Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
musste. Seine Pläne waren immer ausgereift und liefen deshalb auch meist glatt. An diesem Tag jedoch nicht. Also pfiff er auf jede Finesse. Nur das Resultat zählte.
»Travis ist tot. Und ich weiß, dass Sie meine Frau haben. Sagen Sie mir, wie ich zu ihr komme.«
Rowan spuckte Blut aus und schaute ihn mit einem aufsässigen Gesichtsausdruck an. »Niemals.«
Lächelnd hockte sich Søren vor den Gefesselten. »Sehen Sie mir in die Augen und hören Sie mir zu. Sollten Sie mir in den nächsten dreißig Sekunden nicht sagen, was ich wissen möchte, fange ich an, Sie zu verstümmeln.«
»Sie bringen mich doch sowieso um.«
»Ja, aber das kann ich auch schnell tun. Sofern Sie kooperieren zumindest.«
»Und das soll ein Anreiz sein? Sie sind ja wirklich motivierend.«
Jede Minute, die er mit diesem Arschloch vergeudete, verlängerte Mias Qualen. Wenn der »Boss« nicht da war, hieß das schließlich nicht, dass seine Handlanger sie in Ruhe lassen würden. Vielleicht nutzten sie diese Gelegenheit sogar für besondere Grausamkeiten. Um zu verbergen, wie sehr er zitterte, ballte er die Hände zu Fäusten.
»Na schön. Dann spielen wir eben nach Ihren Regeln.« Søren holte ein Messer hervor und ließ die scharfe Klinge im Licht aufblitzen. »Mal sehen … Sie sind doch Wissenschaftler, oder? Da wird es schwierig für Sie, ohne Finger zu arbeiten. Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.«
Rowan zerrte an den Fesseln, aber vergeblich. Søren packte seine rechte Hand und suchte sich den Zeigefinger aus. Als die Klinge ins Fleisch schnitt, schrie der Wissenschaftler auf, wie es wohl auch seine Versuchspersonen getan hatten. Doch seine innere Stärke war beeindruckend. Søren schnitt ihm insgesamt drei Finger ab, ehe der Mann seinen Widerstand aufgab.
»Genug!« Rowan keuchte und schluckte schwer. »Bringen Sie mich zum Wagen. Ich erkläre Ihnen, wie Sie hinkommen.«
»Sagen Sie es mir einfach jetzt.«
»Wenn ich das tue, bringen Sie mich gleich hier um. Andernfalls besteht noch eine kleine Chance, freizukommen. Außerdem werden Sie ohne mich niemals zu ihr gelangen. Für den Aufzug benötigen Sie einen Scan meiner Fingerkuppen und der Iris.«
Søren sprach es nicht aus, denn Rowan wusste es zweifelsohne selbst: Er brauchte nur einen Finger, um den Aufzug zu benutzen, besaß jedoch bereits drei. Und der Kopf stand ebenfalls zur Verfügung. Doch er hatte keine Lust, abgetrennte Körperteile durch die Gegend zu schleppen, so lange es sich vermeiden ließ. Solche Dinge weckten meist unerwünschtes Interesse.
»Nennen Sie mir die erste Abzweigung als Zeichen Ihres guten Willens.«
»Ein faires Angebot, aber ich weiß nicht, wo wir sind. Da kann ich wohl kaum –«
Mit barschem Tonfall und äußerst ungeduldig nannte Søren ihm die Adresse.
»Dann fahren Sie stadtauswärts und auf den Highway nach Westen. Mehr verrate ich jetzt nicht.«
Søren schlug zu und traf Rowan am Kinn, sodass der Mann das Bewusstsein verlor. Dann warf er sich dessen Arm über die Schulter, hielt ihn fest wie einen betrunkenen Freund und schleifte ihn die Betontreppe hinunter nach draußen zu seinem Toyota. Bis Rowan wieder zu sich käme, würden sie bereits ein gutes Stück weit weg sein.
Søren fuhr aus der Stadt und folgte der Wegbeschreibung. Schließlich rührte sich auch Rowan wieder und erfasste unerwartet schnell, wo sie sich gerade befanden. Søren fand es allmählich ziemlich beunruhigend, wie gefasst sein Gefangener war, und dieses verkniffene Lächeln gefiel ihm auch nicht. Offensichtlich plante der Kerl irgendetwas. Sobald sie das Labor erreicht hätten, wäre also Vorsicht geboten.
Søren versuchte, sich nicht ins Gedächtnis zu rufen, seit wann sich Mia in den Fängen der Stiftung befand. Es waren jedenfalls schon Tage. Er griff fester um das Lenkrad.
Während die grünen Felder an ihnen vorbeisausten, wandte er sich zu seiner Geisel um. »Die nächste Abfahrt«, sagte Rowan.
Søren registrierte, dass sich in der Nähe ein State Park befand. »Wohin jetzt?«
»Nach links. Dann zehn Meilen geradeaus, bis der Wald in Felder übergeht.«
Er fuhr mit Höchstgeschwindigkeit und rechnete jeden Moment damit, dass der Wissenschaftler ihn anstieß, ihm ins Lenkrad griff oder sonst irgendetwas versuchen würde, doch Rowan wollte während der Fahrt anscheinend nichts riskieren. Kluges Kerlchen.
»Sind wir gleich da?«, fragte Søren gereizt.
»Fast. Biegen Sie rechts auf die Landstraße ab. Dann ist es noch eine halbe
Weitere Kostenlose Bücher