Skandal
anhalten, weil er mich heiraten will. Er weiß, daß ich gesellschaftlich ruiniert bin, aber er liebt mich trotzdem.«
»Emily, meine Liebe, du bist so verdammt naiv.« Broderick ließ sich auf das Sofa fallen und kippte seinen Bordeaux herunter. »Männer wie Blade heiraten keine Frau wie dich. Warum sollten sie es auch tun? Mit seinem Titel und dem Vermögen, das er in Südostasien selbst erwirtschaftet hat, kann Blade unter den hübschen kleinen Jungfrauen, die alljährlich auf den Heiratsmarkt kommen, freie Auswahl haben. Warum sollte er sich mit beschädigter Ware begnügen?«
Emily errötete und unterdrückte die altbekannte Demütigung. »Er scheint keinen größeren Wert auf solche Dinge zu legen, Papa.«
»Jeder Mann legt größten Wert auf solche Dinge«, teilte Charles ihr mit brüderlicher Unbarmherzigkeit mit.
»Ach, wirklich?« warf ihm Emily wütend an den Kopf. »Warum tust du dann alles, was du kannst, um jedes arme, unglückliche Mädchen, das du finden kannst, zu verführen und zu schadhafter Ware zu machen?«
»Also, jetzt reicht es aber«, fauchte Devlin. »Charles und ich sind Gentlemen. Wir laufen nicht durch die Gegend und verführen unschuldige junge Frauen von Rang.«
»Nur die unschuldigen jungen Frauen der unteren Stände? Diejenigen, die keine andere Wahl haben? Ich vermute, ihr glaubt, durch den tieferen gesellschaftlichen Rang dieser Mädchen seid ihr im Recht?«
»Genug jetzt!« brüllte Broderick Faringdon. »Wir schweifen vom Thema ab. Emily, ich werde es dir schonungslos klarmachen. Du hast uns alle in eine sehr ernste Lage gebracht, und ich fange gerade eben erst an, einen Verdacht zu schöpfen, was uns das kosten wird.«
»Warum wird es uns irgend etwas kosten?« schrie sie zurück. »Ich werde heiraten. Was ist dagegen einzuwenden?«
Das Glas in der Hand ihres Vaters wurde lautstark auf den Tisch geknallt. »Verdammt noch mal, Mädchen, siehst du denn nicht, was hier gespielt wird? Blade hat nicht die Absicht, dich zu heiraten.«
»Warum wird er dann um meine Hand anhalten?«
Broderick Faringdon verstummte für einen Augenblick. Er war ein Mann, der großes Geschick darin entwickelt hatte, die Absichten seines Gegners in einem Spiel zu durchschauen, bei dem es um einen hohen Einsatz ging. »Was er anbieten wird, ist zweifellos ein Tauschgeschäft.«
»Verdammt noch mal. Du hast recht, Vater.« Charles schenkte sich noch einen Bordeaux ein.
»Hölle und Verdammnis. Selbstverständlich. Ich hätte es kommen sehen sollen«, murrte Devlin.
Emily starrte ihren Vater an. »Ein Tauschgeschäft? Papa, wovon auf Erden redest du?«
Broderick schüttelte den Kopf. »Hast du es denn immer noch nicht begriffen, Mädchen? Blade will dich nicht heiraten. Was er vorhat, ist, mir zu drohen, daß er mit dir davonläuft, wenn ich ihm nicht gebe, was er will.« Er sah sich mit grüblerischem Blick in dem eleganten Salon um. »Und ich glaube zu wissen, was er im Austausch dafür verlangen wird, daß er uns den großen Gefallen tut, wieder aus unser aller Leben zu verschwinden.«
Devlin schaute ihn scharf an. »Was will er, Vater?«
»St. Clair Hall.« Broderick trank den restlichen Bordeaux in seinem Glas mit einem einzigen großen Schluck. »Der verfluchte Mistkerl haßt mich. Er hat dreiundzwanzig Jahre darauf gewartet, sich an mir zu rächen, und jetzt hat er endlich einen Weg gefunden, wie er sich rächen kann.«
Emily fühlte sich benommen. Sie sank steif auf einen Brokatstuhl, ohne ihren Vater auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. »Ich glaube, das solltest du mir besser erklären, Papa. Und zwar gleich.«
Broderick musterte seine drei Abkömmlinge lange Zeit und seufzte dann tief. »Ich wünschte, eure Mama wäre noch bei uns. Solcher Unerfreulichkeiten hat sie sich immer angenommen. Sie hatte da so eine Art an sich. So etwas konnte ich immer ihr überlassen.«
Devlin sah Charles an und schaute dann seinem Vater direkt ins Gesicht. »Charles und ich verstehen jetzt teilweise, was hier vorgeht. Wir wissen, daß Blade versucht, Emily irgendwie für seine
Zwecke zu nutzen. Aber was soll das mit St. Clair Hall heißen? Warum sollte er es im Austausch dafür haben wollen, daß er nicht mit Emily fortläuft? Der Mann ist ein Krösus. Er könnte sich ein Dutzend solcher eleganten Häuser kaufen.«
Emily ballte die Hände zu Fäusten. »Er hat gesagt, daß er früher einmal hier gewohnt hat«, sagte sie langsam. »Er hat als kleiner Junge hier gelebt.«
Brodericks
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