Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
Vogel gegen den Zaun geflogen, auf den Boden gestürzt und sofort gegrillt worden. Okay, eins war jedenfalls klar: Alex hatte nicht vor, sich grillen zu lassen. Er würde nicht über den Zaun klettern. Und Bäume kamen auch nicht infrage: Der Zaun erstreckte sich durch eine grasbewachsene Landschaft, in der kaum ein Baum zu sehen war.
Alex wandte das Pferd und lenkte es in Richtung der entferntesten Seite der Plantage, wo sich das Eingangstor befand. Vielleicht gab es dort eine Möglichkeit, einen Weg nach draußen zu finden. Sie ritten im Schritt und brauchten fast eine halbe Stunde, bis sie das Tor erreichten. Auf der gesamten Strecke sah er keinerlei Lücken im Zaun. Neben dem Eingangstor stand ein baufällig wirkendes Pförtnerhaus. In den Fenstern fehlte das Glas und eine Tür hing schräg in den Angeln. In dieser Hütte saßen zwei Männer; ein dritter stand mit einem Maschinengewehr neben dem Tor. Gerade als Alex heranritt, fuhr ein Auto durch. Eine der Limousinen, die er in der Nacht zuvor gesehen hatte, verließ das Gelände. Das brachte Alex auf eine Idee. Soweit er sehen konnte, gab es nur einen Weg nach drauße n – in einem Auto. Er vermutete, dass die Begleiter des Präsidenten hin und wieder die Plantage verließen. Vielleicht bot sich ihm hier eine Chance.
Er gab Juan ein Zeichen. Sie ritten zu den Ställen zurück und stiegen von den Pferden. Alex ging in seine Unterkunft; Juan blieb ihm dicht auf den Fersen. Fast sofort hörte er Stimmen, die von der anderen Seite der Sklavenbaracke kamen, und das Plätschern von Wasser. Neugierig ging Alex am Brunnen im Innenhof vorbei und durch einen Arkadendurchgang. Auf der anderen Seite befand sich ein lang gestreckter, rechteckiger Swimmingpool. Palmen warfen ihre Schatten über die Tische und Liegestühle. Weiter entfernt bemerkte er einen neu angelegten Tennisplatz. In der Nähe des Pools gab es Umkleidekabinen, eine Sauna und eine Freiluftbar. Von dieser Seite betrachtet sah Casa d’Oro wie ein Ferienclub aus. Oder wie die Spielwiese eines Multimillionärs.
Sarow und der Präsident saßen an einem der Tische. Beide hielten Getränke in der Hand. Sarow trank Wasser, sein Gast einen Cocktail. Der Präsident hatte sich umgezogen und trug jetzt rote Shorts und ein Hawaiihemd, das lose an seinem schmächtigen Körper hing. In seiner Nähe standen vier Männer, offensichtlich die Bodyguards des Präsidenten. Die Männer waren riesig, schwarz gekleidet und trugen einheitliche Sonnenbrillen. Bei jedem kringelte sich ein Draht aus dem Hemdkragen zu einem Ohrstöpsel.
Die ganze Szene wirkte geradezu lächerlich. Der kleine schmächtige Mann in seiner absurden Touristenkleidung. Die riesenhaften Leibwächter. Und natürlich fehlten auch die Girls nicht: Drei außerordentlich attraktive Frauen saßen am Beckenrand und ließen ihre Füße ins Wasser baumeln. Alle waren um die zwanzig und trugen Bikinis, offenbar Einheimische. Dass diese Frauen hier waren, überraschte Alex. Sarow war ihm zu kalt erschienen, um sich für solche Gesellschaft erwärmen zu können. Waren die Mädchen also nur für den Präsidenten eingeladen worden?
Alex fragte sich, ob er sich überhaupt in diesem Teil des Anwesens aufhalten durfte. Hatte Sarow nicht befohlen, dass er sich nicht sehen lassen sollte? Er wollte sich gerade abwenden, als Sarow ihn erblickte und ihn herbeiwinkte. Mit wachsender Neugier ging Alex hinüber. Sarow sagte schnell ein paar Sätze zum Präsidenten, der nickte und lächelte.
»Guten Morgen, Alex!« Sarow schien ungewöhnlich guter Laune zu sein. »Wie ich gehört habe, bist du wieder ausgeritten. Darf ich dir meinen alten Freund Boris Kirijenko vorstellen, den Präsidenten von Russland. Boris, das ist der Junge, von dem ich dir erzählt habe.«
Der russische Präsident streckte die Hand aus und ergriff Alex’ Hand. Lascher Händedruck. Alex roch eine Alkoholfahne. Was immer in dem Cocktail sein mochte, der Präsident hatte jedenfalls schon zu viel davon gehabt. »Ist mir ein Vergnügen«, sagte er auf Englisch, aber mit schwerem Akzent. Er deutete mit dem Finger auf Alex’ Gesicht und verfiel in die russische Sprache. Alex verstand zweimal den Namen Wladimir.
Sarow antwortete knapp, dann übersetzte er für Alex. »Er sagt, dass du ihn an meinen Sohn erinnerst«, lächelte er. »Möchtest du nicht im Pool schwimmen, Alex? Du siehst so aus, als könntest du es brauchen.«
Alex warf einen Blick auf die Mädchen. »Ist das die Leibwache des Präsidenten?«,
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