Skinwalker 01. Feindesland
waren, würde ich einen schlechten ersten Eindruck machen. Und einen noch schlimmeren, falls Rick den Cops gesteckt haben sollte, dass ich den Rogue gesehen hatte. Und das Blut von den Steaks, die ich im Garten verschlungen hatte, war auch noch nicht beseitigt. Nachlässig. Mist.
Einer von ihnen klopfte erneut, dieses Mal weniger höflich. Ich ging in den Flur, schob die Riegel zurück und öffnete die Tür. Mit nach oben gestreckten Armen hielt ich mich an Tür und Türpfosten fest, gähnte herzhaft und musterte sie mit zusammengekniffenen Augen durch eine zerzauste Haarsträhne hindurch. Der Mann starrte auf meine Beine und das Stück nackten Bauch, das zwischen T-Shirt und Shorts zu sehen war. Er war Mitte vierzig und roch nach Cajun-Gewürzen und Rasierwasser. Viel Rasierwasser. Ich rümpfte die Nase. Die Frau war jünger, ein wenig stämmig, und trug das Haar zu einem Bob geschnitten. Auf der Marke an ihrem Jackenaufschlag stand ›Jodi Richoux‹. Ich hatte richtig vermutet: Katies Polizeikontakt. Ich gähnte zu Ende und knurrte dann mürrisch: »Ja, bitte ?«
Sie schnitt ein Gesicht. »Jane Yellowrock ?«
»Die bin ich. Und Sie sind Katies Freundin vom NOPD . Kommen Sie rein .« Ich zog die Tür weit auf und ging in die Küche, wobei ich mich demonstrativ unter den Achseln kratzte. Ich mochte keine Cops, aber ich machte mir gern einen Spaß daraus, sie zu reizen. Ganz ähnlich wie Beast, wenn sie mit ihrer Beute spielte, bevor sie zuschlug. So ein Katz-und-Maus-Spiel machte die Sache einfach spannender. »Ich mach Tee « , sagte ich über die Schulter. »Kaffee gibt’s hier nicht, und auch keine Donuts für Sie .«
»Was man so hört, essen Sie hauptsächlich Steak « , sagte Jodi.
Und das Spiel beginnt. Ich grinste und schob mir das Haar aus dem Gesicht. »Ich bin ein Fleischfresser. Gemüse ist was für Weicheier .« Während die beiden sich in der Küche umsahen, füllte ich den Kessel mit Wasser. »Dann haben Sie wohl mit meinem Metzger gesprochen .«
»Ja. Und mit noch ein paar Leuten .«
»Setzen Sie sich doch « , sagte ich.
»Was dagegen, wenn ich mich mal umsehe ?« , sagte der Mann. »Ich würde mir lieber die Beine vertreten .«
Demonstrativ sah ich auf seine Marke. »Ja, Officer Herbert, ich habe etwas dagegen. Setzen Sie sich oder hauen Sie ab .« Ich zeigte auf den Stuhl und anschließend zur Tür.
»Und warum haben Sie etwas dagegen ?« , fragte Jodi. »Haben Sie was zu verbergen ?«
»Nicht,dassichwüsste.IchsehenurkeinenGrund,warumich ihnohneDurchsuchungsbefehlinmeinerUnterwäschewühlenlassensollte.BringenSiemireinenDurchsuchungsbefehl,undSiekönnenhierstöbern,sovielSiewollen.Nur,damitSiees wissen:MeineVermieterinhatdasganzeGrundstückmitKamerasbestückenlassen.WennrundumdieUhrKameraslaufen,hatmannichtvielPrivatsphäre .« Daswarallesnichtdirektgelogen.Katie hatte Kamerasinstallierenlassen.Nurliefendienichtmehr.DieseskleineDetailbehieltichfürmich.DasLebenwarsovieleinfacher,wennmansichkeinekonstruiertenLügen merken musste.DiebeidenCopswechselteneinenüberraschtenBlick.Ichkonnteförmlichzusehen,wiesieihreTaktiküberdachten.WiederzeigteichaufdieKüchenstühle.»SetzenSiesich .«
»Ärbähr « , sagte er und setzte sich auf den Stuhl neben dem, auf den ich gezeigt hatte.
»Wie bitte ?« Ich stellte den Kessel auf den Herd und drehte die Gasflamme an.
»DasistmeinName.ErwirdÄrbährausgesprochen.Französisch .«
EslagmiraufderZunge,zusagen:»IstjaeindollesDing « ,aberichließeslieberbleiben.Nochwareszufrüh,ihnzuprovozieren.Alsich,stattzuantworten,nureineTüteKekseaufrissundsieihnenüberdenTischhinschob,fragteJodi:»WowarenSieletzteNacht ?« Siesetztesichnicht,sondernbliebanderTischeckestehenundhielteinwenigAbstand,sodasssieunsbeidebeobachtenkonnte,ohneimWegzusein.EineaufschlussreicheVorsichtsmaßnahme.
»Überall .« Ich lehnte mich mit den Schultern an den Hängeschrank und mit der Hüfte an die Arbeitsfläche, verschränkte die Arme vor der Brust und stellte einen Fuß an den Schrank hinter mir, als wollte ich mich abstützen. Der Umstand, dass ich mich aus dieser Position gut zum Sprung abdrücken konnte, war kein Zufall. »Ich bin auf der Dauphine zu Katies Ladies gegangen und wieder zurück, dann auf der St. Louis Street bis zur Royal. Und dann war ich noch hier und da .«
»Gestern Nacht wurde auf der Barracks Street ein Mädchen getötet. Uns wurde gesagt, Sie wüssten etwas darüber « , sagte Jodi.
Sieh mal einer an. Rick hatte also gepetzt. War er etwa ein
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