Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
Tier.«
Er griff nach ihrer Hand. »Stopp. Sonst mache ich es wieder.«
»Soll das etwa ein Angebot sein?«
Sie wünschte sich, mehr über ihn zu erfahren. Was sie bisher herausbekommen hatte, war ziemlich wenig. Und das Bild, das sich daraus ergab –
Vielleicht lerne ich noch, wie ich ihn lieben kann. Søren war nicht mit anderen Männern vergleichbar, so viel stand fest. Es grenzte schon an ein Wunder, dass sie ihm überhaupt so nahe gekommen und seine Geliebte geworden war.
Er lachte. »Gut gekontert.«
Es würde keinen besseren Moment mehr geben, um dieses Thema anzusprechen. »Darf ich dich etwas fragen?«
»Hast du doch eben schon.«
»Etwas anderes.«
»Was denn?«, fragte er argwöhnisch.
»Wie kam es, dass sie dir Lexie genommen haben? Du hast gesagt, sie hätten dir eine Spritze gegeben.«
»Darüber rede ich nicht.« Niemals, sagte sein Tonfall.
»Wäre aber vielleicht besser.«
»Und vielleicht wäre es auch besser, wenn du dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmern würdest.«
»Du bist meine Angelegenheit«, erwiderte sie scharf.
»Wie kommst du denn darauf?«
Jetzt oder nie, sonst würde sie sich womöglich den Rest ihres Lebens fragen, was gewesen wäre, wenn sie nicht den Mut dazu gehabt hätte.
»Weil ich dich liebe.« Die bedeutungsschweren Worte versanken in der Stille wie Steine in einem Teich.
»Mich?« Er spie das Wort förmlich aus wie ein vergiftetes Stück Fleisch. »Du hast keine Ahnung, wer ich bin.«
Søren schob sie von sich weg und sprang auf. Hätte er in der Hütte mehr Platz gehabt, wäre er auf und ab gelaufen. Stattdessen stellte er sich ans Fenster und kehrte ihr den Rücken zu. So eine Reaktion hatte sie befürchtet.
»Dann erklär es mir doch.«
Er ignorierte sie. »Sex mit dir zu haben, war offensichtlich eine ziemlich schlechte Idee. Du bist nicht Kopfmensch genug, um sexuelles Vergnügen und Zuneigung auseinanderzuhalten.«
»Als ob du das könntest«, erwiderte sie. »Du riechst an meinen Haaren, wenn du denkst, dass ich schlafe. Ich spüre, wie du mich ansiehst. Du bist besorgt und entschlossen, mich zu beschützen. Glaubst du wirklich, ich habe das nicht bemerkt? Du weißt, wie clever ich bin. Gib mir eine Zahlenkolonne zum Addieren, und ich beweise es dir.«
»Ich möchte mich nicht mit dir streiten.«
»Natürlich nicht. Ärger wäre ja auch ein Gefühl. Und du darfst keine Emotionen haben. Schließlich bist du ein toter Mann, gestorben, als du deine kleine Tochter verloren hast.«
Er fuhr zu ihr herum und funkelte sie mit seinen grauen Augen an. »Sprich nicht über etwas, das du nicht verstehst. Ich will kein Wort hören.«
Mia erhob sich nun ebenfalls. Ihn dermaßen zu provozieren, war durchaus riskant. Vielleicht würde er ihr nicht verzeihen können, was sie ihm nun sagte. »Nein, kann ich auch gar nicht, weil ich noch nie ein Kind verloren habe. Dafür aber meinen Vater, der liebevoller mit mir umgegangen ist als meine Mutter, die nur aus purem Trotz auf das Sorgerecht bestanden hat. Ich weiß also sehr wohl, wie es ist, jemanden zu vermissen. Und mehr kann ich nicht verstehen, weil du mir nichts erzählst und nur noch eine traurige Hülle bist, ein Mann, der bloß isst und vögelt. Stimmt’s?«
Sein Kiefermuskel begann zu zucken. »Stimmt.«
»Nichts ist mehr wichtig, nur noch die Rache an denen, die dir wehgetan haben. Welche Rolle spielt es dann also, wenn du mich sterbend zurücklässt?« Sie sah, wie ihn jedes ihrer Worte mehr herunterzog, fuhr jedoch schonungslos fort, obwohl sie ihr eigenes Verhalten eigentlich widerlich fand. »Jemand wie du baut nichts auf. Hast du ein Mal etwas Gutes getan? Du vernichtest nur: Leben, Träume, Gefühle. Du bist ein menschlicher Tsunami.«
Sein verletzter, wütender Blick verriet ihr, dass er ihr recht gab. Nicht nur in Bezug auf Zahlen besaß sie Scharfsinn. Gerade eben hatte sie seinen wunden Punkt getroffen und den Grund seines stillen Selbsthasses aufgedeckt. Sie führte ihm quasi vor Augen, was für eine dunkle Seele er besaß.
»Sieh an«, entgegnete er schließlich, »du kennst mich also doch. Und was sagt das über dich aus, Mia? Dass du behaupten kannst, ein Ungeheuer wie mich zu lieben?«
»Dass ich ein Mensch bin.«
Doch er schien gar nicht wahrzunehmen, was sie sagte. »Du möchtest die Wahrheit über mich erfahren?« Als sie nickte, schlug er eine Petroleumlampe zu Boden. »Meinetwegen, ich kann bei dir sowieso keine Illusion mehr zerstören. Ich wollte dir das Ganze
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