Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
wollte er Byrne gegenüber natürlich nicht zugeben.
»Du bist hier schon ziemlich berühmt«, sagte Byrne.
»Bin ich das?«
»Absolut«, lächelte Byrne. »Deine Abenteuer mit Dr . Grief und diesem Burschen in Englan d – Herod Sayle. Nein, keine Angst, Alex! Natürlich sollten wir nichts von diesen Dingen wissen, aber heutzutage passiert nichts mehr auf der Welt, ohne dass wir irgendwann davon erfahren. Du kannst nicht mal in Kabul niesen, ohne dass jemand in Washington das auf Tonband aufnimmt.« Er lächelte in sich hinein. »Das muss ich euch Tommys lasse n – hier sind wir, immerhin die CIA, und wir haben schon Katzen und Hunde eingesetzt. Wir haben sogar einmal eine Katze in die Botschaft Nordkoreas eingeschleust, mit einer Wanze im Halsband. Aber ein Kind? Ein Kind haben wir noch nie eingesetzt. Jedenfalls kein Kind wie dic h …«
Alex zuckte nur die Schultern. Er wusste zwar, dass Byrne nur freundlich sein wollte, aber es war auch klar, dass dem alten Mann bei der ganzen Sache sehr unwohl war.
»Du hast großartige Arbeit für dein Vaterland geleistet«, fuhr Byrne fort.
»Ich bin nicht sicher, dass ich es für mein Vaterland getan habe«, sagte Alex. »Es ist nämlich so, dass mir mein Vaterland keine große Wahl ließ.«
»Nun ja«, hüstelte M r Byrne verlegen, »wir sind jedenfalls sehr dankbar dafür, dass du uns helfen willst. Du weißt doch, die Vereinigten Staaten und Großbritannien hatten schon immer ein ganz besonderes Verhältnis. Wir helfen einander gern.« Alex sagte nichts, und eine kleine verlegene Pause trat ein. »Ich bin auch einmal deinem Onkel begegnet«, fuhr Byrne fort, »Ian Rider.«
»War er hier in Miami?«
»Nein, wir trafen uns in Washington. Er war ein guter Mann, Alex. Ein guter Agent. Es hat mir sehr leidgetan, als ich erfuh r …«
»Danke«, sagte Alex.
Byrne hüstelte erneut. »Du bist sicher sehr müde. Wir haben für dich ein Zimmer reserviert. Das Hotel ist nur ein paar Häuserblocks entfernt. Aber zuerst möchte ich dich noch mit den beiden Spezialagenten Turner und Troy bekannt machen. Sie werden jeden Augenblick hier sein.«
Turner und Troy. Die beiden sollten Alex’ »Eltern« sein. Er fragte sich, wer von beiden die Mama sein würde.
»Ihr drei werdet übermorgen nach Skeleton Key fliegen«, erklärte Byrne. Er setzte sich auf eine Stuhllehne; bisher hatte er Alex keine einzige Sekunde aus den Augen gelassen. »Du wirst ein wenig Zeit brauchen, um über den Jetlag hinwegzukommen. Aber was noch wichtiger ist: Du musst deine neuen Eltern erst mal richtig kennenlernen.« Er zögerte. »Eins muss ich noch erwähnen, Alex. Die beiden sind absolut nicht begeistert darüber, dass du bei ihrer Operation dabei bist. Verstehe mich bitte nicht falsch. Sie wissen, dass du ein recht guter Agent bist. Aber du bist schließlich nur vierzehn .«
»Vierzehn und drei Monate«, korrigierte ihn Alex.
»Ja, äh, okay.« Byrne schien nicht sicher, ob Alex das ernst gemeint hatte. »Aber jedenfalls sind sie natürlich nicht daran gewöhnt, junge Menschen wie dich um sich zu haben, wenn sie im Einsatz sind. Das ärgert sie. Nun, sie werden sich wohl noch daran gewöhnen. Aber das Wichtigste ist: Wenn du ihnen erst mal geholfen hast, auf die Insel zu gelangen, dann kannst du ihnen aus dem Weg gehen. Sicherlich hat dir das Alan Blunt schon gesag t – du bleibst im Hotel und genießt das Leben. Die ganze Sache sollte in einer Woche vorüber sein. Oder höchstens in zwei.«
»Was sollen die beiden eigentlich auf der Insel erreichen?«, erkundigte sich Alex.
»Nun, sie müssen die Casa d’Oro infiltrieren. Das ist Spanisch und heißt ›Goldenes Haus‹. Es ist das alte Herrschaftshaus einer Plantage, die General Sarow gehört. Liegt an einem Ende der Insel. Aber die Sache wird nicht leicht sein, Alex. Die Insel wird nämlich immer schmaler und es gibt nur eine einzige ungepflasterte Straße, die auf einer Art Damm zur Begrenzungsmauer des Hauses führt. Übrigens handelt es sich eher um ein Schloss als um ein Haus. Aber das alles ist nicht dein Problem. Wir haben ein paar Leute auf der Insel, die uns helfen werden, in das Haus hineinzukommen. Und sobald wir drin sind, pflanzen wir ein paar Wanzen. Wir haben Kameras, die nicht größer sind als Stecknadelköpfe!«
»Sie wollen also herausfinden, was General Sarow plant.«
»Genau.« Byrne betrachtete angestrengt seine polierten Schuhspitzen und Alex fragte sich, ob ihm der CIA-Mann nicht doch noch etwas verschwieg. Alles
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