Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
sagte Rabinowitz und erhob sich halb aus seinem Ledersessel. »Welch schöne Überraschung. Bitte setz dich. Haben wir Geschäftliches zu besprechen?«
Serrano klopfte auf die Aktentasche, als er gegenüber von seinem Buchhalter Platz nahm. »Haben wir. Aber das kann warten, bis du mit deinem Abendessen fertig bist.«
»Hast du schon gegessen? Das Lamm ist köstlich.«
»Ich könnte eine Kleinigkeit vertragen«, räumte Serrano ein.
Rabinowitz winkte nach einem zweiten Gedeck. Eine Speisekarte gab es hier nicht. Wer Auswahl haben wollte, konnte woanders hingehen. Aber bei Farraday’s bekam man das beste Fleisch und die erlesensten Beilagen, wenn man sich den jährlichen Mitgliedsbeitrag leisten konnte.
Ein Kellner breitete eine schneeweiße Serviette über Serranos Schoß aus, was diesem immer leichtes Unbehagen bereitete. Die falsche Sorte von Kerl könnte diese Nähe ausnutzen, und zwar nicht bloß in sexueller Hinsicht. Wenn der Typ sich scheinbar dienstbeflissen zu ihm herabbeugte, war das die Gelegenheit, Serrano mühelos ein Messer in den Hals zu stechen. Dieser entspannte sich erst, als der Kellner zehn Schritte weit weg war.
Rabinowitz wartete, bis die Platte mit Lamm, Artischocken und neuen Kartoffeln kam, dann setzte auch er seine Mahlzeit fort. Beim Essen unterhielten sie sich über belanglose Dinge, denn Serrano war einmal auf unangenehme Weise beigebracht worden, dass Gentlemen währenddessen niemals über Geschäftliches sprachen. Dafür gab es andere Gelegenheiten. Am besten tat man es bei Zigarre und Cognac.
Nachdem der Tisch abgeräumt worden war, zündete sich Serrano eine Black Dragon an, lehnte sich in seinem Sessel zurück und blies einen Rauchkringel aus. Bobby hatte immer Spaß an diesem kleinen Trick. Der Erbsenzähler rauchte selbst nicht, roch es aber gern.
»Also, was bringst du mir?«, fragte Rabinowitz und rieb sich die Hände. »Futter für eine Steueroase? Eine Tarnfirma? Scheingeschäfte? Ich könnte etwas Gewinnbringendes gebrauchen. In letzter Zeit liefen die Geschäfte schleppend.«
»Was ich habe, ist vielleicht besser«, sagte Serrano und schob die Aktentasche über den Tisch.
Bobby riss sie an sich und stieß dabei beinahe den Kellner an, der gerade ein Silbertablett mit Kaffee und Likör brachte. Serrano nahm nur einen Espresso und winkte ansonsten ab. Geduldig saß er da, während sein Gesprächspartner las.
Endlich blickte Rabinowitz auf. »Woher hast du das alles?«
Serrano zog die Brauen hoch. »Willst du das wirklich wissen?«
»Eigentlich ist es besser, wenn ich’s nicht erfahre. Ich stelle lieber eine andere Frage: Wen betreffen diese Unterlagen?«
»Ricci und Pasternak.«
»Du hast also herausgefunden, dass sie jetzt für die Armenier arbeiten?«
»Ich war mir nicht sicher. Ich möchte, dass du dir das gründlich ansiehst. Vielleicht irre ich mich ja, aber du tust das nie.«
Rabinowitz machte ein Engelsgesicht. »Jeder hat eine Begabung. Das ist meine. Aber verdammt … die Armenier – «
»Haben sich 2006 von Odessa abgespalten. Odessa hat San Fran abgeriegelt, die Armenier nahmen sich L. A. und breiten sich jetzt nach Osten aus.«
Rabinowitz stieß einen Pfiff aus. »Scheiße. Das ist eine Landmine, Ger. Wenn wir an diese Informationen kommen konnten, ist es auch jedem anderen möglich. Es könnte einen Krieg geben, wenn das die falschen Leute herausbekommen. Was willst du dagegen unternehmen?«
Das alte Vegas existierte nicht mehr, keine Frage. Die Kasinos gehörten nicht mehr der Mafia, zumindest nicht auf dem Papier. Alles wurde von Firmen geführt, die aber hatten Angestellte und in Wirklichkeit gab es eine Hierarchie. Bobby Rabinowitz war offiziell Serranos Finanzchef. Man konnte seine Geschäfte durchaus noch auf die alte Art führen, seinen Schlägern Titel wie »Vizepräsident der Marketingabteilung für Schädelbrüche« geben und jedem ein fettes Gehalt zahlen.
»Eine ausgezeichnete Frage«, sagte er lächelnd. »Aber ich habe einige Ideen.«
Er umriss sie, während Rabinowitz ein Stück Kuchen aß.
Mia Sauter sah so hübsch aus wie am Tag zuvor, doch diesmal trug sie einen zitronengelben Hosenanzug und eine Schluppenbluse. Bei vielen anderen hätte das zu knallig gewirkt, aber zu ihrem dunklen Teint sah es klasse aus. Die glänzenden Haare hatte sie zu einem komplizierten Knoten frisiert, der zweifellos signalisieren sollte, dass sie ihm heute ganz geschäftlich kommen wollte, doch sie zeigte ein bisschen zu viel Dekolleté, um ganz
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