Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
obwohl er kein Wort sagte, strahlte er jede Menge Wut und Feindseligkeit aus. Als Alex zu essen aufhörte, wies er ihn mit der ausgestreckten Hand zur Tür.
Er führte Alex aus dem Haupthaus und die Treppe hinunter bis zur Sklavenbaracke, dem Barracón , das ihm Sarow am Morgen gezeigt hatte. Offenbar war das sein neues Quartier. Im Innern war die Sklavenbaracke in eine Reihe von Zellen aufgeteilt, die durch Backsteinmauern voneinander getrennt waren. Stabile Türen führten in die Zellen, und in jede Tür war in der oberen Hälfte ein kleines Gitter eingelassen. Aber wenigstens waren die Räume modernisiert worden. Es gab Strom und fließendes Wasser und sogar eine Klimaanlage, wie Alex angesichts der schwülheißen Nächte dankbar bemerkte. Er wusste, dass er mit dieser Unterkunft sehr viel mehr Glück hatte als Hunderte verlorener Seelen, die hier in längst vergangenen Zeiten eingesperrt worden waren.
In seiner Zelle waren ein Waschbecken und eine Toilette eingebaut worden, durch eine Spanische Wand vom restlichen Raum abgetrennt. Alex’ Koffer lag auf dem Bett. Das Bett selbst bestand aus einem Metallrahmen und einer dünnen Matratze, war aber doch einigermaßen bequem. Sarow hatte ihm auch ein paar Bücher zu lesen gegeben. Alex nahm sie nacheinander in die Han d – englische Übersetzungen russischer Klassiker: Tolstoi, Dostojewski. Vermutlich waren das die Lieblingsautoren des geliebten verlorenen Sohnes Wladimir gewesen.
Conrad zog die Tür hinter sich zu und verschloss sie.
»Gute Nacht, Conrad«, rief ihm Alex nach. »Ich werde Sie rufen, wenn ich etwas brauche.«
Ein blutunterlaufenes Auge funkelte ihn wütend durch das Gitterfenster in der Tür an. Wieder ein Punkt für Alex. Dann verschwand Conrad.
Eine Weile lag Alex bewegungslos auf dem Bett und dachte über das nach, was Sarow ihm gesagt hatte. Adoption! Er verstand das alles nicht mehr. Erst vor einer Woche hatte er sich gefragt, wie es wohl sein müsse, einen Vater zu haben, und jetzt tauchten die Väter gleich im Doppelpack auf, zuerst Tom Turner und dann General Sarow! Aber ihre Qualität wurde offenbar immer miserabler.
Durch das vergitterte Fenster fiel plötzlich ein heller Lichtschein. Alex sprang vom Bett und ließ den Blick über den großen Platz vor dem Haupthaus schweifen. Der Platz war taghell erleuchtet; die Nacht war durch hartes künstliches Licht verdrängt worden. Die großen Lampen, die er am Morgen bemerkt hatte, waren alle angeschaltet und der Platz war voller Menschen. Das Wachpersona l – Dutzende Männe r – hatten sich in einer Reihe aufgestellt, die Maschinengewehre zackig vor der Brust. In der Nähe der großen Eingangstür standen Bedienstete und Plantagenarbeiter. Sarow stand in der Mitte, in dunkelgrüner Uniform und mit mehreren Orden und Medaillen an der Brust. Und Conrad stand hinter ihm.
Dann näherten sich vier schwarze Limousinen langsam auf der schmalen Straße, die vom Eingangstor zum Haus führte, und bogen in den Hof ein. Sie wurden von zwei Motorrädern eskortiert, deren Fahrer ebenfalls Militäruniformen trugen.
Die Autos hielten. Die Türen öffneten sich und ungefähr fünfzehn Männer stiegen aus. Gegen das blendende Scheinwerferlicht konnte Alex ihre Gesichter kaum erkennen; die Männer waren nur als Silhouetten wahrzunehmen. Doch einer der Männe r – klein, mager und kahl und in dunklem Anzu g – kam sofort auf Sarow zu. Sarow ging ihm entgegen. Sie schüttelten sich die Hände, dann umarmten sie sich. Das war offenbar für alle anderen das Zeichen, dass sie sich entspannen konnten. Sarow machte eine einladende Handbewegung und die ganze Gruppe ging langsam zum Haupthaus hinüber. Nur die beiden Motorradfahrer blieben auf dem Platz zurück.
Alex war sicher, dass er den kleinen kahlen Mann schon auf Zeitungsfotos und im Fernsehen gesehen hatte. Jetzt wusste er endlich, warum man ihn im Sklavenhaus eingesperrt hatte, wo er kein Unheil anrichten konnte. Was auch immer Sarows Plan sein mochte, die zweite Phase des Plans hatte soeben begonnen.
Der russische Präsident war angekommen.
Herzschlag
A lex wurde am nächsten Morgen aus der Sklavenbaracke befreit. Offenbar durfte er den Tag nach eigenem Belieben verbringen, solange er auf der Plantage blie b – aber eben nicht allein. Eigens für ihn hatte man einen bewaffneten Wächter abgestellt. Der Mann war um die zwanzig und schlecht rasiert. Und er sprach kein Wort Englisch.
Er führte Alex zuerst zum Frühstück, das er allein in der
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