Skandal
ebenfalls auf und eilte ihr nach. Emily machte gerade lange genug halt, um die Frau des Gastwirts um eine kalte Mahlzeit zu bitten, und dann huschten die beiden jungen Frauen nach oben.
Das Essen kam wenige Minuten später. Es war keine besonders aufregende Kost, denn das Essen setzte sich aus zwei Stücken Pastete, etwas Brot und Käse zusammen. Dennoch fielen Emily und ihre neue Freundin mit gesundem Appetit darüber her.
Der gefürchtete Nevil tauchte kurz nach dem spartanischen Mahl auf. Ein wütendes Pochen an der verschlossen Tür war das erste Anzeichen dafür, daß der Mann nicht die Absicht hatte, sich einen Strich durch die Rechnung machen zu lassen.
»Celeste, ich weiß, daß du dort drinnen bist! Was, zum Teufel, geht hier vor? Komm sofort raus«, brüllte der Mann durch die Tür.
»Geh weg, Nevil. Ich habe dir doch gesagt, daß ich dich nicht mehr heiraten will«, rief Celeste zurück. »Du bist nicht der Mann, für den ich dich gehalten habe.«
»Du wirst mich heiraten, verdammt noch mal, du kleines Miststück. Ich habe mir diese ganzen Scherereien doch nicht umsonst gemacht. So oder so ist es jetzt zu spät, um es sich noch anders zu überlegen, du alberne Gans. Du mußt mich heiraten, oder du bist ruiniert, und das weißt du selbst nur zu gut. Komm augenblicklich raus.« Nevil fing an, mit seinem Fuß, der in einem Stiefel steckte, gegen die Tür zu treten.
»Lieber Gott.« Celeste starrte die Tür, die in ihren Angeln wackelte, voller Grauen an.
»Wenn du nicht sofort rauskommst, werde ich den Gastwirt mit den Schlüsseln holen«, gelobte Nevil. Die Tür bebte wieder unter dem Ansturm seines Stiefels. »Mach jetzt auf, verdammt noch mal, du dumme Kuh.«
Emily wurde klar, daß die Tür unter Umständen nachgeben könnte. Sie beschloß, eilig zu handeln. »Helfen Sie mir, das unter den Türgriff zu ziehen«, drängte sie Celeste, als sie begann, einen schweren Sessel durch das Zimmer zu zerren.
Celeste packte den Sessel, als das Hämmern an der Tür fortgesetzt wurde. Sie stand schon wieder kurz vor den Tränen. Nevil stieß etliche Drohungen aus, was er ihr anzutun gedächte, sowie er mit ihr verheiratet war, und dann fing er wieder an zu schreien und zu treten.
»Beachten Sie ihn gar nicht«, sagte Emily keuchend, als sie den Sessel zurechtrückte. Sie fing an, eine schwere Truhe neben den Stuhl zu schieben.
»Er wird die Tür eintreten«, japste Celeste, die vor Entsetzen bleich war.
»Ich glaube nicht, daß er das schafft.« Aber auch Emily musterte die Tür voller Unbehagen. Sie wirkte nicht besonders robust, noch nicht einmal mit dem Sessel und der Truhe davor. »Vielleicht sollten wir noch etwas anderes davorschieben«, flüsterte sie Celeste zu.
»Sonst ist nichts mehr da, nur das Bett.«
»Der Teufel soll dich holen, du Miststück«, brüllte Nevil. »Ich werde dich mit der Pferdepeitsche auspeitschen, wenn ich dich erst da rausgeholt habe. Hast du mich gehört, du dummes kleines Ding? Bei Gott, mit der Pferdepeitsche. Wir werden ja sehen, wie lange du dich mir noch widersetzt, wenn ich dich die Peitsche kosten lasse.«
Und dann hallte eine neue Stimme durch den Gang: finster, furchteinflößend und absolut gebieterisch. »Was, zum Teufel, geht hier vor, verdammt noch mal?«
Emily, die nur für den Fall, daß die Tür nachgab, einen Feuerhaken gepackt hatte, drehte sich abrupt um und starrte mit einem entgeisterten Keuchen die geschlossene Tür an. »Das ist Simon.«
»Simon?« Celeste sah sie verwirrt und voller Entsetzen an. »Wer ist Simon?«
»Mein Mann.« Emily lächelte in ihrer übermächtigen Erleichterung. »Machen Sie sich keine Sorgen, er wird sich um alles kümmern.«
»Aber Sie haben doch gesagt, Sie seien tragisch von ihm getrennt worden«, rief ihr Celeste ins Gedächtnis zurück.
»Das ist eine ganz andere Angelegenheit«, tat Emily dieses Problem mit einem Schwenken des Feuerhakens ab. »Im Moment ist entscheidend, daß er Ihnen Nevil vom Hals schaffen wird.«
»Wird er das wirklich tun?« Celeste wirkte extrem unsicher. »Weshalb sollte er sich die Mühe machen?«
»Blade ist von Natur aus sehr edelmütig und galant«, versicherte ihr Emily.
Nevils Stimme erhob sich draußen im Gang. »Hören Sie, das ist nicht Ihre Angelegenheit, guter Mann«, teilte Nevil Simon in einem sehr lauten und gekränkten Tonfall mit. »Meine Verlobte hat sich in diesem Zimmer mit irgendeiner anderen Frau eingeschlossen. Ich gehe nicht, ehe ich Celeste hier rausgeholt
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