Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
über eine überdachte Brücke und war gespannt, wo sie wohl herauskommen würde. Einige farbig angestrichene alte Scheunen lagen auf dem Weg.
Nun, vielleicht könnte sie den Tag damit verbringen, durch Antiquitätenläden zu bummeln, nachdem sie herausgefunden hatte, wo er hingefahren war. Sie mochte alte Möbel, hatte aber noch nie welche gekauft. Aber sollte sie mal ein Haus haben, würde sie es gern mit alten Stücken einrichten, die man nur ein bisschen aufzupolieren brauchte, damit sie wieder schön aussahen. Da sie vermutete, dass es auf der Strecke Radarfallen gab, hielt sie sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, und ihr Verdacht bestätigte sich prompt, als sie an einem Streifenwagen vorbeifuhr, der am Straßenrand stand.
Während sie nach Sørens Wagen Ausschau hielt, sprang ihr etwas anderes ins Auge. Sie kam an einem Grundstück mit einem gepflegten Rasen vorbei, das aussah, als wäre es ein Privatanwesen, doch ein kleines Schild an der Einfahrt besagte etwas anderes: Whispering Pines. Der Parkplatz davor gab einen weiteren Hinweis. Wenn sie raten sollte, worum es sich handelte, würde sie auf ein sehr exklusives Pflegeheim tippen. Obwohl das Gebäude sehr schön war, wirkte die ganze Anlage viel zu ruhig, als ob der viele Kummer, den es dort drinnen gab, durch die Mauern nach draußen dränge.
Doch nicht nur das fiel ihr auf. Auf dem nahezu leeren Parkplatz stand noch dazu ein silberner Infiniti G37. Mit zitternden, schweißnassen Händen umfasste sie das Lenkrad, um in die Einfahrt abzubiegen. Sollte sie sich irren, wäre das nicht der peinlichste Fehler ihres Lebens. Im Vorbeifahren sah sie auf das Nummernschild und dank ihres herausragenden Zahlengedächtnisses wusste sie sofort, dass es sein Wagen war. Ohne jeden Zweifel.
Sie parkte neben einem wuchtigen Geländewagen. So sehr sie diese Autos hasste, sie boten die beste Deckung, zumal sie sich noch nicht überlegt hatte, was sie nun tun wollte. Vielleicht sollte sie nur herausfinden, was sein Geheimnis war, und wieder wegfahren. Mit der Information könnte sie dann später jederzeit etwas anfangen.
Nach einem prüfenden Blick in den Rückspiegel kramte sie in ihrer Handtasche, um Lippenstift aufzutragen und ihre zerzausten Haare zu bändigen. Mehr konnte sie nicht tun, also stieg sie aus dem Wagen. Dein Auftritt, Mia, tief Luft holen. Wie sie sich eingestehen musste, während sie auf das weiße Gebäude zuging, fürchtete sie sich vor seiner Reaktion darauf, dass sie in seine Privatsphäre eindrang. Andererseits hatte er sie seinen Feinden ausgeliefert, um Zeit zu gewinnen. Wenn man das Karma gegeneinander aufwog, durfte er sich überhaupt nicht beschweren. Eine Entschuldigung konnte eben nicht alles wiedergutmachen.
Drinnen war es kühl und still. Am Empfang saß eine Frau im Schwesternkittel und überwachte medizinische Geräte. Sie war Mitte dreißig und hübsch, ohne das besonders herauszukehren. Obwohl der Eingangsbereich in warmen Farben gehalten war, wurde einem gleich bewusst, um was für eine Einrichtung es sich handelte. Die Wände und Böden sahen aus wie in einem Krankenhaus.
Damit hatte Mia überhaupt nicht gerechnet. Doch das konnte sie nicht von ihrem Vorhaben abbringen, und so ging sie mit einem zuversichtlichen Lächeln auf den Lippen zur Rezeption. »Guten Morgen. Ich bin hier mit meinem Freund verabredet. Er ist wahrscheinlich kurz vor mir angekommen.«
Fragen Sie nicht nach Namen! Sie hatte keine Ahnung, welches Alias er hier benutzen mochte und wen er besuchte.
Das Lächeln der Schwester wurde etwas schmaler. »Ach, Sie sind seine Freundin? Er hat bisher noch nie jemanden mitgebracht, aber … schön für Sie. Er ist ein ganz Zuverlässiger. Sorgt sich so hingebungsvoll.« Sie senkte die Stimme. »Er hat noch keinen Besuch ausgelassen, wissen Sie, er kommt bei jedem Wetter. Und es ist wirklich schrecklich, seine Mutter und seine Tochter hier zu haben. Ich weiß nicht, wie er das erträgt.«
Mia wurde schlagartig eiskalt. Verdammte –
Sie rang sich ein Lächeln ab und nahm still zur Kenntnis, dass der Mann, den sie vögelte, die Eigenschaften eines Heiligen besaß – und sie ihn überhaupt nicht kannte. Sie hatte mit allem Möglichen gerechnet, aber darauf wäre sie nie gekommen. Oh Gott, er würde wütend werden. Vielleicht sollte sie wieder gehen.
»Es ist hart«, stimmte sie zu. »Wie waren noch mal die Zimmernummern?«
Die Schwester brauchte nicht einmal im Computer nachzusehen. »Meistens besucht er seine
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