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Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Zwischendurch nahm er sich zwei große Scheiben von dem selbst gebackenen Brot aus dem Korb, brach sie in kleine Stücke und aß sie rasch auf. Er war vor allen anderen mit der Suppe fertig. Der geldgierige Dr. Saxon hat ihm wohl nicht genug zu essen gegeben, dachte Paula.
    Kaum hatte er den letzten Löffel Suppe gegessen, stand auch schon Mrs Brogan mit einer großen Suppenschüssel hinter ihm und fragte: »Wollen Sie noch einen Nachschlag?« Als Michael daraufhin nichts sagte, brummte sie: »Keine Manieren hat dieser Mensch …«
    »Natürlich will er noch was!«, herrschte Larry sie mit schneidender Stimme an. »Haben Sie schon vergessen, was ich Ihnen gesagt habe?«
    Während die Haushälterin nun Michaels Teller erneut füllte, warf sie Paula über den Tisch hinweg einen spöttischen Blick zu. Manche Leute können sich einfach nicht benehmen, schien der Blick zu sagen. Paula sah schnell weg. Bestimmt würde Larry sich Mrs Brogan demnächst gehörig zur Brust nehmen. Wieder löffelte Michael seine Suppe mit rasender Geschwindigkeit in sich hinein und aß Unmengen Brot dazu.
    »Als Nächstes gibt es Hackfleischauflauf«, rief Mrs Brogan durch die Küchentür. »Mit Gemüse. Wem das nicht schmeckt, der kann auf die Nachspeise warten.«
    Tweed wandte sich an Larry. »Sie sagten, Sie und Michael seien Brüder. Aber Sie erwähnten nur Ihren Onkel. Leben denn Ihre Eltern nicht hier in der Nähe?«
    »Leider sind beide tot. Sie hatten es sich in den Kopf gesetzt, nach Armenien zu reisen, weil sie wissen wollten, wo die Familie Volkanian herstammt. Mein Onkel hat ihnen klar zu machen versucht, wie gefährlich das ist, aber sie wollten nicht auf ihn hören. Auf der Reise durch die Türkei wurden sie kurz hinter Istanbul von einer Bande überfallen und umgebracht. Das ist jetzt fast fünf Jahre her.« Er lächelte bitter. »Wahrscheinlich verstehen Sie, weshalb unsere Familie seither auf die Türken nicht allzu gut zu sprechen ist.«
    Paula warf Michael einen forschenden Blick zu, aber er starrte sie nur mit leeren Augen an. Die Worte seines Bruders waren offensichtlich nicht bis zu ihm durchgedrungen.
    Am Ende der Mahlzeit stand Paula auf und wollte das leer gegessene Geschirr in die Küche bringen, aber Larry warnte sie eindringlich.
    »Das halte ich für keine gute Idee«, sagte er. »Die Küche ist Mrs Brogans Heiligtum.«
    »Wir werden ja sehen …«, entgegnete Paula und stellte das Geschirr auf das Tablett, das sie zuvor von der Anrichte genommen hatte.
    Mit der Schulter drückte sie die Schwingtür zur Küche auf, die hinter ihr sofort wieder zufiel. Jetzt war sie mit der Haushälterin allein. Sie stellte das Tablett auf den Spülbeckenrand, trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Mit der Wand im Rücken fühlte sie sich wesentlich sicherer.
    »Wer hätte das gedacht«, sagte Mrs Brogan und sah sie verwundert an. »Sie sind der erste Gast hier im Haus, der sich nicht von mir einschüchtern lässt.«
    »Wirklich?«
    »Aber das gibt mir die Gelegenheit, Sie zu warnen«, sagte die korpulente Frau und trat einen Schritt auf Paula zu. »Und zwar vor der Sekte.«
    »Vor welcher Sekte denn?«, fragte Paula, der auf einmal ziemlich unbehaglich zumute war.
    »Sie geht auf einen Kult zurück, den es angeblich schon seit hunderten von Jahren gibt. Eine verschworene Gemeinschaft, die mitten in der Nacht heimlich uralte Rituale vollzieht. Grausame Rituale, bei denen einer Gottheit namens Wrangel geopfert wird. Und zwar in einer Kirche. Dabei bringen sie jemanden um, den sie danach auffressen.«
    »Sie meinen … Kannibalismus?«, sagte Paula mit leiser Stimme.
    Ihr fiel die skelettierte Leiche in dem Schneemann wieder ein, an deren Knochen nur noch ein paar Fetzen gefrorenes Fleisch gehangen hatten, aber sie riss sich zusammen, bevor ihre Fantasie vollends mit ihr durchgehen konnte.
    Mrs Brogan nickte, trat noch näher an sie heran und flüsterte heiser: »Reverend Stenhouse Darkfield, unser hiesiger Pfarrer, wird bitterböse, wenn man ihn auf diese Sekte anspricht. Wenn Sie mich fragen, hat er selbst was damit zu tun.«
    »Wie lange ist er hier denn schon Pfarrer?«
    »Schon vor zwei Jahren, als ich hierher kam, war er das bereits seit einer Ewigkeit. Die Leute aus der Gegend bekommen als kleine Kinder von der Sekte erzählt, und auf diese Weise hat sie sich wohl über die Jahrhunderte erhalten. Trotzdem gibt es hier immer noch Menschen, die nichts davon mitbekommen.«
    Auf ihren Lippen hatte sich

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