Skandal
daß meine Frau und ihre Freundin hier in Sicherheit sind, während ich mich um andere Angelegenheiten kümmere.«
Der geplagte Gastwirt wirkte sichtlich gehetzt. Seine besorgten Blicke schossen von Emily, die ihn unglaublich herablassend anlächelte, zu dem stummen Nevil, der still dalag. »Ich bitte um Verzeihung, Sir. Ich habe die Situation nicht richtig verstanden. Offensichtlich hat hier ein Irrtum Vorgelegen.«
»Offensichtlich.« Simon wies mit einer Kopfbewegung auf den Mann, der auf dem Boden lag. »Ich schlage vor, daß Sie ihn augenblicklich von hier entfernen.«
»Ja, Eure Lordschaft, ich werde mich sofort darum kümmern.« Der Gastwirt wandte sich ab, um seinen Angestellten unten anzuplärren. »Owen, komm auf und hilf mir, Junge. Eil dich.«
Simon schaute über Emilys Kopf hinweg in das Schlafzimmer, in dem sich Celeste zusammenkauerte. Dann sah er wieder auf Emily herunter. »Ich würde vorschlagen, daß ihr beide, du und deine Freundin, jetzt sofort nach unten kommt und genau erklärt, was hier vorgeht. Was meinst du dazu?«
»Ausgezeichnet, Simon.« Emily strahlte. »Es ist in Wirklichkeit alles ganz einfach.«
»Irgendwie fällt es mir schwer, das zu glauben. Ich bitte dich, laß mich nicht zu lange warten.« Simon wandte sich der Treppe zu, und der Umhang schwang um ihn herum wie ein elegantes Cape.
»Ja, Simon. Wir kommen gleich nach unten«, rief Emily ihm nach.
Aber er war schon auf der Treppe und machte sich nicht die Mühe, ihren Gehorsam zur Kenntnis zu nehmen. Emily trat wieder in das Zimmer und fand Celeste vor, die sie aus aufgerissenen Augen anstarrte. Das Taschentuch in ihrer Hand war vollständig zerknüllt.
»Was auf Erden ist denn jetzt los?« fragte Emily.
»Ich fürchte, Ihr Mann ist ziemlich wütend«, sagte Celeste matt. »Vielleicht wird er mir die Schuld daran geben, daß ich Sie in diese Lage gebracht habe.«
»Um Himmels willen, Celeste. Simon wird Ihnen keine Schuld geben. Er ist ein sehr gerechter und ehrenwerter Mann. Wir werden das bald alles geklärt haben. Ich halte es jedoch für das beste, wenn wir tun, was er gesagt hat. Sind Sie fertig? Können wir nach unten gehen?«
»Ja, ich vermute, uns bleibt nichts anderes übrig.« Celeste tupfte sich mit dem Taschentuch die Augen ab. »Ich wünschte, Mama wäre hier.«
»Sie ist aber nicht hier, und deshalb werden wir allein klarkommen müssen. Sie können es mir überlassen, alles zu erklären. In solchen Dingen bin ich sehr gut.« Emily rückte ihre Brille gerade, schüttelte ihre Röcke aus und ging voran zur Treppe.
Simon erwartete die beiden in einem Privatzimmer. Er hatte seinen Umhang und seinen Hut abgelegt und saß vor dem Feuer und hielt einen Krug Bier in der Hand. Er stand mit ernster Höflichkeit auf, als Emily und Celeste eintraten.
Emily machte sich sofort daran, Celeste, die nervöser denn je wirkte, ordnungsgemäß vorzustellen. Es entstand eine bedächtige Pause, ehe Simon etwas sagte.
»Northcotes Tochter?« murmelte er schließlich, und sein Blick war verschleiert.
Celeste nickte stumm. Emily wollte schon fragen, warum sie Hamilton als ihren Nachnamen angegeben hatte, aber Simon sprach bereits weiter.
»Sie wollten nach Gretna Green ausreißen?« fragte er Celeste. »Ich kann mir denken, daß Ihr Vater dazu noch ein paar Wörtchen zu sagen hat.«
Celeste senkte den Blick. »Ja, Mylord. Da haben Sie wahrscheinlich recht.«
Emily sah Simon stirnrunzelnd an, während sie Celeste tröstlich umarmte. »Machen Sie sich keine Sorgen, Celeste. Blade wird mit Ihrem Vater reden, und es wird alles gut ausgehen.«
»Ach, tatsächlich, werde ich das tun?« Simon trank einen Schluck Bier und musterte seine Frau über den Rand des Kruges hinweg. »Und was schlägst du vor? Was soll ich dem Marquis sagen?«
Emily blinzelte. »Dem Marquis?«
»Deine neue Freundin ist die älteste Tochter des Marquis von Northcote.«
»Oh.« Emily dachte darüber nach. »Ich glaube, ich habe schon von ihm gehört.«
»Zweifellos«, sagte Simon trocken. »Er ist einer der reichsten und mächtigsten Männer in London.« Er warf einen Blick auf Celeste. »Und ich nehme an, daß er seiner entflohenen Tochter dicht auf den Fersen ist.«
Celeste brach wieder in Tränen aus. »Das wird mir Papa niemals verzeihen.«
»Natürlich wird er das tun«, sagte Emily ermutigend. »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß Blade alles erklären wird.«
»Ich habe im Moment kein besonderes Interesse daran, Northcote irgend etwas zu
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