Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
er brach zusammen und blieb still liegen. Nicht zum ersten Mal war Alex für die jahrelange Karateausbildung dankbar, die ihm zum schwarzen Gürtel verholfen hatt e – Dan des ersten Grades. Jetzt musste er sich beeilen. Er zerrte das Laken vom Bett und zerriss es in Streifen, mit denen er Juans Hände und Füße fesselte und ihn knebelte. Dann verließ er das Zimmer und verschloss es hinter sich. Sie würden Stunden brauchen, bevor sie Juan entdeckten. Bis dahin würde er längst über alle Berge sein. Hoffte er.
Er schlich sich aus der Baracke. Die schwarzen Limousinen parkten noch immer vor der Villa und warteten auf den Präsidenten und seine Begleiter. Niemand war zu sehen. Alex sprintete über den Platz. Sarow hatte ihm erlaubt, sich auf der Plantage frei zu bewegen, aber nur in Begleitung. Wenn sie ihn ohne Wächter sahen, würden sie sich sofort denken können, dass er »unartig« gewesen war. Er kam zur Ecke des Hauses und presste sich atemlos mit dem Rücken an die Wand. In der brütenden Nachmittagshitze trieb ihm schon der kurze Sprint über den Hof den Schweiß aus allen Poren. Prüfend ließ er den Blick über die drei Fahrzeuge gleiten. Das Auto, das am Morgen das Tor passiert hatte, war noch nicht zurückgekommen. Die wichtigste Frage war: In welchem der drei Autos würde sich der Präsident nach Santiago fahren lassen? Oder würde er mit allen drei Fahrzeugen im Konvoi fahren?
Alex wollte sich gerade von der Wand abstoßen und zu den Autos hinüberhuschen, als er Schritte hörte, die sich von der Seite des Hauses näherten. Es konnte nur einer der Posten oder ein Gärtner sein. Sobald er die Hausecke erreichte, musste er Alex bemerken. Hinter Alex befand sich eine schmale Tür, die er zuvor noch gar nicht bemerkt hatte. Fieberhaft fummelte er an der Klinke; glücklicherweise war sie nicht verschlossen. Er stieß sie auf und schlüpfte geräuschlos hinein. Im selben Moment, in dem zwei bewaffnete Männer um die Ecke bogen, schob er leise die Tür zu.
Die von der Klimaanlage gekühlte Luft traf ihn wie ein Keulenschlag. Er blickte sich um. Er befand sich in einem Teil des Hauses, der völlig anders aussah als der Rest des Gebäudes. Hier gab es keine Parkettböden und antiken Möbel; im Gegenteil: Der Raum war im modernsten Hightech-Stil eingerichtet. Halogenlampen beleuchteten einen kurzen Korridor mit Glastüren an beiden Enden. Neugierig schlich Alex durch die Räume und erreichte schließlich eine Tür im Obergeschoss. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spaltbreit und blickte hinein.
Zwei Techniker saßen vor einer Reihe von Fernsehbildschirmen. Der Raum war nicht sehr groß und wirkte wie der Schnittraum eines TV-Studios. Alex schob die Tür weiter auf. Die Techniker konnten ihn nicht hören, denn beide trugen Kopfhörer, die an die vor ihnen stehenden Geräte angeschlossen waren. Alex blickte auf die Bildschirme.
Jeder Raum im Haus wurde von hier aus überwacht. Er erkannte sofort das Zimmer, in dem er aufgewacht war. Dann waren da die Küche, der Speisesaal und der große Hof, über den gerade zwei der Leibwächter des Präsidenten gingen. Er ließ den Blick weiterwandern und riss plötzlich erstaunt die Augen auf. Er sah sich selbst, wie er seine Längen durch den Pool schwamm. Auch das war also aufgezeichnet worden! Und dann war da noch Sarow, der mit einem Glas Wasser in einem Sessel saß, und auf dem Bildschirm daneben war der Präsident zu sehen, der der TV-Crew, deren Ankunft Alex beobachtet hatte, ein Interview gab.
Alex brauchte ein paar Sekunden, bis ihm dämmerte, was genau er hier sah. Offenbar wurde alles aufgezeichnet und editiert. Damit waren die beiden Techniker im Moment beschäftigt. Auf einem Bildschirm lief gerade Boris Kirijenkos Ankunft; daneben sah man den Präsidenten, der ein Glas Brandy leerte, was wahrscheinlich am Abend seiner Ankunft gewesen war, also gestern Abend. Auf einem dritten Bildschirm wurden ihm die Mädchen vorgestellt, die Alex am Pool gesehen hatte. Sie lächelten verführerisch und trugen sehr tief ausgeschnittene Sommerkleider, die der Fantasie nicht mehr viel Arbeit übrig ließen. Hatte der Präsident die Mädchen mit auf sein Zimmer genommen? Dann war vermutlich auch gefilmt worden, was sich dort abgespielt hatte.
Ein Band wurde zurückgespult; jetzt sah man wieder den Präsidenten beim Interview. Einer der Techniker musste offenbar den Filmstreifen bearbeiten, den die Frau in dem öden grünen Kleid aufgezeichnet hatte. Doch hier sprach
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