Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
Idee«, sagte er danach.
Sie ließ die Schultern hängen. »Es tut mir leid. Ich dachte nur –«
»Nein. Wir hauen von hier ab. Von da an werde ich nicht mehr die einzige Wahl für dich sein, und du wirst das Ganze bereuen. Deshalb stoppe ich die Sache lieber schon jetzt im Ansatz.« Taye schob ihr Kinn nach oben, sodass sie ihm in die Augen schauen musste. »Du solltest deine Jungfräulichkeit nicht wegwerfen, nur um Rowan eins auszuwischen.«
»Es war nur ein Kuss«, murmelte sie zu sich selbst. »Ich wollte doch gar keinen Sex.«
Sie versuchte die demütigende Erinnerung zu verdrängen. Ein Kuss auf dem Badezimmerboden war bestimmt nicht das, was man märchenhaft nannte. Nichtsdestotrotz machte sie sich Sorgen um ihn.
Mit Herzklopfen schlüpfte sie aus ihrem Quartier. Ihre Tür wurde schon seit geraumer Zeit nicht mehr abgeschlossen, da Rowan bei ihr kein Fluchtrisiko sah. Dieser Verrückte bildete sich doch tatsächlich ein, sie wollte mit ihm durchbrennen. Man konnte also nie sicher sein, was er in seinem Hirn sonst noch so ausbrütete.
Die weißen, sterilen Korridore standen in starkem Kontrast zu der trügerischen Wohnlichkeit, die ihr Apartment ausstrahlte. Deshalb stellte sie sich gern vor, sie sei ein ganz normales Mädchen mit einer kleinen Wohnung, einem Fernseher und einem Job, den sie nicht mochte, und vermied es, in das eigentliche Versuchslabor zu gehen. Es würde die Illusion zerstören. Dort gab es kein Gras, keine Sonne, keinen Himmel … Wo man auch hinsah, wirkte alles unpersönlich und steril, selbst die Deckenlampen brannten jeden Tag gleich hell. Sie konnte einfach nicht begreifen, wie Rowan sich freiwillig dieses Leben aussuchen konnte, wenn an der Oberfläche eine ganze Welt auf ihn wartete.
Die Vernunft gebot ihr, in ihr Apartment zurückzukehren. Dort war sie sicher. Stattdessen schlich sie jedoch vorsichtig weiter. Silas hatte sie oft durch diesen Flur geführt und zu den Behandlungen gebracht, weshalb sie wusste, dass sich die Zellen hinter den Laborräumen befanden. Auch sie war einmal in einer untergebracht gewesen, bis Rowan sie für vertrauenswürdig gehalten hatte.
Und was wird er wohl sagen, wenn er feststellt, dass du hier umherstreifst, hm?
Die passende Lüge hatte sie schon parat. Ich war auf der Suche nach Ihnen. Es ist schon mehrere Tage her, seit ich Sie das letzte Mal gesehen habe. Ja, das würde er schlucken. Sie musste nur seinem Ego schmeicheln und seine Wahrnehmung der Dinge bestätigen, dann würde er ihr glauben. Sie konnte förmlich sehen, wie seine Gesichtszüge weich wurden und er dieses widerliche Lächeln aufsetzte. Und dieses Mal musste sie auf einen Kuss gefasst sein. Wenigstens wäre es nicht mein erster.
Auf Zehenspitzen schlich Gillie an den sogenannten Behandlungsräumen vorbei, aus denen gedämpfte Schmerzenslaute zu ihr herausdrangen. Die Laboranten waren also bei der Arbeit und führten Rowans Anweisungen aus. Sie wagte kaum zu atmen.
Vorsichtig schlich sie weiter den Korridor hinunter, bis sie zu den entsetzlichen Zellen kam. Diese maßen drei mal drei Meter und enthielten eine Pritsche sowie eine Toilette. Zudem befand sich ein Abfluss im Boden, der nötig war, weil die Eingesperrten einmal pro Woche mittels einer in die Decke eingelassenen Sprinkleranlage abgespritzt wurden.
In manchen Zellen klebte Blut und wer weiß was noch an den Wänden. Einige der Insassen saßen einfach nur da und wiegten immerzu ihren Oberkörper nach vorn, andere lagen zusammengekrümmt auf ihrer Pritsche, und zwei weitere liefen unablässig hin und her wie Käfigtiere. Manche der Versuchspersonen drückten die Handflächen gegen die Scheibe, als Gillie vorbeiging. Bei einer von ihnen blieb sie stehen. Obwohl sie der Frau nicht helfen konnte, wollte sie ihr zumindest für einen Moment den menschlichen Kontakt nicht verwehren. Voller Mitleid drückte Gillie von ihrer Seite aus die Hände gegen das Glas. Die Frau schien sie zu erkennen. Töte mich, formte sie mit den Lippen.
Gillie zog an ihrem rosa Schwesternkittel, das Einzige, was Rowan ihr an Kleidung zur Verfügung stellte. Zwar war ihr das ein bisschen unheimlich, doch wenigstens musste sie auf diesem Wege nicht mehr den grauen Kittelanzug anziehen, den alle anderen Versuchspersonen trugen. Nach einiger Zeit bemerkte die Frau anscheinend, dass an Gillies Kittel kein Namensschild befestigt war.
Mit flehendem Blick zeigte sie Richtung Zellentür, aber Gillie konnte nur den Kopf schütteln. »Tut mir leid«,
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