Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
durchgeatmet hatte, vergewisserte sie sich, gut angeschnallt zu sein. Im Stillen beneidete sie Kyra zwar immer um ihr abenteuerliches Leben, aber sie war einfach nicht aus demselben Holz geschnitzt wie ihre Freundin. Vor Angst wurde ihr speiübel.
Es passierte genau das, was er vorhergesagt hatte. Auf der geraden Strecke beschleunigte ihr Verfolger plötzlich und setzte zum Überholen an. Søren ließ ihn neben sich auffahren, doch als der Killer sie schließlich rammen wollte, trat er voll auf die Bremse. Der fremde Wagen tickte sie kurz an und wurde auf die Gegenfahrbahn geschleudert. Søren beschleunigte wieder, rammte das Auto und schob es aufs Feld, wo die Reifen des Fahrzeugs durch die feuchte Erde die Bodenhaftung verloren.
»Wenn du nicht bei mir wärst, würde ich jetzt anhalten und ihn erledigen.« Als sie die freie Strecke hinter sich gelassen hatten und den Stadtrand erreichten, schmunzelte er. »Der wird eine ganze Weile brauchen, bis er uns wieder eingeholt hat.«
Mia musste ihm recht geben, als sie schließlich auf den Highway auffuhren. Erschöpft lehnte sie den Kopf gegen das Seitenfenster, um für ein paar Minuten die Augen zuzumachen, und schlief ein.
Mia kam es so vor, als wären sie schon eine Ewigkeit unterwegs, dabei konnten nicht mehr als vier Stunden vergangen sein. Als sie wieder richtig wach war, rief sie ihre Vermieter an und hinterließ die Nachricht auf dem Anrufbeantworter, sie sei wegen einer dringenden Familienangelegenheit verreist und jemand müsse sich bitte um Peaches kümmern. Søren schien amüsiert darüber zu sein, dass sie sich um einen Kater sorgte, der sie augenscheinlich nicht einmal besonders leiden konnte.
Die Straße vor ihnen war dunkel und leer. An einer Stelle des Himmels brach die Wolkendecke auf und ließ einen diffusen Lichtschein hindurch. Verträumt betrachtete Mia die Wolken im Mondschein. Søren hatte das Seitenfenster einen Spaltbreit geöffnet, um frische Luft hereinzulassen, da ihn das Fahren bei Dunkelheit schläfrig machte.
»Du bist gut«, sagte sie auf einmal und brach damit die lange Stille.
»Übungssache. Aber ich musste lange nicht mehr mitten in der Nacht abhauen.«
»Was willst du wegen Lexie tun? Und wegen deiner Mutter?«
Die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Wagens erhellten kurz sein Gesicht. Er lächelte zerknirscht. »Beulah ist nicht meine Mutter.«
Mia machte große Augen. »Nicht?«
»Nein. Ich habe sie quasi adoptiert. Irgendwann beschloss ich, mir meine sonderbare Gabe zunutze zu machen, und wollte sie dazu testen. Ich arbeitete gerade an meiner Fähigkeit, Stimmen nachzuahmen, was eigentlich nichts Besonderes ist. Jeder Schauspieler kann das.«
»Also hast du dir wahllos eine alte Dame ausgesucht und dich als ihr Sohn ausgegeben? Um zu sehen, ob du sie täuschen kannst?«
Sein Griff ums Lenkrad wurde fester, als hätte ihn die Verachtung in ihrem Tonfall getroffen. »Sie ist blind. Ihr Sohn hat sie in ein staatliches Pflegeheim abgeschoben, ein ziemlich mieses Loch, und ist dann in den Knast gewandert.«
Nun begriff sie es. »Und dank deiner Begabung glaubt Beulah, dass ihr Sohn endlich ein anständiges Leben führen und genug Geld verdienen würde, um ihr den teuren Heimplatz bezahlen zu können. Die Schwester meinte, du besuchst sie jede Woche.«
»Das ist keine große Sache.«
»Doch, ist es.«
Sein Ärger war deutlich zu spüren. »Vorerst sind sie dort im Heim sicher aufgehoben. Leider kann ich sie jetzt ein paarmal nicht besuchen. Lexie wird das nichts ausmachen, aber Beulah … Doch sie ist alt und Enttäuschungen gewohnt.«
»Lass das. So gefühllos bist du nicht, also hör auf so zu tun, als wärst du es. Damit machst du mich nur wütend.«
»Das möchte ich natürlich nicht«, murmelte er.
Trotz der melancholischen Stimmung musste Mia lächeln. »Nein, bestimmt nicht. Du weißt noch immer nicht, mit wem du es zu tun hast.«
Søren warf ihr einen forschenden Blick zu. »Na, dann erzähl’s mir doch. Ich habe vor, die ganze Nacht durchzufahren, bevor ich uns irgendwo einquartiere.«
Sie überlegte. »Also gut. Du sollst schließlich wissen, worauf du dich einlässt. Das ist nur fair.«
»Hört sich so an, als hättest du etwas zu verbergen.«
»Haben wir das nicht alle?«
»Richtig. Also, leg los.«
»Ich bin eine Diebin.« Damit sprach sie etwas aus, das sie außer ihm noch niemandem anvertraut hatte, nicht einmal Kyra.
»Das ist jetzt ein Scherz.«
Mias Lächeln wurde breiter. »Nein. Ich hatte
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