Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
Mailbox. Nachdem das Treffen vereinbart war, zog er sich die Strumpfmaske vom Kopf und steckte die Garotte wieder ein. Er konnte es nicht gebrauchen, dass ihn in letzter Minute doch noch jemand durchs Fenster sah und zu schreien anfing.
Ohne Travis war die Welt nun jedenfalls besser dran. Als letzte Amtstat stellte er das Zimmer auf den Kopf und fand hinter einem der Deckenpaneele einen grauen Seesack mit Geld, den er an sich nahm. Bevor er das Motelzimmer wieder verließ, tat er den anderen Gästen einen Gefallen und drehte den Fernseher leiser.
Und ich habe nicht einmal eine Lampe zerbrochen.
In aller Ruhe zog er die Tür hinter sich zu, schlenderte die Loggia entlang und spazierte ungesehen die Treppe herunter, wobei er es vermied, in das Sichtfeld der Überwachungskameras zu gelangen. Ausschalten konnte er sie nicht, es sei denn, er befasste sich mit jeder einzelnen von ihnen. Also war es einfacher, nicht von ihnen erfasst zu werden.
Auf dem Rückweg zu seinem Wagen kam er an einer heruntergekommenen Kirche vorbei, in der man eine Obdachlosenunterkunft eingerichtet hatte. Dort war neben den rissigen Steinstufen des Eingangsbereichs ein Container für Kleiderspenden aufgestellt.
Das ist genau das Richtige , dachte er. Ohne mit der Wimper zu zucken, zwängte er den Seesack durch den Schlitz; erst als er ihn auf den Boden plumpsen hörte, ging er weiter.
Soweit er es mitgekriegt hatte, war Mia nicht mehr dazu gekommen, wie geplant die E-Mail an ihre Freundin zu schreiben. Er durfte jedoch nicht riskieren, dass Kyra anreiste und wie ein Elefant im Porzellanladen in die Situation platzte, zumal sie höchstwahrscheinlich Reyes im Schlepptau hätte und die beiden alles nur noch schlimmer machen würden.
Søren fuhr in ein besseres Stadtviertel und setzte die Satellitenantenne aufs Wagendach. Er hätte auch das W-LAN eines der nahen Geschäfte knacken können, aber er wollte nicht, dass die IP-Adresse seinen Standort verriet. Mit Mias Zugangsdaten loggte er sich ein und las ein paar ihrer E-Mails an Kyra, um ihren Stil kopieren zu können, dann tippte er drauf los.
Hab jemanden kennengelernt. Ist aber kompliziert. Ich rufe dich bald an.
Als er schließlich auf »Senden« klickte, fühlte er sich wie das letzte Arschloch, doch Kyra würde sich zu Tode ängstigen, wenn er ihr die Wahrheit sagte. Sie und Reyes waren zwar in allem, was sie taten, effektiv, gingen aber nicht subtil vor, und er wollte Mias Leben nicht gefährden, indem er zwei unberechenbare Mitspieler zuließ. Er kam allein zurecht. Auch dieses Mal.
Er zögerte kurz, die Finger über der Tastatur, ehe er ein paar Suchbegriffe eingab und erfuhr, was er wissen wollte. Unbekannte Tote als die ortsansässige Noreen Daniels identifiziert. Der Leichnam wurde der Familie übergeben. Die Beerdigung findet übermorgen statt. Er las nicht weiter, sondern betrachtete das zum Artikel gehörige Foto. Noreen war jung und hübsch gewesen; und ihrem breiten, offenen Lächeln nach zu urteilen, hatte sie Temperament besessen. Ein weitaus interessanteres Detail stellte jedoch das große Heiligenmedaillon mit einem Blätterkranz um ihren Hals dar.
»Daher also der Abdruck in ihrer Hand«, murmelte er leise.
Wie auch immer sie gestorben war, sie hatte dabei den Himmel um Erlösung angefleht.
Oh Gott, nicht Mia. Nicht Mia!
Er riss sich zusammen und nahm die Antenne vom Wagendach. Dann fuhr er los. Wenn er zu lange dort herumlungerte, würde nur die Polizei auf ihn aufmerksam werden. Er musste sich ein Zimmer für die Nacht suchen. Das Handy des Killers lag schwer in seiner Jackentasche. Es war seine einzige Verbindung zu Mia.
Aber jetzt hieß es erst einmal warten.
25
Das Problem schien sich allmählich zu lösen.
Rowan lächelte zufrieden, als er die E-Mail bekam. Wie es schien, hatte der Idiot ein zweites Mal Glück gehabt. Ihm war der männliche Komplize in die Falle gegangen, und den wollte er ihm nun für einen Bonus übergeben. Ausgezeichnet. Zudem schlug der Kontaktmann vor, den Mann lieber für die Forschung zu benutzen, statt das neue Material verfallen zu lassen.
Normalerweise hätte er abgelehnt, aber wie »Smith« aufgrund der Informationen, die Rowan ihm gegeben hatte, bereits wusste, handelte es sich bei dem Komplizen keinesfalls um Thomas Strong. Mia Sauter war also nicht die eigentliche Bedrohung, sondern nur ein Köder. Als einer der Laboranten ihn auf eine Diskrepanz in Strongs medizinischen Unterlagen hingewiesen hatte, war Rowan der Sache
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