Skandal
Vorschriften und Zwänge gedämpft oder gar unterdrückt wird. Ich glaube, du bist in der Lage, ihre ungewöhnlichen Eigenschaften zu würdigen und Wege zu finden, sie so herauszustreichen, daß sie am besten zur Geltung kommen.«
»Simon, ich bin nicht sicher, daß es Mittel gibt, wie man einen kleinen rotschopfigen Kobold, der Sachen wie >verdammt und zum Teufel< sagt, wenn er durcheinander ist, am besten zur Geltung bringt.«
»Unsinn. Dir wird schon etwas einfallen. Ich setze uneingeschränktes Vertrauen in dich.«
»Also, jedenfalls werde ich bestimmt mein Bestes tun. Das ist weiß Gott das Mindeste, was ich für dich tun kann - nach allem, was du für mich getan hast, Simon. Ich säße immer noch in diesem modernen Steinhaufen in Northumberland fest, wenn du mich nicht vor ein paar Jahren aus meiner vornehmtuenden Armut errettet hättest.«
»Du schuldest mir nichts, Araminta«, sagte Simon. »Ich bin hier derjenige, der ewig dankbar sein wird, weil du mir geholfen hast, mich um Mutter zu kümmern, und weil du deinen letzten Schmuck verkauft hast, um mir ein Offizierspatent zu kaufen.«
Araminta grinste. »Dir zu einem Start ins Leben zu verhelfen, war die beste Investition, die ich je hätte tätigen können. Der Schmuck und die Kleider, die ich mir jetzt kaufen kann, sind viel mehr wert als das wenige schäbige Zeug, was ich damals hatte.«
Simon zuckte die Achseln. »Du hast alles verdient, was du heute hast. Und jetzt kommen wir noch einmal darauf zurück, daß meine Frau in die Gesellschaft eingeführt werden muß. Wie ich schon sagte, werde ich das Projekt weitgehend in deine Hände legen. Aber ich werde mich daran machen, das eine potentielle Problem aus der Welt zu schaffen, das sich drohend am Horizont abzeichnet.«
Araminta musterte ihn wachsam. »Welcher Natur ist dieses potentielle Problem, Simon?«
»Meine Verlobte ist ziemlich impulsiv und ungestüm, und es ist anscheinend vor ein paar Jahren zu einem eher unseligen Vorfall gekommen.«
»Zu einem Vorfall?« erkundigte sich Araminta in einem Tonfall, der mehr als bedenklich war. »Und wie übel war dieser Vorfall wirklich?«
»So, wie Emily es erklärt, war sie vorübergehend von einem Überschwang romantischer Leidenschaft überwältigt und ist mit einem jungen Mann ausgerissen.«
Araminta lehnte den Kopf an das Polster zurück und schloß voller Entsetzen die Augen. »Gütiger Gott.« Prompt öffnete sie die Augen wieder und warf ihrem Neffen einen verschlagenen Blick zu. »Wie schlimm war es wirklich? Hat ihr Vater das Paar aufhalten können, ehe sie die Grenze erreicht hatten?«
»Alles weist darauf hin, daß der Mann, um den es geht, in Wirklichkeit gar nicht die Absicht hatte, es mit ihr nach Gretna Green zu schaffen. Jedenfalls ist es so ausgegangen, daß Emily die Nacht mit ihm in einem Gasthaus verbracht hat. Faringdon hat sie am nächsten Tag erwischt und sie nach Hause zurückgebracht.«
»Am nächsten Tag? Er hat sie erst am Tag darauf gefunden?« Araminta war jetzt durch nichts mehr zu schockieren. Sie beugte sich vor, und ihre Augen waren feurig. »Simon, all das kann doch nicht dein Ernst sein. Das ist doch alles nur ein bizarrer Scherz, den du deiner armen Tante spielst. Gib es zu.«
»Es ist kein Scherz, Tante Araminta. Ich bin dabei, eine Frau mit Vergangenheit zu heiraten. Aber du brauchst dich nicht zu beunruhigen. Ich werde dafür sorgen, daß ihre Vergangenheit nachhaltig aus der Welt geschafft wird.«
»Gütiger Gott, Simon. Und wie gedenkst du das anzustellen?«
Er zuckte unbesorgt die Achseln. »Mein Titel und mein Vermö-gen werden sich als ein äußerst wirksames Fleckenmittel erweisen. Und ich werde persönlich letzte kleine Tröpfchen, die sich noch bilden könnten, mit Löschpapier aufsaugen.«
»Gütiger Himmel. Dir macht das richtig Spaß, stimmt’s?« Araminta sah ihn plötzlich verständnisvoll an. »Du gönnst dir wieder einmal eins deiner großen Abenteuer.«
»Emily hat eine Art, dem Leben Würze zu geben, wie du zweifellos selbst bald sehen wirst.«
»Simon, ich werde jetzt schonungslos offen mit dir reden. Es mag ja sein, daß die Kleine ein Original ist, und ich weiß, daß dich das Ungewöhnliche anzieht. Aber du mußt dir auch überlegen, was du tust. Wir wissen beide, daß du nicht einfach eine junge Frau heiraten kannst, die nicht mehr jungfräulich ist, ganz gleich, wie charmant sie auch sein mag. Es ist etwas ganz anderes, wenn eine Frau nach ihrer Eheschließung diskrete Affären
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