Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
Kirijenko direkt in die Kamera, genau wie tausend andere Politiker in den Nachrichten. Er wirkte total erns t – auch wenn er in seinem Hawaiihemd ziemlich lächerlich aussah. Aber auf dem Bildschirm direkt daneben vergnügte sich derselbe Präsident mit einem der Mädchen im Pool.
Was hatte das alles zu bedeuten? Wozu brauchte Sarow diese Aufzeichnungen? War die Casa d’Oro nichts weiter als eine raffinierte Falle, in die der Präsident Russlands unwissentlich getappt war und in der ihm ein paar Zuckerpuppen das süße Leben vorgaukeln sollten?
Alex durfte nicht mehr länger hierbleiben. Alles, was er gesehen hatte, machte ihm deutlich, dass er so schnell wie möglich von hier verschwinden und die Amerikaner benachrichtigen musste. Er hatte Angst, die Abfahrt der Autos zu verpasse n – und eine solche Chance würde er kein zweites Mal bekommen.
Er schlich sich wieder zu der schmalen Tür zurück und öffnete sie vorsichtig. Die Limousinen standen noch da, aber die Posten waren verschwunden. Er blickte auf die Uhr: zwei Uhr nachmittags. Das Mittagessen musste schon beendet sein oder würde jedenfalls nicht mehr lange dauern. Jetzt war der richtige Augenblick! Er rannte über den Hof zu dem Auto, das am nächsten stand, und tastete nach dem Kofferraumgriff. War er verschlossen? Hektisch stieß er den Daumen gegen den silbernen Knopf. Zu seiner großen Erleichterung schwang die große Klappe auf. Die Limousine war groß und der Kofferraum geradezu riesig. Alex warf sich hinein, zog sofort die Klappe herunter und ließ sie einrasten. Jetzt lag er umgeben von absoluter Dunkelheit und musste sich zwingen, nicht in Panik zu geraten. So ungefähr musste es sich anfühlen, lebendig begraben zu werden! Mühsam versuchte er, sich zu entspannen. Die Sache musste einfach funktionieren! Er hatte eine Chance, unbemerkt zu bleiben, solange niemand den Kofferraum öffnete, um Gepäck hineinzustellen. Die Limousine würde ihn aus der Plantage hinausbringen, und sobald sie in Santiago geparkt war, würde er fliehen können.
Natürlich war ihm klar, dass der schwierigste Teil seiner Flucht noch vor ihm lag: Er konnte nichts sehe n – nicht einmal die eigene Hand vor Augen. Er konnte also nur erraten, wann der Fahrer und seine Beifahrer ausstiegen, und dann hoffen, dass sie sich auch wirklich von dem Fahrzeug entfernten. Außerdem ließ sich die Kofferraumklappe nicht von innen öffnen. Da würde ihm aber Smithers’ Superkaugummi helfen. Alex wollte einfach abwarten, bis der richtige Moment gekommen schien, und dann die Klappe mit dem Kaugummi aufsprengen. Mit ein bisschen Glück würde er in der Menschenmenge untertauchen können, bevor jemand kapierte, was eigentlich geschah.
Trotzdem kamen ihm allmählich Zweifel, ob seine Idee wirklich so gut war. Im Kofferraum herrschte eine Bruthitze. Er stellte sich die Sonne vor, die gnadenlos auf den Wagen herabbrannte, und merkte, dass er sich selbst in einen Backofen gesperrt hatte. Der Schweiß rann ihm in Bächen aus jeder Pore. Seine Kleider waren bereits völlig durchnässt und er hörte, wie der Schweiß auf den Metallboden des Kofferraums tropfte. Wie viel Sauerstoff mochte noch in dieser Schachtel sein? Wenn sich Sarow nicht sehr beeilte, würde Alex den Deckel aufsprengen müssen, auch wenn sich der Wagen noch in der Plantage befand. Dann musste er eben die Folgen tragen.
Immer wieder kämpfte er Panikanfälle nieder und versuchte, so gleichmäßig und flach wie möglich zu atmen. Sein Herzschlag dröhnte in den Ohren. Er spürte, wie sich der Muskel in seiner Brust abkämpfte, das Blut durch seinen Körper zu pumpen. Verzweifelt sehnte er sich danach, die Beine auszustrecken, wagte aber nicht einmal, sich zu bewegen, weil er fürchtete, dass das Schaukeln des Wagens bemerkt würde. Quälend langsam verstrichen die Minuten.
Dann endlich hörte er Stimmen. Eine Autotür wurde geöffnet und zugeschlagen, und das Geräusch pflanzte sich wie ein Echo durch die anderen Fahrzeuge fort. Alex’ Auto schaukelte leicht von einer Seite auf die andere, als die Passagiere einstiegen. Voller Anspannung lag Alex in seiner Fötushaltung da und wartete darauf, dass jemand den Kofferraum öffnete, aber offenbar hatte der Präsident, oder wer immer in Alex’ Limousine gestiegen war, kein Gepäck mitgebracht. Der Motor sprang an. Alex spürte die Vibrationen der Maschine und plötzlich setzte sich das Fahrzeug in Bewegung. Alex wurde auf und ab geworfen, als der Wagen über die nur
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