Skandal
begonnen, die für die Hausangestellten in Frage kämen. Sie sind alle vollkommen fasziniert von der Vorstellung, rechtmäßig so viel Geld zu verdienen.«
»Gütiger Himmel. Geldanlagen? Für Bedienstete?«
»Ja, ich weiß. Das ist ein recht neuartiger Gedanke.«
Araminta schüttelte verwundert den Kopf. »Wie ich schon sagte, ein absolutes Original. Warte nur, bis du die Kleider siehst, die sie bestellt hat, Simon.«
»Sie scheint unauffällig geschnittene Kleider und zarte Pastelltöne zu bevorzugen«, sagte Simon und dachte beifällig an die Kleidung, die Emily auf dem Land getragen hatte.
»Das war einmal.« Araminta grinste. »Von jetzt an könnte sie ebensogut deine Livree tragen, wenn sie sich in die Öffentlichkeit begibt, Simon. Alles, was wir heute bestellt haben, soll aus dem angefertigt werden, was sie Drachenfarben nennt.«
Simon sah seine Tante an. »Drachenfarben?«
»Gold, Grün, Schwarz und Rot, jedenfalls vorwiegend.« Araminta sah sich in der exotisch ausgeschmückten Bibliothek um. »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum sie auf derart ungewöhnliche Farbtöne verfallen ist. Und alle Motive für die Stickereien, die Besätze und die Schmuckentwürfe werden dir vertraut vorkommen.«
»Drachen?«
»Größtenteils. Emily hat sich für ihren persönlichen Stil entschieden, und anscheinend hat sie vor, sich darin auszutoben.« Araminta bedachte Simon mit einem nachdenklichen Blick. »Wie ich schon sagte, sie könnte auch gleich deine Livree tragen oder eine Fahne schwingen, auf der sie sich als dein persönlicher Besitz proklamiert. Dir ist natürlich klar, daß das zwangsläufig niemand übersehen wird?«
Simon lächelte voller Zufriedenheit. »Darin sehe ich kein Problem. Araminta, kannst du sie bis Freitag soweit haben, daß sie für ihren ersten Ball bereit ist?«
Araminta nahm besorgt eine aufrechtere Haltung auf ihrem Stuhl ein. »Ich glaube, ja. Sind schon die ersten Einladungen bei dir eingegangen?«
Wortlos reichte Simon ihr die Karte, die an jenem Morgen gekommen war. Er beobachtete den verblüfften Ausdruck, der in die Augen seiner Tante trat, als sie sie las.
»Für den Ball des Marquis und der Marquise von Northcote«, hauchte Araminta in einem ehrfürchtigen Tonfall. »Simon, das ist ja wunderbar. Was für ein Coup, den wir da gelandet haben. Das ist der perfekte Ort, um Emily den oberen Zehntausend vorzustellen. Wenn erst einmal bekannt wird, daß sie von Lady Northcote eingeladen worden ist, werden ihr alle Türen offenstehen.«
»Das sollte seinen Zweck erfüllen«, stimmte ihr Simon lakonisch zu.
»Es wird bestimmt dazu dienen, Emily einen ordentlichen Start zu verschaffen. Aber, Simon, wie ist es dazu gekommen? Ihr seid ja wohl kaum Freunde, du und Northcote. Nicht nach dem, was vor all diesen Jahren passiert ist. Weshalb sollte seine Frau es auf sich nehmen, deine Frau in die gute Gesellschaft einzuführen?«
»Durch einen reichlich seltsamen Umstand haben sich die Tochter der Northcotes und Emily schnell miteinander angefreundet.
Außerdem fühlen sich der Marquis und seine Gemahlin Emily zu Dank verpflichtet.«
»Zu Dank verpflichtet? Simon, was geht hier vor?«
»Ich sorge lediglich dafür, daß meine Frau es bei ihrem Eintritt in die Gesellschaft leicht hat. Wenn Northcote mir nicht so praktisch entgegengekommen wäre, hätte ich einen anderen Weg gefunden, das gleiche zu erreichen.«
»Wirklich?« Araminta sah ihn fragend an. »Wen hättest du dafür benutzt, wenn Lady Northcote nicht von sich aus auf dich zugekommen wäre?«
Simon dachte kurz darüber nach und zuckte die Achseln. »Zweifellos Peppington oder Canonbury. Ich bin sicher, jeder von beiden hätte seine Frau Gemahlin zu einem Entgegenkommen überreden können.«
»Zwei weitere alte Feinde.« Araminta starrte ihn an. »Mein Gott, Simon. Allmählich wird mir klar, was hier gespielt wird. Ich habe gerüchteweise über deine derzeitigen Verbindungen zu Peppington und Canonbury gehört. Du hast sie beide wie Marionetten in der Hand, hat man mir gesagt. Es sind Gerüchte im Umlauf, beide stünden vor dem finanziellen Ruin. Was steckt wirklich dahinter?«
»Ich bezweifle, daß dich das interessieren würde, Araminta. Eine langweilige Geschichte, bei der es um ein paar Investitionen im Bergbau und in einen Kanal und ein paar Fehlentscheidungen seitens Canonburys und Peppingtons geht.«
»Ah, Simon«, sagte Araminta und schüttelte bedächtig den Kopf, »die Leute haben recht, wenn
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