Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
er vorhatte, zumindest nicht ehe es ihm gelang. Vor Jahren schon hatte er die ursprünglichen Parameter erweitert. Nun ja, Dr. Chapman war durchaus ein Visionär gewesen und hatte unbegrenztes Potenzial in diesen kleinen Hirnen gesehen, doch Rowan ging noch weiter. Warum sich mit nur einer Mutation zufriedengeben?
Mit seiner Forschung konnte er Dr. Chapman in den Schatten stellen. In fünfhundert Jahren würden die Menschen mit Ehrfurcht und Bewunderung über seine wissenschaftlichen Leistungen sprechen. Sobald seine Arbeit abgeschlossen wäre, würde der Homo superior als die größte wissenschaftliche Entdeckung seit der Kernspaltung gelten. Zwar käme er nicht umhin, den Forschungsbericht ein bisschen aufzupolieren und die Fehlschläge zu kaschieren, doch der Tag würde kommen. Er musste nur Geduld haben sowie methodisch und entschlossen vorgehen. Es waren ein paar schwache Exemplare unter seinen Probanden, doch auf keinen Fall würde er sich durch deren Versagen von seinem Ziel abbringen lassen.
Es wäre ihm lieber, er könnte seine Experimente an Kindern durchführen, doch die waren zurzeit schwer zu beschaffen. Sogar bei Adoptionen von Waisen aus Entwicklungsländern wurde scharf aufgepasst und mehr als ein Kontrollbesuch unternommen. Das war zwar verflucht ungünstig, doch er kam auch so zurecht. Es gab genügend Herumtreiber, die keiner vermisste. Niemand fragte, wo der Kerl abgeblieben war, der in der Gasse geschlafen hatte. Rowan nahm den Abschaum der Welt unter seine Fittiche und schuf aus ihm etwas von dauerhafter Bedeutung.
Er atmete tief ein und genoss die Vorstellung. Seine Rasse würde stärker, schneller, intelligenter sein und viele besondere Fähigkeiten besitzen. Wie viel Gutes sich dadurch in der Welt erreichen ließe!
Ein paar Augenblicke lang gab er sich der Fantasie hin, dann machte er sich wieder an seine Arbeit. Diese eine Gruppe von Versuchspersonen sprach überhaupt nicht auf die Kombination von Medikamenten und Bestrahlung an. Dabei war er sicher gewesen, dass dies die entscheidenden Faktoren wären, unter denen sich ihre Fähigkeiten auf eine höhere Stufe bringen ließen.
Stattdessen entwickelten sie Läsionen und ihre Psychosen verschlimmerten sich, wie bei der Probandin, die er vor einigen Tagen hatte einschläfern müssen. Als er an einer Zelle vorbeiging, presste eine Frau das Gesicht gegen die Scheibe und wimmerte wie ein Tier. Bei ihr würde er etwas unternehmen müssen.
Der Vorstand wusste nichts von dieser Kontrollgruppe. Offiziell standen die Zellen leer und arbeitete er lediglich daran, die Fähigkeiten der Versuchspersonen zu verbessern, bei denen die Behandlung erfolgreich verlaufen war. Sobald ihr Geisteszustand das zuließ, investierte er schon einiges an Zeit in ihre Ausbildung, doch er brauchte mehr, um seine Aufmerksamkeit zu fesseln und seinen außergewöhnlichen Intellekt zu beschäftigen. Wäre er nur mit der Verfeinerung beschäftigt, hätte er längst das Interesse an dieser Stelle verloren.
Nachdenklich ging er den Korridor entlang. Die Bestrahlung bewirkte also nichts, ebenso wenig die Medikamente. Als er in sein Labor kam, hatte er eine Idee.
Er drückte den Knopf der Gegensprechanlage. »Silas, sind Sie da?«
»Ja.«
»Bringen Sie T-89 zu mir in den Versuchsraum, aber seien Sie vorsichtig mit ihm. Er erholt sich noch vom letzten Mal.«
»Ja.« Silas redete kaum. Er wirkte strohdumm, war aber gehorsam. Dafür hatte Rowan selbst gesorgt.
Er schätzte diese Eigenschaften bei seinem Personal, sie waren ihm sogar am wichtigsten. Ein wissbegieriger Pfleger hätte ihm längst Probleme bereitet. Während er wartete, schaltete er alle Geräte ein und bereitete den Test vor. Er legte zunächst seine Hypothese dar, erläuterte, was er vorhatte und welches Ergebnis er erwartete.
Als Silas T-89 hereinbrachte, stellte Rowan fest, dass der Proband in Anbetracht der Prozedur, die er mitgemacht hatte, bemerkenswert gut aussah. Seine Gesichtsfarbe war ausgezeichnet, der Blick klar, und die Verletzungen heilten. Der könnte es schaffen, dachte Rowan mit einem Schauder der Erregung.
Du könntest der Erste deiner Art werden. Homo superior.
»Setzen Sie ihn dorthin.«
T-89 war zu schwach, um Widerstand zu leisten. Nur das Funkeln in seinen Augen verriet, dass er sich gern zur Wehr gesetzt hätte. Rowan sprach seine Versuchspersonen selten direkt an. Ein Psychologe würde sicher wichtigtuerisch erklären, er vergegenständliche seine Probanden, um leichter mit sich
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