Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
Sie hatte zwar nicht gesehen, wie viele es waren, aber Rey machte die Typen gerade fertig.
Er vereinte brutale Gewalt mit eleganter Technik. Als wäre er der geborene Killer, setzte er zu einem Drehsprung an, nach dem vier Mann stöhnend am Boden lagen. Es folgte ein One-Two-Kick, den auch sie bereits etliche Male ausgeführt hatte. Rey kämpfte äußerst dynamisch und seine Bewegungen wirkten fließend, wie es für Tarung Derajat und Jendo typisch war.
Mit Sicherheit würde er sie alle kampfunfähig machen. Sie brauchte sich nur im Hintergrund zu halten und abzuwarten, statt sich als Trumpfkarte ins Spiel zu bringen. In ihrer Wade puckerte es, aber sie versuchte, den Schmerz zu ignorieren. Fluchend hastete Dwight um den Wagen herum, um gegen Rey eine günstigere Schussposition einzunehmen. In der Ferne waren Sirenen zu hören. Der Motelbesitzer hatte anscheinend die Polizei gerufen.
»Du musst eine Entscheidung treffen, Kyra«, sagte Rey, der sich neben den linken Hinterreifen duckte. »Wie schlimm ist es, wenn die Bullen uns einkassieren?«
Die Polizisten würden einfach jeden mitnehmen, den sie noch antrafen. Da waren sie erst einmal nicht wählerisch. Kyra kniff die Augen zu. So ungern sie es zugab, aber angesichts der Umstände war Dwight das kleinere Übel. Es würde weitaus einfacher sein, ihm zu entkommen.
Sie seufzte zitternd. Ohne ihre Knie zu belasten, zog sie sich mit beiden Ellbogen unter dem Wagen hervor. »Ergib dich. Wir lassen uns von ihm mitnehmen.«
»Schön zu sehen, dass ihr keine Vollpfosten seid«, meinte Dwight. »Es ist besser, die Angelegenheit ohne die örtlichen Gesetzeshüter zu klären. Ihr seid abgehauen und habt die Jungs verärgert. Und jetzt schwingt euren Arsch in den Kofferraum.« Er klappte selbigen auf und klopfte ermunternd an den Kotflügel.
Wenn man bedachte, wie Rey die Zahl der Biker dezimiert hatte, konnte sie sich nur wundern, dass Dwight ihn trotzdem mitnehmen wollte, aber vielleicht hatte er zu viel von seinem eigenen Meth genascht. Er schien es mit logischem Denken nicht so zu haben. Dumm wie Bohnenstroh, pflegte ihr Dad zu sagen.
Mittlerweile konnte sie bereits die Lichter der Polizeiwagen am Horizont erkennen. Wenn sie nicht machten, dass sie hier wegkamen, wären sie geliefert. Bei ihrer Vorgeschichte würde es Monate dauern, bis die Bullen alle Akten überprüft hätten. Rey beförderte sie in den Kofferraum und folgte ihr. Der Deckel knallte zu, und jemand – höchstwahrscheinlich Dwight – startete den Motor und fuhr mit durchdrehenden Reifen los. Als sie auf den Highway fuhren, heulte hinter ihnen die Sirene eines Streifenwagens auf. Unvermittelt legte sich der Marquis scharf in die Kurve, sodass Kyra mit dem Kopf gegen Reys Schulter prallte.
»Das gibt einen blauen Fleck«, murrte sie.
»Versuch mal, ob du dich drehen kannst. Es wird besser gehen, wenn du mit dem Rücken zu mir liegst.«
»Okay.« Kyra mühte sich ziemlich ab, wobei sie ihn einmal mit dem Ellbogen stieß, schaffte es aber schließlich, sich umzudrehen. Der Schmerz schoss durch ihr Bein wie eine Feuerlanze. Sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu wimmern, doch Rey hörte es.
»Was hast du?« Er holte tief Luft. Wie er trotz des rostigen Blechs und der Abgase etwas riechen konnte, war ihr schleierhaft. »Scheiße, du blutest.«
»Ich hab eine Kugel in der Wade«, sagte sie und versuchte gelassen zu klingen. »Nicht so schlimm. Es wurde nichts Wichtiges getroffen.«
»Verdammt«, zischte er. »Hätte ich das gewusst, wäre die Entscheidung anders ausgefallen. Die Wunde muss ärztlich versorgt werden. Die Polizei hätte dafür gesorgt.«
»Ja, und mich für zwei Jahre eingesperrt«, murmelte sie. »Nein, so ist es besser. Wir können das Arschloch überlisten. Er hält sich für den zweiten Harvey Keitel. Mach dir keine Sorgen wegen der Wade, ich komm schon zurecht. Besorg mir nur eine Flasche Fusel, dann hole ich die Kugel raus.«
»Findest du das lustig?«
Sie antwortete nicht. Würde er mit den Fingerspitzen sorgfältig ihren Oberarm abtasten, fände er eine kleine Narbe. Sie war schon einmal angeschossen worden. Damals hatte ihr Dad vor Schuldgefühlen fast schon hysterisch reagiert. Und nachdem es in Reno so übel ausgegangen war, hatte er diese Art zu leben ganz an den Nagel hängen wollen. Er versprach, sich um einen anständigen Job zu kümmern und irgendwo ein Haus zu mieten. Kyra war zu diesem Zeitpunkt gerade sechzehn geworden und konnte sich nicht vorstellen, wie
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