Skandal
mit einem scharfen Blick an. »Ich versichere dir, daß ich mir über meine Verantwortung gegenüber meiner Frau voll und ganz im klaren bin.«
»Hm. Ja. Das glaubt sie auch. Sie glaubt, du kannst nichts falsch machen.«
»Ihre Meinung zu diesem Thema könnte sich in den letzten vierundzwanzig Stunden geändert haben«, sagte Simon grimmig. »Ihr nichtsnutziger Vater hat sich jetzt schon ruiniert. Ein paar Monate vor meiner Zeitrechnung, könnte ich noch hinzufügen. Er hat die Dreistigkeit besessen, an sie heranzutreten und sie um ihre Hilfe zu bitten.«
Aramintas Augenbrauen zogen sich hoch. »Ich verstehe. Und sie hat sich an dich gewandt?«
»Sie hat gesagt, sie wüßte, daß es wahrscheinlich zwecklos sei, mich zu bitten, etwas zu seiner Rettung zu unternehmen, und ich habe ihr gesagt, daß sie das richtig sieht.« Simon schlug mit der flachen Hand auf die Schreibtischplatte und sah in den aufgesperrten Rachen eines juwelenbesetzten Drachen, der auf einem der Bücherregale stand. »Ich tue es nicht, Araminta. Ich habe zu lange auf diesen Augenblick gewartet. Erst habe ich ihren Bruder vor diesem dämlichen Duell bewahrt, und dann habe ich Northcote, Canonbury und Peppington nicht länger zappeln lassen. Aber es ist etwas ganz anderes, Broderick Faringdon zu Hilfe zu kommen. Das wußte Emily von Anfang an.«
»Ja, aber Emily hat einen starken Hang zu romantischen Vorstellungen und glücklichen Ausgängen. Und bis jetzt hast du ihr im allgemeinen ihren Willen gelassen.«
»Wenn sie sich falsche Hoffnungen gemacht hat, dann ist das ihr Problem. Sie hat keine Ausrede dafür.«
»Du hast natürlich recht. Es gibt nicht den geringsten Grund für solche Hoffnungen, wenn man davon absieht, daß sie dich für unglaublich heroisch und für den großartigsten Ehemann auf Erden hält.«
Simon kniff die Augen zusammen. »Du findest das amüsant?«
»Nein, ich halte es für naiv«, sagte Araminta rundheraus. »Aber ich gehe davon aus, daß du ihre Illusionen mit der Zeit zerstören wirst. Emily ist zu intelligent, um ewig so naiv zu bleiben.«
Simon unterdrückte schnell die Wut, die in ihm aufstieg. »Verspotte mich nicht, Tante. Das ist nicht deine Angelegenheit.«
»Vielleicht nicht.« Araminta dachte kurz darüber nach und zuckte die Achseln. »Ist Emily dir böse?«
Simon stand auf und trat an den Teetisch. Er nahm die golden und grün emaillierte Teekanne und schenkte zwei Tassen Lapsung Souchong ein. »Um ganz offen zu sein, ich habe keine Ahnung, was Emily heute empfindet. Sie ist in einer ganz seltsamen Stimmung.«
»Und wie äußert sich das?«
Simon reichte Araminta eine Tasse und eine Untertasse, blieb dann stehen und trank bedächtig von dem edlen Gebräu. »Sie ist zerstreut. Wirr und besorgt. Sie läuft durch die Gegend, als hätte sie weit gewichtigere Dinge im Kopf als die Tatsache, daß ihr Vater kurz vor dem Ruin steht. Aber sie scheint nicht wütend zu sein.«
»Nun, ich nehme an, wenn sie wütend auf dich ist, wirst du das früh genug merken.«
»Und in welcher Form werde ich derart faszinierende Informationen an mich bringen?« murmelte Simon.
»Natürlich durch ihre Reaktionen im Bett.« Araminta lächelte vielsagend über den Rand ihrer Teetasse hinweg. »Hat sie schon angefangen, dir ihre Gunst vorzuenthalten?«
Simon stellte zu seiner Verblüffung fest, daß er dunkelrot wurde. »Verdammt noch mal, Araminta. Ich habe nicht die Absicht, mein Intimleben mit dir zu diskutieren.«
»Natürlich nicht.«
Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu. »Emily wüßte nicht, wie sie Sex einsetzen kann, um zu bekommen, was sie will, oder um mich zu bestrafen.«
»Du hast wahrscheinlich recht.« Araminta schüttelte den Kopf. »Deine Gräfin ist wirklich zu naiv, um zu solchen üblichen weiblichen Listen zu greifen.«
»Würdest du freundlicherweise aufhören, das immer wieder zu betonen?« sagte Simon gereizt. »Der Umstand, daß Emily nicht über die übliche weibliche Trickkiste verfügt, heißt noch lange nicht, daß sie naiv ist, verdammt noch mal.«
»Und was ist mit der Tatsache, daß sie dich für einen mustergültigen Ehemann hält, den besten von allen? Spricht das für ihre Naivität?«
»Verdammt, zum Teufel und bei allen...« Simon wollte gerade noch mehr sagen, doch in dem Moment ging die Tür zur Bibliothek schon wieder auf, und Emily kam hereingesaust.
»Entschuldige, bitte. Araminta, dem Himmel sei Dank, daß Sie hier sind«, schnaufte Emily atemlos. »Ich bin gerade eben
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