Skandal
betrifft, Emily, hat es nie einen Skandal gegeben.«
»Aber, Simon...«
»Darüber reden wir nicht mehr. Es gibt nichts mehr dazu zu sagen. Und wenn jemand den Versuch unternimmt, darüber zu reden, wirst du es mir augenblicklich sagen. Hast du verstanden?«
»Ja, aber, Simon, ich glaube wirklich...«
Einen Moment lang wurde er nachsichtig. »Ich weiß, daß du an der Erinnerung an den unseligen Vorfall hängst, weil er einer der aufregenderen Momente deines Lebens war, aber ich glaube, ich kann dir noch viel mehr aufregende Momente bieten, an die du dich ewig erinnern kannst.«
»Das dachte ich mir auch«, sagte sie freimütig. »Deshalb habe ich dich doch gebeten, mich zu heiraten. Aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher. Ich scheine einen großen Fehler begangen zu haben.«
»Dein einziger Fehler, meine Liebe, ist der, daß du glaubst, du könntest mit mir so umgehen wie mit deinen geschäftlichen Belangen. Mich kannst du nicht so leicht in den Griff kriegen.«
»Wie kannst du nur so etwas Haarsträubendes sagen.«
»Es ist die Wahrheit. Aber das Problem werden wir bald beheben. Du wirst zu mir kommen und dich ganz brav dafür entschuldigen, daß du dich gegen mich gestellt hast. Und dann wirst du mich anflehen, daß ich dich wieder in mein Bett lasse, und damit hätten wir es dann geschafft.«
»Nein, zum Teufel, das glaubst auch nur du.«
»Ich glaube, wir haben gerade über eine Reise nach London geredet.«
»Wir haben gerade über deine unerträgliche Arroganz geredet«, gab sie zurück.
»Wir werden in die Stadt fahren, sobald es möglich ist.«
»Warum?« fragte Emily. »Warum müssen wir plötzlich überstürzt nach London fahren?«
»Weil«, sagte Simon und dachte an die tiefe Dankbarkeit, die der Marquis und die Marquise von Northcote an den Tag gelegt hatten,
»ich glaube, es wäre ein sehr günstiger Zeitpunkt, um dich in die Gesellschaft einzuführen.« Northcote war jetzt, ebenso wie Peppington und Canonbury, endlich angreifbar. Der Marquis konnte nützlich sein, und Simon hatte voll und ganz die Absicht, ihn und seine Frau dafür zu nutzen, Emily in die Gesellschaft einzuführen.
Emily schwieg einen langen Moment. »Meinst du das wirklich, Simon?«
Wieder lächelte er in sich hinein. »Ja.« Er stieß die Decken zurück und stand auf. »Und jetzt finde ich es reichlich kalt und ungemütlich hier. Ich muß darauf bestehen, daß du ins Bett kommst und diese Decke mitbringst.«
Emily setzte sich panisch auf, als er auf sie zukam. Sie preßte die Decke an sich. Argwöhnisch schaute sie zu ihm auf. »Ich habe dir doch gesagt, daß ich dir nicht erlauben werde, mit mir zu schlafen, Simon.«
Er streckte die Arme aus und hob sie vom Stuhl. »Du mußt ganz ruhig bleiben, meine Liebe. Das hier ist eine Frage der Bequemlichkeit und der Gesundheit. Ich habe dir mein Wort gegeben, mich dir nicht gewaltsam aufzudrängen.« Er stellte sie auf die Füße und fing methodisch und zielstrebig an, sie aus ihren Kleidungsstücken zu schälen.
»Ha! Glaubst du, sowie du mich in deinem Bett hast, werde ich dich anflehen, mit mir zu schlafen?« fragte sie herausfordernd, als sie ihm wirkungslos auf die Hände schlug. »Glaubst du, ich hätte einen so schwachen Willen?«
»Du hast keinen schwachen Willen, meine Süße.« Simon ließ das Reisekostüm auf den Stuhl fallen, und Emily stand in einem dünnen Musselinhemd da. »Du bist lebhaft, temperamentvoll, leidenschaftlich und impulsiv. Ist das nicht alles dasselbe?«
Emily hörte auf, auf seine Hände einzuschlagen. Sie kniff die Augen zusammen, um sein Gesicht deutlicher sehen zu können. »Glaubst du das wirklich, Simon?«
Er grinste flüchtig, als er sie hochhob und zum Bett trug. »Ich bin mir ganz sicher, meine Liebe. Und wenn du im Moment auch verärgert über mich bist, dann weiß ich doch, daß du dir heute nacht nicht den Tod durch Erfrieren holen willst. Du mußt zu mir ins Bett kommen.«
Emily seufzte resigniert und schlüpfte unter die Decke. Sie blieb steif am äußersten rechten Bettrand liegen und blickte starr zur Decke, als Simon sich neben sie legte. »Sehr gut. Um unserer Gesundheit willen erkläre ich mich bereit, das Bett mit dir zu teilen. Aber du darfst mich nicht lieben, Simon.«
»Mach dir keine Sorgen, Emily. Ich werde mich nicht auf dich stürzen, wenn du schläfst. Ich begnüge mich damit, darauf zu warten, daß du zu mir kommst.«
»Dazu wird es nicht kommen, solange ich nicht überzeugt bin, daß das, was du für mich
Weitere Kostenlose Bücher