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Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat

Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat

Titel: Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Gray
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Falle aufstellen.
    Mit der Flucht allein würde es nicht getan sein.

20
    Es war Nachmittag, und Mia hatte das Gefühl, durch das ständige Ruckeln des Wagens würden ihr noch die inneren Organe aus dem Körper geschüttelt.
    Sie waren von Kentucky nach Tennessee gefahren, hatten an mehreren Tankstellen Rast gemacht und an einem Supermarkt den Kofferraum mit Vorräten vollgeladen. Mia fragte gar nicht erst, was Søren plante, denn offenbar war es ihm lieber, nur nach und nach mit der Information herauszurücken. Clever, denn sollte der Killer sie entführen, würde sie ihm nicht verraten können, was sie nicht wusste. Das war Pragmatismus in seiner reinsten Form, ohne Zweifel, und gehörte zu der Welt, in der sie nun lebte.
    Manchmal kam es ihr so vor, als wäre sie durch den magischen Spiegel getreten und auf Alices Seite geraten, wo sie mit Trink-mich-Flaschen und sich verspätenden Kaninchen klarkommen musste.
    Durch die ausladenden Bäume am Fahrbahnrand fiel grünliches Licht auf den Asphalt. Sie befanden sich nun hoch oben in den Bergen und folgten einer Serpentinenstraße, die für ihren Geschmack ein bisschen zu schmal war. Als sie schließlich auch noch davon abbogen, dachte sie, Søren könne nicht mehr ganz richtig im Kopf sein, denn sie fuhren durch dichtes Unterholz, sodass Mia jeden Moment damit rechnete, der Toyota würde steckenbleiben.
    Sie gelangten jedoch zu einer Hütte, einem waschechten Blockhaus. Etwas Vergleichbares hatte sie bisher nur auf Bildern gesehen und nicht geglaubt, dass sie einmal in einer übernachten würde. Schon Sørens Haus in Virginia war, was Großstädter rustikal nannten; diese Behausung sah dagegen so aus, als wäre sie vor hundert Jahren im Schweiße seines Angesichts von seinem Urahn gezimmert worden, möglicherweise nach einem Scheunenbau.
    Søren fuhr über den kaum erkennbaren Weg hinter die Hütte und stellte den Wagen ab. Der Motor gab noch einen Moment lang tickende Geräusche von sich, als würde er gegen die Stille aufbegehren. Hier draußen in der Wildnis konnte man sogar die Vögel klar und deutlich in den Bäumen singen hören, was Mia geradezu unheimlich fand.
    »Die hat früher meinen Eltern gehört«, erklärte er. »Meinen richtigen Eltern.«
    »Früher?«
    »Ja.«
    Sie fragte erst einmal nicht weiter nach, wollte noch nur aus dieser verdammten Karre raus. Ihr Hintern fühlte sich mittlerweile taub an und kribbelte – eine besonders unangenehme Kombination. »Es sieht so aus, als wäre seit Jahrzehnten keiner mehr hier gewesen.«
    »Das stimmt wahrscheinlich auch. Meine Eltern werden immer älter, und meine Schwestern haben für die Berge nichts übrig.«
    Ächzend hievte sich Mia aus dem Corolla. »Und du meinst, der neue Besitzer hat nichts dagegen, dass wir hier sind?«
    »Allerdings.«
    Sie machten sich daran, den Kofferraum auszuladen. »Warum bist du dir da so sicher?«
    »Weil die Hütte mir gehört. Ich war hier oft mit Lexie und –«
    »Mit deiner Frau?«
    Er schaute sie forschend an. Sein Blick verfinsterte sich wie der Himmel kurz vor einem Sturm. »Ja. Sie ist ein paarmal mitgekommen, aber es hat ihr hier nicht besonders gefallen. Sie mochte die Stille und die Einsamkeit nicht.«
    Es versetzte ihr einen Stich, dass er verheiratet gewesen war. Wahrscheinlich hatte er seine Frau mit derselben Leidenschaft und Hingabe geliebt, die sie nun bei ihm zu spüren meinte und die nun von seiner Trauer verdrängt worden war.
    »Hast du sie geliebt?« Die Frage schmerzte, aber sie wollte es unbedingt wissen.
    »Das dachte ich damals zumindest. Heute weiß ich, dass ich nur nicht allein sein wollte.«
    Es hatte eigentlich keinen Zweck, weiter nachzubohren; er würde ihr nichts erzählen. Trotzdem konnte sie nicht widerstehen. Dieses unendlich Geheimnisvolle, das in umgab, machte es umso verlockender. »Und, wie war sie so?«
    Zur ihrer großen Überraschung antwortete er ihr. »Traurig«, sagte er nach einigem Überlegen.
    »Inwiefern?«
    »Ihr komplettes Leben war eine Lüge, und ich glaube, im Grunde wusste sie das auch.«
    »Dann hat sie dich also nicht sehen können.«
    »Nein«, entgegnete er leise. »Bisher war niemand dazu imstande, mit Ausnahme von dir.«
    Sie hielt inne, die Arme voll mit Einkaufstüten. »Nicht mal deine Eltern?«
    »Vielleicht noch in meiner Kindheit. Aber als ich dann älter wurde, standen auch sie unter der Wirkung meiner Gabe.« Dann beantwortete er die stumme Frage in ihren Augen. »Nein, sie wissen nicht, was ich

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