Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
dabei nicht aufhalten.
Er hasste es, wenn er die Dinge nicht unter Kontrolle hatte, doch alles steuerte genau darauf zu, seit Mia wieder in sein Leben getreten war. Natürlich wäre es nun ungerecht gewesen, ihr die Schuld an der gegenwärtigen Situation zu geben, aber das Durchbrechen seiner gewohnten Vorgehensweise ärgerte ihn mehr, als er zugeben wollte. Er hatte es gern, wenn es geordnet zuging, aber in jüngster Zeit war sein Leben ein einziges Durcheinander.
Seine Pläne gingen nicht mehr so auf wie früher; er erzielte nicht die gewünschten Ergebnisse.
Er war nicht mehr imstande, sich von den Folgen seines Handelns zu distanzieren und rücksichtslos Menschen für seine Zwecke auszunutzen. Das alles war anders geworden, nachdem er zum ersten Mal mit Mia geschlafen hatte. Und er wusste nicht, was er dagegen tun sollte.
Er hielt sich die verletzte Hand und lief zurück zur Hütte. Die dumme Frau hatte die Vorhänge offen gelassen, obwohl es bereits dunkel wurde. Er konnte sie im Inneren bei Kerzenlicht umherlaufen sehen. Einen Moment lang blieb er wie gebannt stehen. Sein Herz klopfte, als wollte es aus der Brust springen.
Dieses Gefühl – dass jemand auf seine Rückkehr wartete – verwirrte ihn und tat weh, fast so sehr wie seine Hand. Obwohl er mehr denn je Gewissheit brauchte, fühlte er sich durcheinander und hundeelend. Dabei sollte sein Kurs klar sein; nichts hatte sich schließlich geändert.
Dring in das Labor ein, töte sie und bring es endlich zu Ende.
In diesem Moment drehte sie sich um und erblickte ihn. Dann verschwand sie kurz aus seinem Blickfeld, und er hörte den Türriegel. Mit seinem Hemd bekleidet trat sie in die Dämmerung, sah so liebevoll und zerzaust aus. Einfach perfekt. Sie streckte ihm eine Hand entgegen. Søren bemerkte, welch hübschen Kontrast ihre Haut zu dem schneeweißen Stoff des Hemdes bildete, dessen Ärmel über ihren Ellbogen hochgekrempelt waren. Noch niemals zuvor hatte er jemanden so sehr gewollt wie sie, von ganzem Herzen, beinahe schon zwanghaft.
Ihre nüchterne Begrüßung war wie eine Erlösung. »Ich habe Bohnen heiß gemacht.«
»Gut. Ich brauche das Eiweiß.« Zumindest klang er ruhig und sachlich.
»Du bist verletzt.« In ihrer Stimme schwang Besorgnis und Zuneigung mit.
Er wusste nicht, ob er diese Fürsorge gerade ertragen konnte. Dann nahm ihn Mia bei der Hand, und er begriff, dass sie nicht bloß seine körperlichen Wunden meinte.
23
Mia verarztete seine Hand und verkniff sich, ihn als Trottel zu bezeichnen.
Was sie angesichts dessen, wie er sich verhalten hatte, ziemlich nett von sich fand. Aber wahrscheinlich hatte sie sich getäuscht. Vielleicht war er noch nicht bereit für eine emotionale Bindung. Wie auch immer, es half nichts. Aus der Nummer kam sie nicht mehr raus. Schließlich konnte sie ihm nicht ihre Liebe gestehen und es zwei Stunden später mit den Worten: »Entspann dich, war ein Scherz. Ich vögele nur unheimlich gern«, wieder zurücknehmen.
Also servierte sie ihm die Bohnen und tat, als wäre nichts gewesen. Als würde alles gut werden und sie eines Tages wieder ein normales Leben führen.
Nach dem Essen ging er wieder mit dem Laptop nach draußen. Mittlerweile war es stockdunkel, und sie fühlte sich wie in einer Falle. Eigentlich sollte sie eher froh darüber sein, dass sich niemand um sie sorgte – außer …
… Kyra! Verdammter Mist!
In West Virginia hatten sie ihr Handy weggeworfen, damit sie nicht zu orten waren, aber vergessen, Kyra Bescheid zu geben. Und da ihre Freundin sie nicht erreichen konnte, würde sie sich nun mit Sicherheit Sorgen machen und sie suchen kommen, sollte sie längere Zeit nichts von ihr hören.
»Ich muss eine wichtige E-Mail verschicken«, sagte sie, als Søren wieder in die Hütte kam.
»An Kyra?«
Es war zwar ein wenig albern, aber allein schon, weil er sofort wusste, wem sie schreiben wollte, wurde ihr ganz warm ums Herz. »Ja. Ich habe schon einen Anruf von ihr verpasst, seit wir abgehauen sind.«
»Reicht es, wenn du das morgen früh machst?«
»Ja. Sollte sie mich das nächste Mal auch nicht erreichen, wird sie herkommen.«
»Und wenn wir verhindern wollen, dass sie in die Schusslinie gerät, musst du dich mit ihr in Verbindung setzen.«
»Ja.«
»Also weiß sie, dass du für Micor gearbeitet hast?«
Die in der Frage mitschwingende Kritik ließ sie erröten. »Ja. Nicht jeder ist ein einsamer Wolf, der nur im Verborgenen agiert.«
»Ich habe doch gar nichts
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