Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
»Glaubst du, ich bin dumm? Vielleicht in mancher Hinsicht naiv, ja, aber ich bin mir über meine Lage durchaus bewusst. Ich habe mir schon so oft selbst vorgehalten, sie neulich Abend beim Essen nicht daran gehindert zu haben, das Thema überhaupt anzusprechen. Aber ich wäre auch gar nicht auf die Idee gekommen, sie könnten …« Kopfschüttelnd brach sie ab. »Sie hat für ihre Unvorsichtigkeit bezahlt, nicht wahr? Sie hat nicht begriffen, wie riskant die ganze Sache war, und ist dafür bestraft worden. Und morgen um diese Zeit wird ein Polizist bei ihren Eltern an Tür klopfen. Es hätte auch mich treffen können. Wäre besser gewesen. Ich habe wenigstens niemanden, der mich vermissen könnte.«
Augenblicklich kochte eine unbändige Wut in ihm hoch. Nein, nicht Mia. Er würde jeden umlegen, der es auch nur versuchte, würde den Scheißkerl langsam zu Tode quälen, bis er um Erlösung bettelte.
Sein Widerspruch äußerte sich in einem tiefen Knurren. »Das ist nicht wahr.«
»Du meinst Kyra?«
»Nein«, knurrte er.
»Du würdest mich also vermissen?«
»Das ist jetzt nicht das Thema.«
»Brauche ich für so ein Gespräch etwa einen Termin?«
»Um Himmels willen, Mia, es geht hier nicht nur um dich. Auch meine Tarnung ist kurz davor aufzufliegen.« Er erzählte ihr knapp, dass sie ihn um eine Blutspende gebeten hatten. »Sie haben eine Vermutung. Und wenn ich ablehne, bestätigt sich dieser Verdacht. Sollte ich jedoch zustimmen …«
»Bist du geliefert.« Sie atmete aus. »Es tut mir leid, dass du so kurz vorm Ziel an der letzten Hürde gescheitert bist.«
Er zuckte mit den Schultern und versuchte, sich seine Frustration nicht anmerken zu lassen. »Solange ich am Leben bleibe, gibt es noch Hoffnung. Im Augenblick ist es erst einmal wichtig, dich in Sicherheit zu bringen. Und wenn das geschehen ist, kann ich mich unter neuem Namen jederzeit wieder an sie heranmachen und weiterschnüffeln. Das ist noch nicht das Ende, nur eine kleine Verzögerung. Und ich bin ein sehr geduldiger Mensch.«
»Du meinst also, du könntest mich in einer Abstellkammer verstecken und dann einfach so zurückfahren, um Gott weiß was zu unternehmen?«
»Das ist kein Spiel. Du weißt nicht, wozu die fähig sind.«
»Sicher weiß ich das. Sollten wir geschnappt werden, bringen sie mich um. Dann sehe ich vielleicht auch so aus wie die Frau in der Leichenhalle. Wie Noreen.« Die Angst in Mias Stimme war verschwunden. Ruhig und fest schaute sie ihn an. »Vielleicht werde ich wie Kelly enden. Aber wenn ich mich jetzt verstecke, werde ich mit meiner eigenen Feigheit leben müssen, und das ist schlimmer.«
»Keiner erwartet von dir, dass du die Superheldin spielst, gottverdammt.«
»Ich weiß. Trotzdem werde ich jetzt nicht kneifen. Sonst bin ich auch nicht besser als jene Leute, die das ganze Elend in der Welt sehen und einfach wegschauen. Entweder man ist Teil der Lösung oder Teil des Problems.«
Ach du lieber Himmel! Bei so viel Idealismus wird sie mit Sicherheit zum Opfer. Nein! Nicht, so lange ich da bin.
»Also gut. Aber wir müssen es richtig angehen«, entgegnete er schließlich.
»Ich bin ganz Ohr.«
19
Sobald ihr Plan stand, verließen sie das Haus mutig durch die Vordertür.
Mia hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache, aber Søren schwor Stein und Bein, dass er ihren Verfolger würde abschütteln können. Oder notfalls auch töten. Letzteres sprach er zwar nicht aus, aber sie bemerkte das Funkeln in seinen Augen.
Wie erwartet bog hinter ihnen ein dunkler Wagen auf die Straße.
»Dieses Arschloch versucht nicht einmal, unauffällig zu sein«, stellte Søren angewidert fest. »Er wird wohl auf dem langen, dunklen Straßenabschnitt auf dem Weg zum Stadtrand zuschlagen.«
Mia kannte die Strecke genau. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, immer wieder schaute sie in den Rückspiegel. Søren fuhr, als wollte er den Verfolger überhaupt nicht abschütteln, was sie sonderbar fand. Doch im Augenblick konnte sie nicht mehr tun, als das Beste zu hoffen.
»Bist du sicher, dass du mit ihm fertig wirst?«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Zweifelst du etwa an mir?«
»Natürlich nicht.«
»Falls es dich beruhigt: Ich ahne, was er vorhat. Er wird zum Überholen ansetzen und dann versuchen, uns von der Straße abzudrängen. Da will er uns dann töten und unsere Leichen verschwinden lassen.«
Scheiße! Es versetzte ihr einen Schock, die ganze Sache so unverblümt aufgedröselt zu bekommen. Nachdem sie einmal tief
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