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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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erklären«, sagte Simon. »Es ist eher so, daß ich selbst einige Erklärungen erwarte.«
    Emily kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Hast du meinen Brief bekommen?«
    »Ja, ich habe deinen Brief bekommen. Darüber werden wir allerdings später unter vier Augen miteinander reden.«
    »Oh. Ja, natürlich.« Emily war nicht sicher, ob sie fand, daß das gut klang, aber ehe sie dazu kam, noch etwas zu sagen, entstand draußen im Gang Tumult. Ein paar Sekunden später wurde die Tür des kleinen Wohnzimmers aufgerissen und ein Mann von Mitte Vierzig mit einem aristokratisch geschnittenen Gesicht und eine elegante dunkelhaarige Frau, die ein außerordentlich modisches Reisekostüm trug, tauchten auf.
    »Mama.« Celeste brach schon wieder in strömende Tränen aus und rannte auf die dunkelhaarige Frau zu, die sie eng an sich schmiegte. »Mama, es tut mir so furchtbar leid.«
    »Meine liebste Tochter, ich war außer mir vor Sorge. Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, Mama, es ist alles in Ordnung, und das habe ich Lady Blade zu verdanken.« Celeste löste sich aus den Armen ihrer Mutter und lächelte Emily tränenüberströmt an. »Sie hat mich vor einem entsetzlichen Los bewahrt, Mama. Ich stehe höher in ihrer Schuld, als ich sagen kann.«
    Die Marquise von Northcote sah Emily unsicher an. In ihrem Blick stand eine gewisse Wachsamkeit. »Ich bedaure, daß wir einander noch nicht ordnungsgemäß vorgestellt worden sind, Lady Blade«, sagte sie nicht ohne eine gewisse Steifheit. »Aber ich habe das Gefühl, ewig in Ihrer Schuld zu stehen.«
    »Seien Sie nicht albern, Lady Northcote«, sagte Emily fröhlich. »Sie stehen überhaupt nicht in meiner Schuld.«
    Erleichterung flackerte in den Augen der Marquise auf. Sie warf noch einen Blick auf ihre Tochter und sah dann wieder Emily an. »Dann ist also alles in Ordnung?«
    »Ja, durchaus, Madam.« Emily lachte leise in sich hinein. »Celeste hat ein Abenteuer erlebt, aber es ist nichts Böses geschehen, und Blade hat sich an Ihrer Stelle Nevils angenommen.«
    Der Marquis von Northcote warf einen scharfen Blick auf seine Tochter und sah dann Simon an. Er sagte zum ersten Mal etwas, und seine Augen drückten noch mehr Vorsicht und Zurückhaltung aus als die seiner Frau. »Blade.«
    Simon neigte den Kopf und nahm die Begrüßung damit eher beiläufig an. »Northcote.«
    »Es scheint so, als hätte meine Frau recht. Wir stehen offensichtlich in Ihrer Schuld, Sir.«
    »Nicht in meiner«, sagte Simon kühl. »Meine Frau war diejenige, die sich mit Ihrer Tochter angefreundet und sie vor den Klauen dieses jungen Nichtsnutzes bewahrt hat, bis ich eingetroffen bin.«
    »Ich verstehe.« Northcote schloß die Tür und trat wieder in das Zimmer hinein. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu erklären, was hier eigentlich vorgefallen ist?«
    Simon zuckte die Achseln. »Warum nicht? Ich bin gewarnt worden, daß die Erklärungen an mir hängenbleiben werden.«
    »Sind sie denn derart kompliziert?« Northcote sah ihn forschend an.
    »Ganz und gar nicht.« Simons Gesicht drückte kalte Zufriedenheit aus. »Ich schlage vor, daß Sie und Ihre Frau sich jedoch setzen und Bier bestellen sollten. Es könnte einige Zeit kosten.«
    Northcote nickte und wirkte grimmig resigniert. »Pappington, Canonbury und jetzt ich. Endlich haben Sie uns alle da, wo Sie uns haben wollten, stimmt’s, Blade?« fragte er leise.
    »Ja«, murmelte Simon. »Sie waren der letzte. Ich werde Sie als ein Hochzeitsgeschenk von meiner Frau ansehen.«

10
    »Ich muß schon sagen, Simon, das hast du einfach brillant gemacht.« Emily setzte sich auf ihren Stuhl am Feuer und beobachtete ihren Mann, während er die Tür des Schlafzimmers abschloß, das er für die Nacht gebucht hatte.
    Zuvor hatte er einen kurzen Blick in das Zimmer geworfen, das Emily zugewiesen worden war, und seine Lippen hatten sich grimmig zusammengekniffen. Er hatte angeordnet, daß sofort ein anderes Zimmer fertiggemacht werden sollte. Der Gastwirt hatte Emilys Habe eilig geholt und sie in das größere und gemütlichere Zimmer verfrachtet.
    »Die Sache ist die, Simon, daß du alles so vollkommen selbstverständlich und natürlich hingestellt hast. Es klang ganz so, als seien wir Celeste zufällig auf unserer Hochzeitsreise begegnet und hätten sie unter unsere Fittiche genommen.«
    Der Marquis und die Marquise von Northcote waren vor ein paar Minuten in ihrer schnellen und bequemen Reisekutsche in die Stadt aufgebrochen. Wenn alles gut ging, würden sie

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