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Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat

Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat

Titel: Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Gray
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oder?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das mach ich schon. Ich werde die Dosen nur erhitzen.«
    Vor Müdigkeit konnte sie kaum noch die Augen offenhalten. »Darf ich das Sofa ausklappen?«
    »Ganz wie du möchtest.« Die leise Ironie in seinem Unterton war nicht zu überhören.
    »Als hätte ich eine Wahl«, murmelte sie.
    »Das ist leider wahr. Ich kann dir aber nicht anbieten, auf dem Boden zu schlafen, Mia. Hier wird es nachts ziemlich kalt.«
    »Das sollst du ja auch gar nicht.«
    Er kam zum anderen Ende des Sofas und half ihr, es auszuklappen. Aus einer Truhe unter dem Fenster kramte er schließlich einen ausgefransten Quilt hervor, zudem fanden sich Laken, die vom langen Liegen schon etwas vergilbt waren, sowie Kissen. Mia strich mit den Fingerspitzen über die Stickerei.
    Sie konnte sein Handeln nicht so ganz nachvollziehen. Er besaß eine Familie, die ihm Halt bot. Wenn es sein Wunsch gewesen wäre, hätte er nach seiner Flucht aus dem Versuchslabor zu Menschen heimkehren können, die ihn liebten. Stattdessen aber hatte er versucht, sich umzubringen, und als ihm das nicht gelungen war, sein Leben der Rache verschrieben.
    Womöglich hatte ihn die Zeit bei der Stiftung jedoch auch verändert, es ihm unmöglich gemacht, sich wieder in ein normales Leben einzufügen. Kriegsheimkehrern erging es häufig ähnlich. Vielleicht war aber auch die Angst, seine Familie zu gefährden, der ausschlaggebende Grund. So, wie sie ihn bisher erlebt hatte, würde das zumindest zu ihm passen.
    Während sie vollkommen in Gedanken versunken war, hatte er bereits das Bett gemacht. Mia zog sich aus und kroch nur mit Unterwäsche bekleidet unter die Decke. Er tat es ihr gleich und robbte von der anderen Bettseite aus an sie heran. Seine Körperwärme zu spüren, war eine überaus angenehme Überraschung.
    »Du fühlst dich so gut an.« Er strich ihr über den Rücken, doch es fühlte sich nicht so an, als wollte er Sex, sondern sich jede Stelle genau einprägen.
    »Ich schlafe gleich ein«, erinnerte sie ihn scherzhaft.
    Durch sein belustigtes Schnauben wurde eine Haarsträhne hochgepustet. »Ich möchte gerade gar nichts von dir, nur … das.«
    Mia kuschelte sich an ihn und horchte auf seinen Herzschlag. »Erzähl mir von ihnen.«
    »Von wem?«
    »Na, deiner Familie, die du nie siehst.«
    Weil du ein Mädchen rächen möchtest, das dich nicht sieht. Der Gedanke an die Sinnlosigkeit seines Unterfangens versetzte ihr einen Stich ins Herz. Er war gebrochen, wie ein unsachgemäß geschliffener Diamant, dessen Brillanz man nur dann noch erkennen konnte, wenn man ihn auf bestimmte Weise ins Licht hielt.
    Sie spürte einen Atemstoß. Er seufzte.
    »Ich habe zwei Schwestern, die beide jünger sind als ich. Meine Eltern sind von Kopenhagen in die USA eingewandert, als ich noch sehr klein war. Sie kannten sich mit den Unterschieden im Gesundheitssystem nicht besonders gut aus und haben sich nichts dabei gedacht, als sie mich zu einer kostenlosen Impfung brachten.«
    »Wie hast du von dem Ganzen erfahren?«
    »Während meiner Teenagerzeit habe ich mich immer gewundert, warum ich anders war – und schließlich angefangen, auf Internetseiten von Randgruppen und bei alt.net-user-Gruppen zu recherchieren. Dort lernte ich jemanden namens Mockingbird kennen, der die gleichen Fragen stellte wie ich.« Er schob die Finger in ihr Haar, als würde er Halt suchen. »Bei einer schwer zugänglichen Datensammlung wurden wir schließlich fündig. Damals war er der Hacker, nicht ich, dennoch gab er alles an mich weiter: Namen, Daten, Versuchsergebnisse, Kontrollgruppen. Ich stand auch auf der Liste. Für Micor und die Muttergesellschaft, die Stiftung, bin ich bloß ein Experiment gewesen. Ebenso wie Tausende anderer Kinder. Mockingbird und ich sind jahrelang in Kontakt geblieben. Er hat mich unterstützt, mir hauptsächlich Informationen beschafft. Persönlich sind wir uns allerdings nie begegnet.«
    »Und deine Schwestern – ?«
    »Nein. Als Elle und Grete zur Welt kamen, hatten meine Eltern bereits dazugelernt und wussten, dass man in diesem Land stigmatisiert wird, wenn man keine Krankenversicherung besitzt.«
    »Das sind aber hübsche Namen.« Nach und nach entspannte sie sich. »Und wie ist deine Mutter so?«
    »Mollig. Rosig. Fröhlich. Fleißig.« Die Adjektive kamen regelrecht aus ihm herausgeschossen, und man sah ihm an, dass die Beschreibung schmerzte. »Ich sterbe für ihren Apfelstrudel. Mein Vater ist Tischler. Er kann dir jedes nur erdenkliche

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