Skandal
gefunden, wie er dich zwingen kann, ihm das Haus zurückzugeben«, sagte Charles und sah seine Schwester finster an. »Aber wenn er derart reich ist, warum bietet er dann nicht einfach an, das Haus zurückzukaufen?«
»Weil es ihm um das Prinzip geht, das dahintersteckt. Er ist der Meinung, daß ich ihm das Haus schuldig bin. Ich habe euch doch gesagt, daß er auf Rache aus ist. Und wahrscheinlich weiß er, daß ich das Haus nicht verkaufen würde, selbst dann nicht, wenn er mir ein anständiges Angebot machen würde.«
»Und warum nicht?« erkundigte sich Charles ungeduldig. »Wir halten uns ohnehin kaum hier auf. Abgesehen natürlich von Emily.«
Broderick sah sich wieder um und erfreute sich an der Einrichtung des wunderschönen Salons. »Das hier ist das eleganteste Haus, das je ein Faringdon besessen hat. Edler als alles, was mein Vater, mein Großvater und selbst der Baron, dieser knauserige Mistkerl, je an sich gebracht haben. Ich habe meine Sache besser als jeder andere von ihnen gemacht. Ich bin der erste Faringdon, der es je zu etwas gebracht hat. Und dieses Haus beweist es.«
Devlin warf aus verkniffenen Augen einen Blick auf Emilys weißes Gesicht. »Das könnte tatsächlich sehr übel werden. Blade ist kein Typ, der blufft. Emily, du bist doch sicher nicht so dumm gewesen, dein Herz an Blade zu verlieren?«
»Natürlich hat sie es an ihn verloren«, murmelte Charles. »Sieh sie dir doch an. Sie glaubt, dieser Lump will sie wirklich heiraten. Und genau das wird er ihr auch sagen, wenn er sie auffordert, mit ihm fortzugehen. Sie wird ihm glauben, genauso, wie sie Ashbrook geglaubt hat. Himmel, was für ein Chaos. Wir werden sie einschließen müssen.«
»Sei kein Idiot«, sagte Emily. »Ich könnte aus jedem Zimmer in diesem Haus entkommen.« Sie richtete sich stolz auf, und die Wut strömte wie rotglühendes Feuer durch ihre Adern. »Aber ihr werdet es ja sehen. Blade wird um meine Hand anhalten, und ich werde ihn heiraten.«
»Er will dich nicht, Mädchen. Nicht zur Frau. Ist das denn immer noch nicht klar genug?« Charles schüttelte voller Ungeduld den Kopf. »Er wird morgen nachmittag um drei nicht um deine Hand anhalten. Er wird Vater statt dessen erpressen.«
»Er wird einen anständigen Heiratsantrag Vorbringen«, gab Emily zurück, und ihre Stimme war hoch und schrill vor Anspannung. »Ich kenne ihn, du verfluchter Kerl.«
Broderick seufzte tief. »Nein, Emily, du kennst ihn nicht. Niemand kennt Blade. Du hast nicht gehört, was in den Clubs geredet wird. Der Mann hüllt sich in Geheimnisse. Und noch dazu ist er ver-dammt mächtig. Es heißt, selbst Männer wie Canonbury und Peppington hat er unter der Fuchtel. Alles, was man mit Sicherheit über ihn weiß, ist, daß er sowohl sehr reich als auch sehr gefährlich ist.«
»Erzähle ihr nicht solche Dinge, Vater«, murrte Devlin. »Damit bewirkst du nur, daß sie ihn für noch faszinierender hält. Du kennst doch ihre romantische Einbildungskraft.«
»Hör mir zu, Emily, du bist doch ein vernünftiges Mädchen, wenn es um das Verwalten von Finanzen geht«, sagte Broderick in einem einschmeichelnden Tonfall. »Ich erwarte von dir, daß du dich auch in dieser Angelegenheit vernünftig verhalten wirst. Hier haben wir es nicht mit einem verdammten Liebesroman zu tun. Das hier ist die Wirklichkeit. Deine Zukunft steht auf dem Spiel. Blade spielt ein uraltes Spiel, obwohl ich dir zugestehen muß, daß es üblicherweise nicht gerade von Männern seines gesellschaftlichen Rangs gespielt wird. Das übliche Vorgehen sieht so aus, daß ein verarmter Halunke anbietet, der Tochter des Hauses nicht mehr nachzulaufen, wenn man ihn dafür mit einer hohen Summe entschädigt.«
»Der einzige Unterschied in dem Fall«, sagte Charles, »ist der, daß Blade nicht verarmt ist.«
»Ich bin überzeugt, daß ihr euch irrt«, sagte Emily durch die Zähne. »Der Earl wird ein ernstgemeintes Angebot machen, und ich werde seinen Antrag annehmen, selbst dann, wenn du mir nicht die Erlaubnis dazu gibst, Papa. Du kannst mich nicht davon abhalten.«
Broderick massierte sich die Schläfen. »Denk an diese Katastrophe vor fünf Jahren, meine Liebe. Du kannst dir doch nicht im Ernst wünschen, diese Schmach und diesen Kummer noch einmal zu durchleben. Du hast dich tagelang gegrämt.«
»Das ist nicht dasselbe«, rief Emily aus. »Der Earl wird mich heiraten.«
»Es ist dasselbe wie damals, verdammt und zum Teufel«, gab Broderick grob zurück. »Aber bis du endlich
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