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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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einzigen Zweck, sie zu benutzen, um Rache an ihrem Vater zu üben, den Kontakt zu ihr aufgenommen. Die ganze Kette von Ereignissen, die sie einem wohlwollenden Schicksal zugeschrieben hatte, wies jetzt eine gräßliche und unversöhnliche Logik auf.
    Aber Emily war auch noch zu einer zweiten Schlußfolgerung gelangt, nachdem sie Simons Briefe noch einmal durchgelesen hatte. Der Mann, der diese sensiblen und intelligenten Texte geschrieben hatte, konnte kein Ungeheuer sein.
    Die dritte unvermeidliche Schlußfolgerung war die, daß sie immer noch in den geheimnisvollen goldäugigen Drachen aus dem Osten verliebt war.
    Sie entstammte einer langen Ahnenreihe von Spielern, rief sich Emily ins Gedächtnis zurück. Es war an der Zeit, daß sie um ihres eigenen zukünftigen Glücks willen ein Risiko wagte.
    Sie griff nach einem großen Blatt Papier und verfaßte eine kurze Nachricht.
    Sehr geehrter Herr,
    ich muß Sie augenblicklich sehen. Seien Sie bitte so gütig, mich heimlich an dem Ort zu treffen, an dem wir erstmals die Schwierigkeiten besprochen haben, über Sommertage an Gewässern zu schreiben. Üben Sie bitte Diskretion und größte Vorsicht und erzählen Sie niemandem etwas davon. Es steht viel auf dem Spiel.
    Herzl., eine Freundin
    Emily sah stirnrunzelnd die Nachricht an, als sie sie zusammenfaltete und läutete, um einen Lakaien zu sich zu rufen. Sie hoffte, die Formulierungen seien vage genug, um nichts preiszugeben, falls ihre Nachricht abgefangen werden sollte. Man mußte sehr vorsichtig vorgehen, wenn man klammheimliche Treffen arrangierte.
    Simon erwartete sie am Teich. Emily stieß vor Erleichterung einen tiefen Seufzer aus, als sie den Braunen sah, der mit losen Zügeln an einer Ulme festgebunden war. Der Drache kam durch die Bäume auf sie zu. Emily wappnete sich.
    »Wie Sie selbst sehen können, habe ich Ihre Nachricht erhalten, Miss Faringdon.« Der Earl streckte die Arme aus, um ihr beim Absteigen behilflich zu sein.
    »Danke, Mylord.« Emily sprach bewußt in einem förmlichen Tonfall mit ihm und sorgte dafür, daß keine Empfindung aus ihrer Stimme herauszuhören war. Die Glut seiner Hände wärmte sie durch den Stoff ihres Kostüms. Sie trat zurück, sowie ihre Füße den Boden berührten. Forsch wandte sie sich ab und ging auf den Bach zu. »Ich werde nicht viel von Ihrer Zeit in Anspruch nehmen. Es wird schon spät.«
    »Ja, tatsächlich.« Er folgte ihr, und seine schwarzen Schaftstiefel machten keine Geräusche auf dem weichen Teppich aus altem Laub, das wie eine Decke auf dem Boden lag.
    Emily setzte sich spröde auf den großen Stein, auf dem Simon sie zum ersten Mal geküßt hatte, und riskierte unter der Krempe ihres Strohhuts einen schnellen Seitenblick auf ihn. Er lächelte nicht. Er stemmte lediglich einen Stiefel auf den Gesteinsbrocken, stützte den Ellbogen auf sein Knie und wartete.
    Dieser Mann ist gut im Warten , begriff Emily. Er hatte dreiundzwanzig Jahre lang auf Rache gewartet.
    »Ich habe mit meinem Vater und meinen Brüdern gesprochen. Etliche Dinge sind dabei klargeworden«, setzte Emily langsam an.
    »Ach, tatsächlich?«
    Sie sah auf den Fluß hinaus. »Ich möchte Ihnen begreiflich machen, Mylord, daß ich Ihre Gründe für diesen ziemlich bizarren Weg der Rache, den Sie eingeschlagen haben, voll und ganz verstehe. Wenn ich in Ihrer Haut stecken würde, hätte ich höchstwahrscheinlich etwas ähnlich Drastisches probiert. Wir sind einander in mancher Hinsicht gar nicht unähnlich.«
    »Wie ich sehe, war Ihr Vater recht gesprächig.«
    »Er hat erklärt, was vor all diesen Jahren geschehen ist. Wie meine Familie die St. Clair Hall an sich gebracht hat. Und er hat von der furchtbaren Tragödie berichtet, durch die Ihr Vater umgekommen ist. Sie haben ein Recht, Rache üben zu wollen.«
    »Sie sind äußerst verständnisvoll, meine Liebe.«
    Sie fragte sich, ob er sich über sie lustig machte. Aus seinem kühlen Tonfall ließ sich das absolut nicht schließen. Emily holte Atem und machte weiter. Jetzt war sie in Fahrt. »Mir ist klar, daß Sie in Wirklichkeit nicht die Absicht haben, rechtmäßig um meine Hand anzuhalten. Sie haben vor, damit zu drohen, daß Sie mit mir fortgehen und mich ein paar Monate lang oder so als Ihre Mätresse verborgen halten werden, es sei denn, mein Vater überläßt Ihnen die St. Clair Hall. Sie werden mich in diesem Zeitraum zweifellos emotional in der Luft hängen lassen, indem Sie mir eine Ehe versprechen.«
    »Nur ein paar Monate?«
    Emily

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