oder zwei Minuten am Fenster stehen und holte tief Atem, um die Fassung wieder zu erringen. Dann durchquerte sie mit hocherhobenem Kinn entschlossen den Raum, um sich einem der kleinen Grüppchen zuzugesellen, die Klatsch über Byron austauschten.
    Kurz nach elf an jenem Abend ärgerte sich Simon selbst dann noch über seine unerklärliche Schwäche, als er in einer der Spielhöllen in St. James Broderick Faringdons Fährte aufnahm. Er konnte nicht glauben, daß er diesen Entschluß gefaßt hatte, konnte das, was er vorhatte, absolut nicht billigen.
    Als er am Nachmittag desselben Tages zum ersten Mal auf die Idee gekommen war, hatte er sich eingeredet, Emily hätte seinem Gehirn irgendwie zugesetzt, seinen Verstand mit ihren albernen Illusionen und ihrem naiven Glauben an seine nicht vorhandenen heroischen Eigenschaften aufgeweicht.
    Er hatte stundenlang mit sich selbst im Streit gelegen und seine geistige Gesundheit, aber auch seine Intelligenz in Frage gestellt. Er hatte alles, was er wollte, in Reichweite. Faringdon stand direkt davor, sich selbst zu vernichten. Das war nicht der rechte Zeitpunkt, um schwach zu werden. Doch er war schwach geworden.
    Simon entdeckte Broderick an einem Tisch in der Ecke des lauten, vollen Raums. Er war allein und hatte anscheinend gerade eine Flasche Bordeaux und ein Kartenspiel hinter sich gebracht. Das unbezwingbare Grinsen der Faringdons flackerte über sein Gesicht, als er aufblickte und seinen Racheengel vor sich stehen sah.
    »Es ist noch zu früh für diebische Freude, Blade. Ein Funken Leben steckt noch in dem alten Pferd.«
    Simon betrachtete seinen Feind wider Willen voller Erstaunen. Von rechts wegen hätte der Mann sich inzwischen tiefer Verzweiflung anheimgeben müssen. »Ich gratuliere Ihnen, Faringdon. Sie wirken tatsächlich nicht wie ein Gentleman, der seine Ehrenschulden nicht bezahlen kann.«
    »Ich habe voll und ganz die Absicht, meine Schulden zu bezahlen. Keine Bange.«
    Simon setzte sich langsam hin und fragte sich, wie zum Teufel der Mann so zuversichtlich sein konnte, wenn doch klar war, daß er vor der Katastrophe stand. »Ich verlasse mich darauf, daß Sie selbst wissen, daß von Ihrer Tochter keine Hilfe zu erwarten ist.«
    »Emily ist eine brave Tochter. Ich konnte mich schon immer auf sie verlassen.« Faringdon griff nach seinem Portwein und trank einen großen Schluck.
    »Diesmal nicht, Faringdon.«
    »Wir werden es ja sehen.« Broderick sah sich im Raum um, als hielte er nach anderen Spielern Ausschau, die bereit zu einem Spielchen waren.
    Simon beobachtete ihn. »Heißt das, daß Sie kein Interesse an einem kleinen Geschäft hätten, Faringdon?«
    Broderick riß den Kopf schnell herum, und seine blauen Augen waren durchdringend. »Wovon reden Sie?«
    »Ich bin bereit, Ihre Schulden unter bestimmten Bedingungen zu bezahlen.«
    Brodericks Gesicht wies jetzt den Ausdruck eines Jagdhunds auf, der die Witterung eines Kaninchens aufgenommen hat. »Gütiger Gott. Dann hat sie es also doch geschafft? Sie hat Sie dazu überredet, mir Recht widerfahren zu lassen? Ich wußte doch, daß sie das tut. Sie ist ein braves Mädchen, das muß man wirklich sagen, und ich habe dies schon immer erkannt. Sie ist einfach ganz reizend, nicht wahr? Genau wie ihre Mama.«
    »Das hier hat nichts mit Emily zu tun. Das ist eine Sache zwischen Ihnen und mir, Faringdon. Haben Sie Interesse daran?«
    Broderick grinste. »Ja, natürlich. An finanziellen Angeboten bin ich immer interessiert. Was bieten Sie mir, Blade?«
    »Ihre Schulden in vollem Umfang zu bezahlen, wenn Sie im Austausch dafür einen Posten als Verwalter meiner Ländereien in Yorkshire annehmen.«
    »In Yorkshire .« Broderick erstickte am letzten Schluck seines Weins.
    »Ich züchte dort Pferde, und mir scheint, Ihre einzige Begabung, die sich nicht leugnen läßt, ist Ihr Auge für erstklassige Zuchttiere. Sie müssen mit Ihr Wort darauf geben, daß Sie nicht nach London und zu Ihren Spielgewohnheiten zurückkehren. Das wäre eine Stellung, Faringdon, und ich würde von Ihnen erwarten, daß Sie sich mit demselben Eifer auf die Arbeit stürzen, mit dem Sie das Spielen immer betrieben haben.«
    »Sie müssen den Verstand verloren haben, Mann«, sprudelte Broderick heraus. »Sie wollen mich nach Yorkshire abschieben, damit ich irgendeine verdammte Pferdezucht verwalte? Nie im Leben, Blade. Ich bin ein Mann von Welt, kein Bauer. Verschwinden Sie von hier.

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