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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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höheren Ebene miteinander.« Emily zog nachdenklich die Stirn in Falten. »Manchmal jedenfalls. Vielleicht lassen sich die Leute ein wenig von seinen ungewöhnlichen Bediensteten abschrecken. Von ihrem Äußeren her sind sie doch etwas abstoßend, wenn sie auch außerordentlich nett und hochinteressant sind. Ich frage mich, wo Simon sie aufgegabelt hat.«
    Araminta lächelte ein wenig. »Dir ist doch klar, was Blade für die Ostindiengesellschaft getan hat, Emily, oder nicht?«
    »Soweit ich weiß, hat er der Firma in geschäftlichen Angelegenheiten beigestanden, und man hat sich entsprechend dankbar erwiesen.«
    »Dankbar, das kann man wohl sagen. Seine Funktion bestand darin, die Piraten abzuschrecken, die eine ständige Bedrohung für die Schiffe der Gesellschaft dargestellt haben. Simon hat einen höchst ungewöhnlichen Ansatz zur Lösung dieses Problems gewählt.«
    Emily lachte leise. »Lassen Sie mich wagen, es zu erraten. Hat er zufällig frühere Piraten angeworben, damit sie gegen die noch tätigen Piraten antreten?«
    »Genau das hat er getan.«
    »Eine brillante Idee«, sagte Emily voller Zufriedenheit. »Und ein paar von ihnen sind als seine Diener mit ihm nach England zurückgekehrt.«
    »Falls man sie als solche bezeichnen kann«, sagte Araminta trocken.
    Celeste und ihre Mutter waren durch und durch reizend und hießen sie herzlich willkommen. Sie stellten Emily jedem Anwesenden vor, und die Leute standen Schlange, weil sie sie kennenIernen wollten. Araminta sagte ihr, als sie zwischendurch einen Moment Zeit für sich hatten, es läge daran, daß die Gesellschaft schrecklich gespannt darauf war, was für eine exotische Person der geheimnisvolle Earl of Blade wohl geheiratet hatte. Die Vorstellung, sie könnte exotisch sein, hatte Emily hinter ihrem Fächer kichern lassen.
    Emilys gehobene Stimmung hielt bis zu dem Augenblick an, in dem sie ihr Lorgnon hob, um sich schnell umzusehen, und dabei zufällig Richard Ashbrook entdeckte, der auf sie zusteuerte. Alte Erinnerungen stiegen wieder auf und brachten sie aus der Fassung.
    Er war jetzt Lord Ashbrook, dachte sie, als sie das Lorgnon eilig an seiner Samtschnur fallen ließ. Ashbrook war Baron geworden, seit sie ihn vor fünf Jahren das letzte Mal gesehen hatte.
    Er hatte schon immer gut ausgesehen, aber jetzt war er der absolute Inbegriff des romantischen Poeten mit seinem kunstvoll zerzausten dunklen Haar, dem eindringlichen, grüblerischen Blick und der eleganten Erscheinung. Ihr fiel auf, daß er sich in den letzten fünf Jahren genau die Mundform zugelegt hatte, die die angemessene Mischung aus arroganter, herablassender Langeweile und Zynismus andeutete. Emily fand das optisch nicht besonders anziehend. Aber andererseits wurde ihr auch plötzlich klar, daß sie Ashbrook überhaupt nicht mehr besonders interessant fand.
    Neben dem Drachen, der in ihr Leben getreten war, nahm sich Ashbrook nur noch wie ein halbwegs amüsantes Schoßhündchen aus. Emily fragte sich, was sie je in ihm gesehen hatte.
    »Das ist Ashbrook«, flüsterte Celeste aufgeregt. »Mama hat gesagt, sie hätte ihn eingeladen, aber ich hatte gefürchtet, er würde nicht kommen. Er hat Zutritt zu jedem Salon und Ballsaal in der ganzen Stadt, und es ist sehr schwierig, ihn zu verlocken. Er behauptet, Soirees und Bälle langweilen ihn.«
    Emily wollte gerade etwas darauf erwidern, aber plötzlich stand Ashbrook vor ihr und hatte den Mund zu einem ironischen Lächeln verzogen, und die dunklen Augen waren unter halbgesenkten Lidern verborgen. Sein schneeweißes Halstuch war zu einem Knoten gebunden, der Ähnlichkeit mit einer Skulptur hatte.
    »Hallo, Emily«, sagte Ashbrook leise.
    »Richard.« Emily gab ihm die Hand und fragte sich wieder einmal, warum sie ihn früher unwiderstehlich gefunden hatte.
    »Es ist lange her.« Ashbrook beugte den dunklen Schopf galant über ihr Handgelenk.
    »Emily, du hast mir ja gar nicht erzählt, daß du den Baron kennst«, sagte Celeste.
    »Lady Blade und ich sind alte Freunde«, sagte Ashbrook aalglatt, ohne Emily aus den Augen zu lassen. »Das stimmt doch, Emily, nicht wahr?«
    »Bekannte«, rückte Emily seine Aussage gereizt zurecht. »Und wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, Richard...«
    »Du wirst doch bestimmt nicht so grausam sein, mich wegzuschicken, ohne mir die Ehre eines Tanzes zu erweisen. Lady Northcote hat, wie ich gehört habe, heute abend einen einzigen Walzer bestellt, und der wird, glaube ich, gerade

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