Skandal
kann, in der es sich für eine Veröffentlichung eignet.«
»Ich glaube nicht, daß sein Urteil unvoreingenommen wäre«, sagte Simon tonlos. »Du wirst feststellen, daß er sich meiner Meinung inzwischen angeschlossen hat.«
Emily warf einen schnellen hoffnungsvollen Blick auf ihn. »Bist du etwa doch eifersüchtig auf ihn, Simon? Ich habe dir doch schon einmal gesagt, daß dazu absolut kein Grund besteht. Meine Beziehung zu Richard ist rein beruflicher Natur, das versichere ich dir.«
»Ich bin nicht eifersüchtig auf Ashbrook.« Simon sprach jedes einzelne dieser Worte deutlich und betont aus. »Und ich erwarte von dir, daß du genügend Vernunft besitzt, mich nicht eifersüchtig machen zu wollen.«
»Ja, Simon. Ich meine, nein. Das täte ich nie.« Emily biß sich auf die Lippen und beäugte ein paar Sekunden lang das Manuskript. Dann sprang sie auf und schnappte sich das Päckchen. »Wenn das alles ist, was du wolltest, dann sollte ich mich besser wieder an die Arbeit machen. Nachdem der Salon gründlich gereinigt ist, steht auf meinem Terminplan, daß ich mit Smoke ein letztes Mal die Gerichte für das Büffet abspreche. Dann will ich mit Greaves in der Speisekammer nachsehen und mich vergewissern, daß alle Zutaten eingetroffen sind.«
»Einen Moment, bitte.«
Emily blieb auf halbem Weg zur Tür stehen und drehte sich wieder zu ihm um, und dabei preßte sie sich das Manuskript an die Brust. »Ja, was ist?«
»Wenn du mir Die Geheimnisvolle Dame vielleicht dalassen möchtest, dann kann ich dafür sorgen, daß sie Whittenstall oder Pound oder einem der anderen Verleger vorgelegt wird«, sagte Simon liebevoll.
Etwas, was Belustigung hätte sein können, blitzte in Emilys Augen auf. »Ich denke im Traum nicht daran, dir zu erlauben, daß du mein Manuskript einem Verleger zeigst, Simon.«
»Du vertraust Ashbrook mehr als mir?« fragte er mit seidenweicher Stimme.
Sie kicherte in sich hinein. »Darum geht es nicht. Die Wahrheit ist die, daß ich dich zu gut kenne. Du würdest Whittenstall oder Pound wahrscheinlich derart einschüchtern, daß sie mein Manuskript annehmen und veröffentlichen, und wenn nicht, dann würdest du einen von ihnen dafür bezahlen, daß er den Text verlegt. So oder so wüßte ich nicht mit Sicherheit, ob mein Manuskript die Qualitäten besitzt, die es braucht, um sich durchzusetzen und angenommen zu werden. Mir wäre es wesentlich lieber, selbst zu sehen, ob ich es schaffe.«
Simon trommelte leise mit den Fingern auf den Schreibtisch. »Ich verstehe.«
»Und überhaupt brächtest du es sicher fertig, daß Die Geheimnisvolle Dame veröffentlicht wird, aber du könntest nicht dafür garantieren, daß sich das Buch auch verkauft. Selbst deine beträchtliche Macht hier in der Stadt hat ihre Grenzen. Aber ich danke dir für das Angebot.« Emily machte kehrt und eilte aus dem Zimmer.
Simon sah zu, wie sich die Tür hinter ihr schloß, und dann atmete er tief aus. »Verdammt und zum Teufel.«
Sie hatte natürlich recht. Es wäre keine große Leistung gewesen, das Ding veröffentlichen zu lassen. Whittenstall oder Pound hätten es bestimmt mit Freude getan, wenn er sie dafür bezahlt oder ihnen gedroht hätte. Aber die Öffentlichkeit dazu zu bringen, daß sie Emilys epische Romanze kaufte, wäre ein ganz anderes Problem gewesen.
Er grübelte noch an dieser Angelegenheit herum, als die Tür wieder aufging und Araminta Merryweather in die Bibliothek geführt wurde. Simon erhob sich.
»Guten Morgen, Tante. Ich vermute, du bist hier, um der unerfahrenen Gastgeberin deine Hilfe und deinen Rat anzubieten.«
»Ich habe versprochen, den Schlachtplan in allerletzter Minute noch einmal zu analysieren.« Araminta lächelte, als sie anmutig ihre Handschuhe auszog und sich auf den Stuhl setzte, auf dem noch kurz zuvor Emily gesessen hatte. »Deine Frau ist fest entschlossen, dafür zu sorgen, daß alles perfekt klappt, damit du nicht vor dem Beau Monde gedemütigt wirst.«
Simon stöhnte. »Ich weiß. Ich habe ihr gesagt, sie soll sich darüber keine Sorgen machen.«
»Es ist höchst unwahrscheinlich, daß sie deinen Worten auch nur die geringste Beachtung schenkt. Die arme Kleine ist derart bis über beide Ohren in dich verliebt, daß sie alles für dich täte, Blade. Und sie setzt sich unter einen ganz enormen Druck, um dich nicht öffentlich in Verlegenheit zu bringen. Du trägst da eine schwere Verantwortung. Ich verlasse mich darauf, daß du dir darüber im klaren bist.«
Simon sah sie
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