Skinwalker 01. Feindesland
das offene Fenster, und er wurde immer stärker, je näher ich kam. Der Leberfresser-Rogue hatte in der Tat jemanden getötet. Ich gab Gas und raste die Einfahrt hoch, bremste ab, riss mir den Helm herunter und wählte Katies Kontakt beim NOPD , Jodi Richoux. Rick hielt neben mir und stellte ebenfalls den Motor ab.
»Jodi « , sagte ich, als sie abnahm. »Hier ist Jane Yellowrock. Gestern Nacht bin ich der Spur des Rogue gefolgt, und jetzt hab ich hier ein Haus, dessen Fenster offen stehen. Eines zeigt Spuren eines Einbruchs. Es dringt Leichengeruch heraus .«
»Bleiben Sie dran « , sagte sie, und ich hörte einen gedämpften Wortwechsel, bevor sie sagte: »Okay. Geben Sie mir die Adresse .«
»Es ist in der Old Man’s Beard Street, vom Highway 90 ab, nicht weit entfernt von der Ausfahrt Lapalco Boulevard, am Ende der Sackgasse. Schicken Sie lieber gleich ein Team. Und bringen Sie ihr Psy-Meter mit. Ich würde gern sehen, was es anzeigt .«
»Das Team ist auf dem Weg und ich auch. Aber nennen Sie mir einen Grund, warum ich Ihnen vertrauliche Informationen mitteilen sollte .«
»WeilSiemöchten,dassichdasnächsteMal,wennichaufetwasInteressantesstoße,Sieanrufeundnichtdie Times-Picayune .« IchklapptedasTelefonzu.MitPolizistenzuspielenmachteSpaß.VermutlichwarJodijetztstinksaueraufmich,abersiewürdemirwohlkeineInformationenvorenthalten.FallssieallerdingsdengeringstenAnlassfand,micheinzubuchten,würdesieestun,schonumsichanmirzurächen.AugeumAuge,ZahnumZahn.IchschobmeinBikeausderEinfahrtunduntereinenschattigenBaum.
»Sie sind verrückt, wissen Sie das ?« , sagte Rick. »Total durchgeknallt .«
Ich zog den Reißverschluss meiner Lederjacke auf, zog sie aus und legte sie über den Lenker. »Ich kann hier jetzt erst mal nicht weg. Bleiben Sie oder fahren Sie ?«
»Ich mache, dass ich hier wegkomme .« Er hielt inne, sichtlich hin und her gerissen. »Woher wissen Sie, dass der Rogue gestern Nacht hier war ?«
Ich beschloss, ihm die Wahrheit zu sagen, soweit es möglich war. Bevor ich meine Geschichte Jodi verkaufte, war es sicher gut, ein wenig zu üben. »Ich bin ihm ein Stück gefolgt. Sah ihn hier irgendwo verschwinden, aber nicht wieder herauskommen .«
»Sie haben den Cops was von Leichengeruch erzählt. Aber alles, was ich rieche, ist frisch geschnittenes Gras. Und Lady, ich hab eine gute Nase .«
Tatsächlich lag der Duft von frisch gemähtem Rasen in der Luft, aber ich hatte sofort den Geruch herausgefiltert, nach dem ich auf der Suche war. Nicht sehr clever. Ich beschloss, überrascht zu tun. »Riechen Sie das wirklich nicht ?«
Ricks Augenbrauen gaben mir zu verstehen, dass ich nicht sehr überzeugend wirkte. Er steckte die Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog ein paar gefaltete Blätter heraus, die mit einer Briefklammer zusammengehalten waren. »Die Infos über die Grundstückseigentümer, die Sie wollten .«
Ich nahm das kleine Bündel an mich und steckte es unter mein T-Shirt. »Danke .«
»Ich würde ja gern bleiben, aber … «
»Aber Sie haben Probleme mit den Cops ?«
»So in etwa. Ich sehe Sie dann später .«
»Klar. Beim Tanzen in dem Club, wo Sie spielen .« Ich schenkte ihm ein vorsichtiges Lächeln. »Ich geb Ihnen ein Bier aus .« Es geht doch nichts über ein Mädchen mit Initiative – vielleicht war ich ja doch eine moderne Frau. Oder vielleicht wollte ich ihn und seine Freunde bloß im Auge behalten. Womöglich war Rick selbst hinter dem Rogue her und hoffte, ihn mir vor der Nase wegzuschnappen, um die Prämie zu kassieren, die eigentlich ich verdient hatte. Vielleicht wollte er sich auf die Art einen Namen machen. Oder er war an einer ganz anderen Sache dran, die aber für meinen Fall ebenfalls von Bedeutung sein konnte.
»Ja.Naja .« DasklangnichtgeradenachüberschäumenderBegeisterung.AbervielleichttatihmderHinternnochzuwehzumTanzen – aufdenichihnnunschonzumzweitenMalunsanftbeförderthatte.ErdrehtedenSchlüssel,undderMotorseinesrotenReiskochersspranganundschnurrte.Fasthätteichgesagt:»ZündschlüsselsindwasfürMemmen «
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