Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
das gehen sollte.
Wie konnte sie zur Schule gehen, wenn sie niemand berühren durfte? Sie hätte nicht zum Tanzunterricht oder zum Abschlussball gehen können. Nein, ihr bisheriges Leben war wesentlich besser, und davon hatte sie ihren Dad schließlich auch überzeugt.
Oh Gott, er fehlte ihr so sehr. Nach seinem Tod hatte sie sich so allein gefühlt, als würde es nie wieder irgendjemanden kümmern, ob sie lebte oder stürbe.
Sie wurden wild hin und her geschleudert und das Heulen der Sirenen entfernte sich allmählich wieder. Wenigstens das hatte Dwight drauf. Kyra machte die Augen zu, halb benebelt von der Trauer um ihren Vater, halb von den Abgasen. Das Dröhnen des Wagens kam ihr so unwirklich vor. Wie auf eine unausgesprochene Bitte hin umarmte Rey sie, schob einen seiner Arme unter ihrem Kopf hindurch und legte den anderen um ihre Taille.
Sie spürte seinen warmen Atem am Ohr. »Du hast ihm eine Schramme verpasst, weißt du. Als du ihm die Schlüssel ins Gesicht geworfen hast.«
Kyra lächelte. »Gut. Das hat er verdient.«
»Und noch mehr«, entgegnete Rey grimmig. »Der kriegt noch sein Fett, keine Sorge. Wir hatten nur nicht genug Zeit, uns mit ihm zu befassen, bevor die Bullen angerückt sind.«
»Wie viele Biker hast du erwischt? Ich konnte leider nicht viel sehen.«
»Es waren neun, die nicht mehr zu ihren Maschinen rennen konnten.« Er sagte es so gelassen, als wäre es überhaupt nicht anstrengend gewesen.
»Wer bist du? Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann?«
»Jep. Hast du es nicht gehört? Sie haben mich wieder zusammengeflickt … Das können die inzwischen. Aber diesmal hat’s zwanzig Millionen gekostet.« Sie konnte förmlich spüren, wie er hinter ihrem Rücken grinste. »Das ist die Inflation.«
»Ach, sag bloß«, murmelte sie.
»Willst du, dass ich die Karten auf den Tisch lege? Mache ich glatt. Eines Tages werde ich dir alle meine Geheimnisse anvertrauen … Gleich nachdem du mir deine verraten hast.«
Erwischt! Sie war zu ihm auch nicht offen gewesen. »Na gut. Meinst du, das ist der passende Augenblick für so was?«
»Hast du vielleicht gerade etwas anderes vor?«
Reyes wartete. Er hatte noch nie eine Frau wie sie kennengelernt. Die Anziehung zwischen ihnen kam ihm wie eine Urgewalt vor. Alles, worauf er in seinem Leben hingearbeitet hatte, war verglichen mit Kyras Feuer ein müdes Flämmchen gewesen. Es musste zwar nicht sofort sein, aber er wollte endlich über den ganzen Mist Bescheid wissen. Sie musste aufhören, so verdammt stur zu sein, und ihn in alles einweihen. Er wünschte es sich mit jeder Faser seines Körpers. Nicht, weil er den Auftrag zu Ende bringen, wohl aber, weil er ihr helfen wollte.
Doch den ersten Schritt dazu musste sie tun.
»Nein«, antwortete sie langsam. »Ich habe zwar gerade nichts Besseres vor, aber ich lasse mich bestimmt nicht von dir erpressen. So dringend will ich deine Geheimnisse auch wieder nicht erfahren.«
Was für ein nerviger Dickkopf! Vielleicht würde er doch den Anfang machen müssen. Aber wenn er ihr von Serranos Auftrag erzählte, würde dies eine Katastrophe auslösen und Kyra wäre zutiefst verletzt. Besser, sie befreiten sich erst einmal aus dieser Situation, danach würde er es ihr sagen. Ihm wurde bewusst, dass er die Entscheidung bereits gefällt hatte und den Auftrag gar nicht mehr ausführen wollte. Er war nun voll in Kyras Angelegenheiten involviert und nicht unglücklich darüber.
»Ich vertraue dir«, sagte er. »Aber ich verstehe, warum du mir nicht glaubst. Du kennst ja nicht einmal meinen richtigen Namen.«
Das überraschte sie. »Nicht?«
»Nein. Rey ist nur mein Spitzname.«
Den nur Kyra verwendet , fügte er im Geiste hinzu. Personen, die ihn engagierten, kannten ihn als Mack, was eine ironische Anspielung auf Mackie Messer war. Es konnte nicht falsch sein, sich ein wenig Humor zu bewahren.
»Und wie heißt du dann?«
Reyes lächelte flüchtig. »Porfirio Ten-Bears Reyes.«
Sie schwieg einen Moment lang. »Aha. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich dich weiter Rey nenne.«
»Ich bin es gewohnt.«
Was immer sie vielleicht noch hatte sagen wollen, sie schaffte es nicht mehr. Der Wagen kam schlitternd zum Stehen, und die Kofferraumklappe ging auf. Da Kyra vorne lag, wurde sie als Erstes herausgehoben und gleich ein Stück weit weggezerrt. Auf ihre Schusswunde wurde dabei keine Rücksicht genommen, sodass sie aufschrie, als sie mit dem Bein gegen den Kotflügel stieß.
»Lass mich los, du
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