Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
den Fahrzeugen, die dort standen, kam ihm keines bekannt vor, doch wenn Smith klug war, fuhr er ohnehin nicht immer denselben Wagen. Der Kerl schien zwar nicht gerade eine Leuchte zu sein, aber der äußere Schein konnte mitunter auch trügen. Rowan parkte ein und ging in das Lokal.
Dort sah er sich um und entdeckte den Killer wie erwartet in der hintersten Nische. Er hockte da wie ein Neandertaler. Leise seufzend, weil er gezwungen war, sich noch einmal mit dem Kerl abzugeben, schritt Rowan zwischen den Tischen hindurch auf ihn zu.
»Morgen, Boss.«
Dieses Näseln bereitete ihm Kopfschmerzen. »Ich nehme an, sie haben das Bündel im Wagen?«
»Heil und gesund.«
»Wir trinken einen Kaffee und gehen dann gemeinsam nach draußen. Sie werden sich genau an meine Anweisungen halten. Meine Waffe kennen Sie ja.«
»Ja, Boss.« Smith war noch maulfauler als sonst.
Egal. Rowan tat, als tränke er Kaffee – in dem wer weiß welche Krankheitserreger schwammen. Diese Bauerntrampel brühten ihn wahrscheinlich mit Leitungswasser. Dann bedeutete er Smith, nach draußen zu gehen.
Der Hüne gehorchte friedlich. Zweifellos aufgrund der Spritze. Gut so – Angst machte eben jeden gefügig.
Smith ging zu einem alten Toyota. Als er den Kofferraum aufmachte, konnte Rowan kaum an dem breiten Kerl vorbeisehen. »Hier, sehen Sie. Er ist nicht tot. Glaube ich jedenfalls. Klar, das hier ist ein alter Wagen. Aber kann man im Kofferraum an einer Kohlenmonoxidvergiftung sterben?«
»Dummkopf«, schnauzte Rowan. »Wenn Sie ihn umgebracht haben, sehen Sie keinen Cent.« Er schob den Mann beiseite und schaute …
… auf ein Reserverad.
Noch ehe er wütend etwas fragen konnte, bekam er den Deckel des Kofferraums auf den Kopf und wurde so schnell hineingestoßen, dass er kaum wusste, wie ihm geschah. Benommen tastete er nach seiner Spritze, doch es war zu spät. Wie durch einen roten Schleier sah er zwei sich überlagernde Gesichter, als wäre Smith von einem Rachegeist umhüllt.
Dann knallte der Killer den Kofferraumdeckel zu, und es war stockfinster. Rowan fühlte sich, als bekäme er keine Luft mehr. Ihm dröhnte der Schädel, schließlich wurde er ohnmächtig.
»Es ist Zeit«, flüsterte Gillie.
Taye stemmte sich vom Boden hoch. Seine Blutergüsse sahen schon viel besser aus, und er schien seine Gabe mittlerweile ausreichend beherrschen zu können. Falls nicht, würden sie qualvoll sterben, zusammen mit allen anderen im Labor.
Es grenzte an ein Wunder, dass sie nicht aufgeflogen waren. Als Rowan am Vortag so überraschend in ihrem Apartment gestanden hatte, wäre sie beinahe in Panik geraten. Sie war fest davon überzeugt gewesen, dass er Taye in ihrem Bad vermutete und Silas als Mitverschwörer enttarnt hatte. Doch stattdessen war er ihr eher wie ein verwirrter viktorianischer Verehrer vorgekommen. Sie hatte sich erst einmal ganze fünf Minuten lang die Zähne geputzt, als er endlich wieder gegangen war.
Wie vereinbart hatte Silas Taye keine Injektionen mehr gegeben. Da dessen Fähigkeit nun nicht mehr blockiert wurde, war er dazu in der Lage, den ganzen Laden in Flammen aufgehen zu lassen. Deshalb mussten sie unglaublich vorsichtig sein. In unterirdischen Räumen war Feuer nämlich extrem gefährlich, und wenn der Aufzug versagte, säßen sie fest. Die Organisation der Flucht verlangte also ein gewisses Fingerspitzengefühl.
»Ich bin so weit«, entgegnete er. »Ich werde am anderen Ende des Labors Alarm auslösen und den Gerätepark abfackeln. Vielleicht lasse ich auch ein paar Lampen ausgehen.«
»Kannst du die Zellentüren öffnen?«
»Kann ich«, sagte er. »Aber hältst du das wirklich für eine gute Idee?«
Gillie musste an die Frau denken, die ihre Hände an die Scheibe gepresst hatte. »Ja. Ich möchte, dass jeder, der noch den Willen dazu hat, mit uns ins Freie gelangen kann. Was danach kommt, bleibt ihnen dann selbst überlassen.«
»Sie könnten oben beträchtliche Schäden anrichten.«
Sie sah ihn fest an. »Du auch.«
»Stimmt.«
Taye zog die Augenbrauen zusammen, und sofort umgab ihn ein weiches blaues Licht. Gillie hatte ihn noch nie derart entfesselt erlebt. Seine dunklen Locken standen vom Kopf ab wie bei starkem Wind, aber sie ahnte, dass es von der Elektrizität kam. Die Spannung knisterte an seinen Fingerspitzen und dämpfte das Licht in ihrem Apartment. Dann heulte wie angekündigt eine Sirene auf. Sie hörten Laboranten und Pfleger vorbeieilen, die nachsehen wollten, was los war.
»Jetzt der
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