Skinwalker 01. Feindesland
Verschleierungszauber .« Ich tat noch mehr Zucker in meinen Tee und rührte um, das Gesicht von ihm abgewandt. Ich war keine gute Lügnerin, und ich wusste es. »Man sieht mich nur dann kommen und gehen, wenn es mir beliebt .«
Er stand auf, kam näher und lehnte sich an den Tresen – ein wenig zu nah. »Was hab ich denn zu tun, wenn ich für Sie arbeite ?«
Ich holte Luft, um zu antworten, und erstarrte unvermittelt. Dann atmete ich ganz langsam ein, öffnete die Lippen. Dieser Geruch. Sein Geruch. Ich beugte mich leicht vor und schnupperte. Er spannte sich an, als meine Nase fast an seinen Hals kam. Ich prüfte die Luft um ihn herum, dann stellte ich mich hinter ihn und lehnte mich noch näher. Vor Schreck ballte er die Fäuste, aber ich konnte nicht aufhören. Ich öffnete den Mund und zog die Lippen zurück, um seine Witterung zu schmecken.
Ich kannte sie. Eine der Duftmarken auf dem Stoff, der Beast helfen sollte, den Rogue aufzustöbern. Dieser Geruch. Das Parfum einer Frau, der Duft ihres Körpers, der an dem Vamp haftete, so schwach, dass ich es erst kaum wahrgenommen hatte. Der Typ – Rick – trug denselben Duft an sich wie der Rogue.
Sie hatten beide mit derselben Frau geschlafen. Sex. Wie konnte es jemand, selbst ein Mensch, nur über sich bringen, mit einem kranken, verwesenden Rogue zu schlafen? Doch den Wilden witterte ich nicht an Rick, nur die Frau. Warum nicht? Warum hatte sie den Gestank des Rogue nicht von einem Mann zum anderen weitergegeben?
Ich riss mich zusammen und ging zum Tisch zurück. Als ich den Becher abstellte, zitterte meine Hand. Damit er es nicht sah, ballte ich sie zur Faust. Ich musste dringend allein sein, um nachzudenken. »Im Moment noch gar nichts « , nahm ich das Gespräch wieder auf, als wäre nichts gewesen. »Heute Abend kriegen Sie ein paar Adressen, über die ich Hintergrundinfos brauche. Eigentümer, Mieter, all so was .«
»Was zum Teufel war das eben ?«
Ich schüttelte den Kopf und ließ meine Haare vors Gesicht fallen. Verbarg mich. »Nichts. Und jetzt raus hier. Ich brauche Schlaf .« Das Zittern unterdrückend, ging ich zur Tür, öffnete sie und hielt sie weit auf.
Rick blieb einen Moment unschlüssig am Tisch stehen. Ich fürchtete, er würde eine Erklärung verlangen. Oder mehrere. Ich wusste, wie ich ausgesehen haben musste, als ich an ihm schnüffelte wie ein Tier. Ich wollte nichts sagen, was ihn vielleicht darauf bringen konnte, was ich war, oder was ich entdeckt hatte. Ich mochte ihm nicht in die Augen sehen.
Schließlich setzte er die Sonnenbrille auf und ging. Nach draußen. Ich schloss hinter ihm ab und lehnte mich gegen die Tür. Mit wem auch immer Rick gestern Nacht oder heute Morgen, jedenfalls kürzlich geschlafen hatte, sie schlief auch mit dem Rogue. Wie hielt sie bloß den Fäulnisgestank aus? Und warum roch sie nicht danach?
7
Lass es fliegen
Ich brauchte Mollys Hilfe. Also wählte ich ihre Nummer, lauschte dem Klingeln und hinterließ eine kurze Nachricht, als ich auf ihre Mailbox umgeleitet wurde. »Ich bin’s. Ruf mich an. Und überprüf noch mal die Schutzbanne .« Ich drückte BEENDEN und rollte mich auf dem Bett zusammen, das Handy auf dem Kissen neben mir. Molly würde sofort zurückrufen, wenn sie ihre Nachrichten abhörte.
Wie die meisten Hexen war auch Molly vergesslich. Manchmal vergaß sie sogar, die Schutzbanne rund um ihr Haus zu kontrollieren, die verhindern sollten, dass die Psychometry Law Enforcement Division auf sie und ihre Familie aufmerksam wurde. Die sogenannte PsyLED war eine von der Regierung neu gegründete Abteilung für psychometrische Ermittlungen, die zum Heimatschutzministerium gehörte. Die PsyOffs – die Officers der PsyLED – sammelten Informationen über alle Übernatürlichen des Landes. Bisher hatten sie Mollys Kinder noch nicht im Visier. Doch so würde es nur bleiben, solange aus ihrem Haus und von ihrem Grundstück keine magische Energie nach außen drang.
Todmüde, die Glieder schwer wie Blei, schloss ich die Augen.
Um drei Uhr nachmittags wachte ich davon auf, dass jemand an meine Tür klopfte. Das Schlafzimmer war L-förmig, die kurze Seite ging zur Straße hinaus. Ich spähte durchs Fenster und sah einen Streifenwagen am Straßenrand parken. Ein Mann in Uniform und eine Frau in Jacke und Khakihosen standen auf der Veranda. Ich sah fürchterlich aus, nicht gerade wie ein »auswärtiges Talent « , eine professionelle Vampjägerin. Wenn das Katies Kontakte bei der hiesigen Polizei
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