Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
Verhalten rechtfertigen. Wenn du gewollt hättest, dass ich es erfahre, hättest du es mir erzählt.«
Genau das wollte ich gerade sagen, Lady. Verdammt, sie nahm ihm glatt den Wind aus den Segeln. Die Kellnerin kam hektisch an ihren Tisch. Sie hatte ihn schon häufiger bedient und schien sich zu freuen, dass er in Begleitung da war.
»Das Gleiche wie immer, Herzchen?«
Mia sah überrascht aus, was ihn nur noch mehr verärgerte. Glaubte sie denn, er würde nie etwas essen? Dass Wut und Rachegelüste sein einziger Antrieb waren? Zorn allein brachte einen Mann nicht weit.
»Ja, bitte. Vielen Dank.«
Die Kellnerin stellte einen Becher vor ihn auf den Tisch und schenkte ihm Kaffee ein. Gleich bekäme er einen Teller voll mit Eiern, Bratkartoffeln, Pfannkuchen, Speck und Würstchen serviert. Trotzdem würde er in ein paar Stunden wieder einen Snack brauchen. Wenn Mia ihn erst eine Zeit lang kannte, würde sie wissen, dass er so viel verdrücken konnte wie vier Footballspieler.
Als Gladys vom Tisch wegging, hatte er sich wieder einigermaßen beruhigt. Zumindest wollte er Mia nicht mehr an den Haaren aus dem Café schleifen und erwürgen. Er musste sich im Stillen eingestehen, dass er auch deshalb so wütend war, weil sie ihn überlistet hatte. Er war unachtsam geworden, und das hätte zu einer Katastrophe führen können. Was, wenn es nicht Mia gewesen wäre, sondern die Handlanger der Stiftung? Entsetzen packte ihn. Er durfte sich keine Schwäche erlauben.
»Jetzt weißt du es also«, sagte er tonlos. »Was wirst du damit anfangen?«
Sie war zu clever, das hatte er schon von Anfang an gedacht. Doch er würde ihr die Chance geben, das Richtige zu tun. Mit ihrer Antwort entschied sich ihr Schicksal. Er wollte sie weiß Gott nicht töten, aber wenn er die Wahl zwischen Gerechtigkeit für Lexie und Mia Sauter hatte, brauchte er nicht lange zu überlegen.
»Ich werde dir natürlich helfen. Jetzt verstehe ich die ganze Sache.«
Er erstarrte. Das war nicht möglich … oder?
»So?«
»Mir ist jetzt alles klar: Serrano hatte in Micor investiert. Ich habe mein Smartphone dabei und konnte in der Zwischenzeit ein bisschen recherchieren. Jeder, der zu Anfang in dieses Unternehmen investiert hat, ist inzwischen tot.« Ihre Augen glänzten, ihr Blick war hart. »Einige sind auf sehr ungewöhnliche, qualvolle Weise gestorben. Das hast du also getrieben, du hast den Henker gespielt.«
Søren stritt das weder ab noch gab er es zu, sondern zog nur eine Augenbraue hoch. »Interessante Theorie.«
Da brachte die Kellnerin sein Essen, und er machte sich sofort darüber her. Unterzuckert wie er war, hätte er schon fast zu zittern begonnen. Er behielt Mia im Blick, die nachdenklich dasaß. Sie sah umwerfend aus. Obwohl er noch immer wütend war, beobachtete er fasziniert, wie sich ihre Oberlippe an den Becherrand schmiegte, als sie einen Schluck Kaffee trank.
»Micor führt illegale Versuche an Menschen durch«, fuhr sie fort. »Und du bist entschlossen, ihnen das Handwerk zu legen. Ich vermute mal, dass sie deine Tochter entführt haben. Dich vielleicht auch. Das würde deine sonderbare … Fähigkeit erklären. Was auch immer sie mit ihr angestellt haben, es ist der Grund für ihren jetzigen Zustand und –«
»Du bist gefährlich.« Er wollte sie glauben machen, dass sie richtiglag.
Sie war ohnehin gefährlich nah an der Wahrheit. Um Himmels Willen, Mia, hör auf zu graben. Gib dich mit dem zufrieden, was du weißt. Es würde ihn umbringen, wenn sie die Wahrheit herausfände – dass er Schuld an Lexies Schicksal hatte. Sein einziges Ziel im Leben bestand nur noch darin, die zu bestrafen, die indirekt dafür verantwortlich waren. Diese Besessenheit bewahrte ihn davor, den Verstand zu verlieren.
»Ich werde nicht fragen, wie es dir gelungen ist, ihnen zu entkommen … oder warum du die Labors nicht zerstört hast, bevor du geflohen bist.« Sie sah ihn so durchdringend an. »Wahrscheinlich warst du entkräftet. Voller Angst. Du wolltest nur dein kleines Mädchen retten. An Rache hast du erst gedacht, als klar wurde, dass …«
Søren lächelte kalt. »Dass sie nie wieder zu sich kommen würde?«
Das Mitgefühl in ihren dunklen Augen brachte ihn fast um. »Ja. Es tut mir so leid. Alles. Aber du sollst wissen, dass ich tun werde, was ich kann, damit du an Beweise gegen sie herankommst. Das muss ein Ende haben.« Sie zögerte und legte eine Hand auf seine. »Offenbar hast du eingesehen, dass du nicht einfach alle Beteiligten
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