Skinchanger: Wildes Blut - Winter, P: Skinchanger: Wildes Blut
verschränkte sie beim Umherwandern in ihrem Nacken. Durch tiefe Atemzüge versuchte sie, sich zu beruhigen. Jacksons Blick folgte ihr.
„Werwölfe gibt es nicht, Devin. Das sind Sagen, die durch solche wie dich entstanden sind. Menschen versuchen stets, das Unerklärliche zu begreifen, und ihre Fantasie spielt dabei eine große Rolle.“
„Solche wie mich? Was zum Teufel bin ich?“
„Du hattest recht: Es war ein Wolf, der dich angegriffen hat. Ein unkontrollierter Reinblütiger meines Clans.“
Jackson hob seinen Kopf, als sie endlich stehen geblieben war. Eine Mischung aus Skepsis und Neugier spiegelte sich in ihrem Gesichtsausdruck.
„Ich bin ein Skinchanger. Uns gibt es seit Urzeiten. Die Hülle zu wechseln, die Knochenstruktur, Muskeln und Sehnen zu verändern war eine Überlebensstrategie und ein Verteidigungsmechanismus. Wir konnten uns in ein kleineres Wesen verwandeln, um zu fliehen, oder in einen dem Gegner ebenbürtigen Rivalen, um das Überleben durch einen ausgeglichen Kampf zu sichern.“
Sie wirkte verwirrt, hin und her gerissen, ob sie glauben sollte, was er erzählte, oder nicht. Jackson fesselte ihren Blick an sich.
„Über die Jahrtausende der Evolution haben sich verschiedene Clans unter den Skinchangern gebildet. Katzenmenschen, Wölfe, Kojoten, Bären, es gibt viele von uns, aber nur wenige der Urform. Die Rassen blieben unter sich, vererbten untereinander das reinblütige Gen ihrer Spezies, und dabei schlich sich ein Virus ein. Der Biss eines verwandelten Wolfs kann einen Menschen infizieren. Schlimmer ist es bei den Katzen, da reicht der Hieb einer Pranke, ein Kratzer ihrer Krallen. Die Menschen, die den Angriff eines Skinchangers überleben, werden zu dem, was sie angegriffen hat. Sie haben keine Chance. Durch die unkontrollierten Ausbrüche, wenn das Tier in ihnen erst einmal erwacht, verbreitet sich die Infektion wie eine Seuche.“
Langsam setzte Devin sich rückwärts in Bewegung.
„Okay.“
Ihre Mimik verzerrte sich im Gegensatz zu ihrer ruhigen Stimme. Panik! Angst! Misstrauen! Die Gerüche schwängerten die Luft um Devin, und Jackson sah ihr an, dass sie ihm nicht glauben wollte.
„Ich kann dich wirklich gut leiden, weißt du … aber das ist verrückt.“
Ihre Schritte wurden hektischer. Sie drehte sich um, wollte losrennen, und stoppte in ihrer Bewegung, als hinter ihr das Knacken einer Handfeuerwaffe ertönte, die entsichert wurde.
„Lauf nicht weg, Devin.“
Sie hielt den Atem an und drehte sich mit geschlossenen Augen langsam zu Jackson um. Zögernd öffnete sie ihre Lider. In der ausgestreckten Hand hielt er eine Glock, deren Mündung auf Devins Kopf zielte.
„Es tut mir leid. Du warst am falschen Ort, zur falschen Zeit … es ist nicht deine Schuld, aber ich habe eine Verpflichtung.“
„Lass mich gehen, ich werde niemandem davon erzählen, versprochen.“
Jackson schloss vor innerer Zerrissenheit die Augen, als er die Tränen in ihrer verzweifelten Stimme hörte.
„Ich kann dich nicht gehen lassen.“
Der Wolf in ihm tobte vor Zorn, wollte ihn aufhalten. Jackson kämpfte verzweifelt gegen ihn an.
„Ich kann es nicht.“
Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern. Der Finger spannte sich um den Abzug.
„Bitte! Jackson, ich will nicht sterben. Ich bin noch nicht dazu bereit.“
Ihr Betteln kroch unter seine Haut, in seinem Kopf pochte das Blut, und in seinen Ohren rauschte die Stille des Waldes. Der Schuss schallte durch die Nacht.
Devin brach in die Knie. Ein Beben erfasste ihre Glieder, unkontrollierte Zuckungen schüttelten sie, und sie schrie über einen Schmerz, der auf sich warten ließ. Als sie wieder aufsah, erkannte sie, dass Jackson die Waffe gen Himmel hielt. Qualm stieg aus der Mündung empor. Dann floss eine Tränenflut der Erleichterung über ihr Gesicht. Minutenlang lauschte er ihrem Schluchzen, bewegte sich nicht, konnte kaum atmen, und der Wolf in ihm wurde ruhiger. Vor Wut schreiend, schleuderte Jackson die Schusswaffe in die Dunkelheit. Auch er brach in die Knie und verbarg sein Gesicht in beiden Händen.
„Lässt du mich gehen?“
Er schüttelte mit dem Kopf, erhob sich wieder, atmete die frische Waldluft ein, ohne Devin anzusehen.
„Zieh dich aus.“
Er fühlte sich erschöpft, als hätte er einen schweren Kampf verloren. Devin zögerte, fürchtete sich vor ihm.
„Tu, was ich dir sage.“
„Hör zu, das war eine verrückte Nacht, und es ist eine Menge passiert. Ich kann das verstehen.“
Jackson stürzte auf
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