Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
brachte Conrad heraus.
»So ist es. Inzwischen dürfte der Händler erfahren haben, was mit seinen Boten geschehen ist. Wenn keine weiteren Zahlungen von mir eintreffen, wird er sich vielleicht entschließen, seine Drohung wahr zu machen und die Behörden benachrichtigen. Das ist zwar unwahrscheinlich, aber es ist trotzdem ein Risiko, das ich nicht in Kauf nehmen will. Uns bleiben nur noch knapp zwei Wochen, bis die Bombe hochgeht und die Welt endlich die Gestalt erhält, die ich ihr geben will. Wir können es nicht darauf ankommen lassen. Deshalb, mein lieber Conrad, müssen Sie nach Miami reisen und den Händler aus unserem Leben entferne n – was dann allerdings bedeuten könnte, dass er auch aus seinem Leben entfernt wird.«
»W o … ist er?«, stieß Conrad mühsam hervor.
»Er operiert von seiner Jacht aus, einem ehemaligen Kreuzfahrtschiff namens Mayfair Lady . Es liegt gewöhnlich am Kai beim Bayside Marketplace. Der Händler fühlt sich auf dem Wasser sicherer. Ich persönlich werde mich sicherer fühlen, wenn er unter dem Wasser liegt.« Sarow schloss den Terminkalender. »Sie können sofort fliegen. Melden Sie es mir, wenn die Sache erledigt ist.«
Conrad nickte zum dritten Mal. Die Metallstifte in seinem Nacken blitzten kurz auf, als sich sein Kopf ruckartig von oben nach unten bewegte. Dann drehte er sich um und ging, humpelte, schleppte sich aus dem Raum.
Tod eines Händlers
S ie nahmen das Frühstück in einem Café am Bayside-Marketplace ein, das mitten auf dem Kai lag. Um sie herum schaukelten Boote und Jachten im Wasser, und kleine, hellgelb und grün gestrichene Hafentaxis huschten zwischen den Jachten hin und her. Um zehn Uhr hatten Tom Turner und Belinda Troy an Alex’ Tür geklopft. Alex war allerdings schon seit mehreren Stunden wach gewesen, denn er war nach dem Treffen mit John Byrne sofort in einen Tiefschlaf versunken, aber bereits in der Morgendämmerung wieder aufgewach t – der klassische Ablauf beim transatlantischen Jet-Lag. Deshalb hatte er genug Zeit gehabt, all die Papiere durchzulesen, die ihm Byrne gegeben hatte. Er wusste jetzt alles über seine neue Identität: über die besten Freunde, die er nie kennengelernt, über den Hund, den er nie besessen und sogar über die guten Schulnoten, die er nie gehabt hatte.
Jetzt saß er neben seinen neuen »Eltern« und beobachtete die Touristen auf dem Gehweg, die von einer weiß gestrichenen Boutique an der Hafenpromenade zur nächsten bummelten. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und die Reflexion vom Wasser blendete fast unerträglich. Alex setzte eine Sonnenbrille der Marke Oakley Eye Jacket auf; jetzt wurde die Welt vor den schwarz getönten Gläsern weicher und erträglicher. Die Sonnenbrille hatte ihm Jack geschenkt. Er hatte eigentlich nicht erwartet, dass er sie so bald und so dringend brauchen würde.
Auf dem Tisch lag ein Streichholzheftchen mit dem Aufdruck THE SNACKYARD. Alex nahm es in die Hand und drehte es gelangweilt zwischen den Fingern. Das Heftchen war sehr warm, fast heiß, und Alex staunte, dass es unter der gnadenlosen Sonne nicht schon längst in Flammen aufgegangen war. Er steckte es ein.
Der Kellner, der ihre Bestellung aufnahm, trug trotz der Hitze einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd. Nicht einmal die schwarze Fliege fehlte. Alex studierte die Karte. Nie hätte er gedacht, dass man sich schon beim Frühstück mit einer solchen Auswahl herumschlagen musste! Am Nachbartisch aß sich ein Mann durch einen Stapel Pfannkuchen mit Speck, tiefbraunen Hamburgern und Rührei. Alex war zwar sehr hungrig, aber dieser Anblick verdarb ihm teilweise den Appetit.
»Ich möchte nur ein Glas Orangensaft und zwei Scheiben Toast«, sagte er.
»Weizen- oder Vollkorntoast?«, fragte der Kellner dienstbeflissen.
»Weizen. Mit Butter und Orangenmarmelade.«
Troy öffnete den Mund, wartete aber, bis der Kellner verschwunden war. »Du meinst wohl Erdnussbutter«, bemerkte sie und runzelte wütend die Stirn: »Kein amerikanisches Kind würde zum Frühstück Orangenmarmelade bestellen! Wenn dir am Flughafen von Santiago so ein Fehler passiert, landest du im Gefängnis, bevor du nur bis zwei zählen kannst.«
»Ich hab gerade nicht dran gedach t …«, begann Alex.
»Wer nicht denkt, stirbt. Aber was noch viel schlimmer ist: Wir sterben auch.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich sag’s noch einmal: Das ist eine miserable Idee.«
»Wie geht’s Lucky?«, fragte Turner unvermittelt.
Alex’ Gedanken wirbelten
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